Bochum-Langendreer. Eine Gruppe Bochumer hat eine Ausstellung über Seenot-Rettung im Mittelmeer zusammengestellt. Sie gibt spannende Einblicke in die Arbeit auf See.
Sie wollen wachrütteln, zum Nachdenken animieren, vor allem aber zum Handeln. Deshalb hat sich eine Gruppe Bochumer um eine Ausstellung über die Seenot-Rettung im Mittelmeer bemüht – und sie bekommen. Sie ist fast den ganzen August über in Bochum-Langendreer zu sehen.
Ausstellung über Seenot-Rettung im Mittelmeer soll Bochumer Politik zum Handeln bewegen
Die Ausstellung „Retten statt Reden“ bietet spannende, beeindruckende, aber auch beklemmende Eindrücke von dem Drama, das sich schon seit längerer Zeit im Mittelmeer abspielt – und von dem wir so wenig mitbekommen. Die Flüchtlingswelle ab 2015 ist jedem noch präsent, all das geschah ja praktisch vor der Haustür. Das Mittelmeer hingegen ist weit weg.
Ein Grund mehr für die Bochumer, vor Ort auf die Geschehnisse aufmerksam zu machen. Die Ausstellung dokumentiert die Arbeit der Seenot-Rettungsorganisation „Sea Watch“. Organisiert wird sie von einem Team aus Ehrenamtlichen des Netzwerks Flüchtlinge Langendreer sowie der Naturfreundejugend NRW und der Initiative „Seebrücke Bochum“.
Die Ausstellung startet am 8. August, läuft bis Ende des Monats und wird von einem umfangreichen Informations-, Diskussions- und Kulturprogramm mit mehr als 15 Veranstaltungen an verschiedenen Orten in Langendreer begleitet. Zentraler Ausstellungs-Standort ist die entwidmete Lutherkirche am Alten Bahnhof, dem der Verein „LutherLAB“ durch vielfältige Veranstaltungen und Aktionen neues Leben eingehaucht hat.
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Die Idee entstand vor ziemlich genau einem Jahr, erzählt Sibylle Leipold. Als Mitglied des Netzwerks Flüchtlinge Langendreer saß mit anderen Ehrenamtlichen beisammen und überlegte, was man 2020, im Jahr des fünfjährigen Bestehens der örtlichen Flüchtlingshilfe, Besonderes auf die Beine stellen kann. „Zu jener Zeit sprach jeder über Kapitänin Carola Rackete, der mit ihrem Sea-Watch-Schiff und zig aus dem Meer geretteten Flüchtlingen die Zufahrt zu den Mittelmeer-Häfen verwehrt wurde“, erinnert sich Sibylle Leipold. Sie selbst hatte kurz zuvor die Sea-Watch-Ausstellung in einer anderen Stadt gesehen. Und so war schnell der Gedanke geboren, diese Ausstellung nach Bochum zu holen.
18 Fotos mit Begleittexten über die Sea-Watch-Mission sind zu sehen. „Das ist alles einfach gehalten, aber sehr eindrücklich“, sagt Sibylle Leipold. Nicht nur ihr geht das Schicksal vielen Flüchtlinge, die über das Wasser Hilfe suchen, sehr zu Herzen. „Da werden Menschen auf dem Mittelmeer sterben gelassen, weil sich die Staatengemeinschaft zurückgezogen hat – eine unerträgliche Situation.“
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Aus diesem Grund soll die Ausstellung nicht nur informieren, sondern etwas bewegen. „Wir wollen damit auch einen Impuls an die örtliche Politik senden, damit die zugesagte Unterstützung, Bochum zum sicheren Hafen zu machen, auch umgesetzt wird“, sagt Sibylle Leipold.
Eintritt frei, Spenden erwünscht
Alle Veranstaltungen der Ausstellung „Retten statt Reden“ sind kostenlos – dank der finanziellen Unterstützung von „Demokratie leben“ und dem Stadterneuerungsprogramm „W-LAB“. Spenden für Sea Watch sind erwünscht.
Die Ausstellung ist viermal pro Woche in der Lutherkirche, Alte Bahnhofstraße 166, zu besichtigen, kann nach Rücksprache aber auch zu anderen Zeiten besucht werden. Für Anfragen oder Unterstützung/Mitwirkung einfach eine E-Mail an netzwerk-langendreer@posteo.de .
Um diesem Ansinnen mehr Nachdruck zu verleihen, wurde zur Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm auf die Beine gestellt. „Für die Eröffnungsveranstaltung nächsten Samstag konnten wir ein Original-Schlauchboot organisieren, mit dem Flüchtlinge über das Mittelmeer gefahren sind. Das ist 18 Meter lang und sicher beeindruckend“, sagt Sibylle Leipold.
Ebenso unter die Haut gehen dürften die Erzählungen von einem Trauma-Therapeuten, der auf der Sea Watch mitgefahren ist. Dazu gibt es viele Dokumentarfilme, Vorträge und Diskussionsrunden. Mitglieder des Schauspielhaus-Ensembles geben eine Lesung. Mit im Boot sitzen Schulen, Stadtteil-Bücherei und die Kirchengemeinden (Schirmherr: Superintendent Gerald Hagmann).
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Eigentlich hätte die Ausstellung schon im April starten sollen. „Doch dann kam ja Corona“, hoffen Sibylle Leipold und ihre Mitstreiter nun, dass sich der aktuelle Trend der steigenden Infektionszahlen nicht weiter fortsetzt. „Das wäre sehr, sehr schade.“
Der Flyer zum Ausstellungsprogramm findet sich hier: Der Flyer zum Ausstellungsprogramm findet sich hier: http://netzwerk-langendreer.de