Bochum. Eltern als Klo-Aufsicht: In einer Bochumer Sekundarschule ist das in Corona-Zeiten Alltag. Die Schüler haben nichts gegen die neue Listen-Pflicht.

„Es läuft“, sagt Ulrike Busse. „Klappt besser als vorher“, bekräftigt Leon Staniewicz (16). „Engagement und Disziplin sind erfreulich groß“, ergänzt Nicole Grüning. Die Schulleiterin, der stellvertretende Schülersprecher und die stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft sind sich einig: So schlimm die Corona-Pandemie ist – an der Rupert-Neudeck-Schule wird vorbildlich damit umgegangen. Nicht nur, aber auch auf dem stillen Örtchen.

408 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 besuchen die Sekundarschule an der Dr.-C.-Otto-Straße in Dahlhausen . Für sie und die 38 Lehrerinnen und Lehrer hat sich der Schulalltag rapide verändert. „Es gibt separate Ein- und Ausgänge. Auf den Fluren wird in Einbahnrichtung gelaufen. Unterrichtet wird bis auf wenige Ausnahmen im Klassenverband mit festen Sitzplätzen für jeden Schüler. Auf dem Schulhof gibt es eigene Bereiche für jede Jahrgangsstufe“, erklärt Schulleiterin Ulrike Busse (62). Das Hygienekonzept verfolge ein entscheidendes Ziel: „Eine permanente Durchmischung zu verhindern, um im Fall einer Infektion die Kontakte der Schüler nachvollziehen zu können.“

Corona in Bochum: Eltern wechseln sich beim WC-Dienst ab

Das gilt auch für die Toilette. Die, weiß Ulrike Busse, ist in der Schule nicht nur fürs Müssen da, sondern dient vielfach auch als Treff für ein Pläuschchen zwischendurch. Das kann in Corona-Zeiten böse Folgen haben. Deshalb hat die Neudeck-Schule frühzeitig die Reißleine gezogen. Die Zahl der Toiletten wurde auf ein Fünftel reduziert. Nur noch zwei Anlagen im Erdgeschoss – eine für Mädels, eine für Jungs – sind geöffnet. „Damit halten wir alles übersichtlicher“, sagt Ulrike Busse.

Damit nicht genug: Wie beim Besuch in der Gastronomie wird jeder WC-Gang in Listen dokumentiert. Dabei kommen die Eltern ins Spiel. 20 Mütter und Väter haben sich bereit erklärt, zusammen mit den Lehrkräften als – so heißt es – Toilettenpaten zu fungieren. Schicht ist täglich von 8 bis 13 Uhr. „Die Dienste werden in einer Whatsapp-Gruppe vereinbart. Meistens ist jeder für eine Stunde an der Reihe“, berichtet Nicole Grüning als Vorstandsmitglied der Schulpflegschaft.

In Corona-Zeiten sind die Eltern der Rupert-Neudeck-Schule (hier Kathrin Wotenick) mit einem rollenden Kiosk unterwegs.
In Corona-Zeiten sind die Eltern der Rupert-Neudeck-Schule (hier Kathrin Wotenick) mit einem rollenden Kiosk unterwegs. © Ulrike Busse

Schülersprecher lobt Hygiene-Modell

Die ehrenamtliche Klo-Aufsicht funktioniere reibungslos, lobt Ulrike Busse. Fein säuberlich wird erfasst, wann welcher Schüler (immer nur einer pro Klasse) das WC betritt und verlässt. Ob das die Schüler nervt? „Überhaupt nicht“, meint Sprecher Leon Staniewicz. Im Gegenteil: Selbst wenn der Listen-Platz mal nicht besetzt sei, würden sich die Mitschüler ordnungsgemäß eintragen. Und: Kommt es vor der Tür zu Wartezeiten, werde der Mindestabstand gewahrt.

Schul-Kiosk ist jetzt mobil unterwegs

Die Pandemie hat an der Rupert-Neudeck-Schule nicht nur die WC-Regeln verändert. Auch der Schulkiosk hat seinen Betrieb umgestellt.

Normalerweise bieten die Eltern, die den Kiosk in Eigenregie betreiben, die Stärkungen von belegten Brötchen über Joghurt bis Kakao an einem festen Standort auf dem Schulgelände an.

Aktuell sind sie mit Servierwagen unterwegs, um die – meist abgepackten – Lebensmittel direkt in den Klassen zu verkaufen. „Fast wie im Flugzeug“, heißt es in Dahlhausen.

Eine Wohltat für die gestressten Mitarbeiter des Bochumer Gesundheitsamtes, die bei der Nachverfolgung nach Corona-Infektionen in Schulen allzu oft vor einem heillosen Kontakt-Wirrwarr stehen.

Komplette Jahrgangsstufe in Quarantäne

Außen vor bleibt das Virus gleichwohl nicht. Nach der bestätigten Corona-Infektion einer Schülerin wurde die komplette Jahrgangsstufe 9 vor einer Woche vorsorglich nach Hause geschickt. Für einige der Jugendlichen dauert die häusliche Quarantäne bis zur nächsten Woche an . Die meisten Schüler kehren an diesem Donnerstag in den Unterricht zurück.

Es wäre der passende Tag, um den freiwilligen WC-Aufpassern ebenso wie den Reinigungskräften der Stadt (die nach wie vor im Einsatz sind) eine besondere Würdigung zuteil werden zu lassen: Am 19. November ist Welttoilettentag.

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