Bochum. Der Weihnachtsmarkt in Bochum ist abgesagt. Nun dürfen auch die Schausteller auf dem Boulevard ihre Hütten nicht öffnen. Der Ärger ist groß.
Corona hat die Schausteller in Existenzsorgen gestürzt. Nun versiegt auch ihre letzte Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft: Die Stadt untersagt den Händlern vorerst den Betrieb ihrer zehn Verkaufswagen in der Innenstadt.
Crêpes und Reibekuchen, gefüllte Pizzabrötchen, Softeis, Süßwaren, Champignons und Hotdogs: Seit Juni durften die Bochumer Schaustellerfamilien ihre kirmestypischen Leckereien auf dem Boulevard anbieten. „Wir wollen zeigen: Wir sind noch da!“, sagte Andreas Petter, Vorsitzender des Schaustellervereines, zum Auftakt. Es war ein Lebenszeichen in höchster Not. Dem fahrenden Gewerbe sind durch den Ausfall der Jahrmärkte und Volksfeste 2020 nahezu sämtliche Einnahmen weggebrochen.
Schausteller in Bochum: Stadt verweist auf Corona-Verordnung
Für jeweils ein bis zwei Wochen im Monat durften die Händler im Sommer und Herbst die Budengasse in der City bewirtschaften. „Wir haben alle Corona-Bestimmungen penibel eingehalten“, versichern Petter und seine Kollegen. Entsprechend groß sei die Zuversicht gewesen, die Wagen auch im Advent zu öffnen – trotz Absage des Weihnachtsmarktes, der am Donnerstag (19.) gestartet wäre.
Am 23. November sollte es losgehen. Doch die Stadt sagt Nein. „Wir haben die schwierige Situation der Schausteller im Blick. Deshalb haben wir die Verkaufsstände bis Oktober zeitlich begrenzt genehmigt“, betont Sprecher Thomas Sprenger auf WAZ-Anfrage. Die aktuelle Corona-Schutzverordnung mit dem „Lockdown light“ sowie die anhaltend hohen Infektionszahlen in Bochum ließen die Mini-Kirmes inmitten der City jedoch nicht mehr zu. „Es gilt für alle, Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden. Da können wir keine zusätzlichen Attraktivierungsangebote in der City schaffen“, so Sprenger.
Außer-Haus-Verkauf ist andernorts erlaubt
Das erzürnt die Schausteller. „Restaurants und Imbissbetrieben ist der Außer-Haus-Verkauf erlaubt. Was, bitteschön, machen wir anderes? Es gibt auch bei uns keinen Ausschank und keinen Verzehr“, bekräftigten sie am Donnerstag im Gespräch mit der WAZ. Eine Ungleichbehandlung erkennen sie obendrein: „In Herne, Dortmund und sogar in der Landeshauptstadt Düsseldorf sind Verkaufswagen unserer Kollegen zugelassen. Nur in Bochum nicht. Hier tut die Stadt nichts für uns!“
Die Verkaufsstände auf dem Boulevard können zwar noch stehenbleiben: Die Corona-Verordnung gilt zunächst bis Ende November. Die jüngsten Corona-Werte lassen einen Schausteller-Markt aber auch im Dezember wenig wahrscheinlich erscheinen.
BO-Marketing will Weihnachtsstimmung retten
Derweil macht die Bochum Marketing GmbH aus der Not eine Tugend. Passend zum „Lockdown light“ haben die Stadtwerber den „Weihnachtsmarkt light“ kreiert: zwar ohne die sonst üblichen 200 Hütten in der Innenstadt, dafür aber mit mehreren Aktionen, die das festliche Flair ein Stück weit retten sollen: real und virtuell.
488 Wunschzettel warten
In der Tourist-Info an der Huestraße 9 liegen die Wunschzettel vom „Haus der guten Tat“ aus.
488 Kinder und Jugendliche haben ihre Weihnachtswünsche aufgeschrieben.
Wer etwas Gutes tun will, sucht sich einen Zettel aus, erfüllt das Anliegen des Kindes, packt das Geschenk ein und gibt es mit dem passenden Wunschzettel bis zum 16. Dezember ab.
Alle Informationen rund um die realen und virtuellen Angebot im Advent gibt es auf www.bochumer-weihnacht.de .
Neben dem bekannten Lichter-, Deko- und Tannenschmuck gibt es einen „Pop-up-Weihnachtsmarkt“ . Dabei nutzen Schausteller bis zum Jahresende leerstehende Ladenlokale. Im ehemaligen Glas-Café auf dem Husemannplatz werden Nüsse, Obst und erzgebirgische Volkskunst offeriert. An der Huestraße bezieht ein Händler mit Bekleidung, Fellwaren und Weinen einen verwaisten Friseursalon.
Digitales Shoppen im Internet
Digital lässt sich auf www.wirsindbochum.de über den Festmarkt bummeln. Aktuell sind 27 Weihnachtsmarktstände mit rund 200 Artikeln dabei: von Schmuck und Socken über Deko bis hin zu Speisen. Dazu gibt es einen Bochumer Eierpunsch, „Volkers Glühwein“ und gebrannte Mandeln. Motto in Corona-Zeiten: „Christmas is coming home“ – Weihnachten daheim.