Bochum-Langendreer. In der ehemaligen Lutherkirche in Bochum-Langendreer wird der Kapellenraum neugemacht. Dabei sammeln Geflüchtete praktische Berufserfahrungen.


Die ehemalige Lutherkirche in Langendreer sorgt seit 2018 als Luther-LAB für Furore. Mit offenen Werkstätten,
Ausstellungen
, Konzerten und Vorträgen wurde das lange leerstehende Kirchenschiff zu neuem Leben erweckt – angetrieben von einem engagierten Team, das hier ehrenamtlich einiges ins Rollen gebracht hat, um die entwidmete Kirche zu einem Nachbarschafts- und Begegnungszentrum umzubauen.


Doch wie überall stottert der Motor erheblich,
Corona hat auch die Aktivitäten im Luther-LAB ausgebremst
. Dennoch: Die Zwangspause wird sinnvoll genutzt.


So wird gerade der alte Kapellenraum der Kirche renoviert, wo demnächst ein Büro entstehen soll.
Unterstützung bekommen sie dabei von „Quaz Ruhr“
, einem Sprach- und Qualifizierungszentrum für geflüchtete Menschen. Rund 330 Geflüchtete aus 64 Nationen werden von der Einrichtung an der Somborner Straße betreut, um sie fit fürs Berufsleben zu machen: „Da sind alle Bildungsschichten vertreten, aber oft hapert es an der deutschen Sprache“, erklärt Peter Lübbert von „Quaz Ruhr“.

„Einige bringen auch hervorragende technische Fähigkeiten mit und sind super ausgebildet. Das Problem ist dann oft, dass ihr Beruf in Deutschland nicht anerkannt wird oder die Qualifizierungen nicht ausreichen.“

Das Ziel von „Quaz Ruhr“ ist es, diese Menschen längerfristig am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. „Manche von ihnen sind erst frisch bei uns, andere hingegen schon länger, und sie haben manchmal echte Probleme, hier einen Job zu finden. Das liegt oft an der Ausbildung, vielfach aber auch an der Sprachbarriere“, sagt Peter Lübbert.

Die entwidmete Lutherkirche in Bochum-Langendreer ist vor fünf Jahren zu einem Nachbarschafts- und Begegnungszentrum geworden.
Die entwidmete Lutherkirche in Bochum-Langendreer ist vor fünf Jahren zu einem Nachbarschafts- und Begegnungszentrum geworden. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche


Auch Frank-Dagobert Müller, der in Langendreer einen Dachdeckerbetrieb leitet, lobt die hohe Motivation der Geflüchteten. „Viele sind echt ehrgeizig und wollen einen guten Abschluss“, sagt er. „Außerdem sind sie morgens oft weitaus pünktlicher bei der Arbeit als die deutschen Auszubildenden.“ Müller ist zudem Mitglied im Vorstand des
Luther-LAB
, das sich um ein Förderprogramm bei „Quaz Ruhr“ beworben hat – mit Erfolg: Die Renovierung der Kapelle ist jetzt Teil eines Projekts, in dem Geflüchtete tatkräftig mit anpacken können.



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Seit zwei Wochen wird im Kapellenraum unter fachlicher Anleitung gewerkelt. Dies unter Einhaltung vielfältiger Bestimmungen, denn die Kirche ist denkmalgeschützt: „Da muss man vorher genau abstimmen, welche Farbe gewählt werden darf“, sagt Volkhard Niemeyer von Luther-LAB. Doch das Gebäude zumindest in Teilen zu renovieren, sei durchaus angebracht: „Anfang der 1950er-Jahre wurde sie zum letzten Mal gestrichen, seitdem ist nicht mehr viel passiert.“

Dies jetzt allerdings komplett „Quaz Ruhr“ und den Geflüchteten für ihr Ausbildungsprojekt zu überlassen, sei keine Option. Denn das Förderprogramm laufe nach Fertigstellung des Kapellenraums aus. Einiges zu tun, gibt es hingegen schon noch. So wird die ehemalige Sakristei zur Küche umgebaut, im Seitenflügel soll eine Art Lounge mit Sitzgelegenheiten für kleinere Veranstaltungen entstehen.


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