Bochum. Über 1300 Bochumer sind in Quarantäne. Die Stadt kommt mit den Kontrollen kaum mehr nach. Wie die Zeit genutzt werden kann? Es gibt einige Tipps.

Immer mehr Bochumer müssen in der Corona-Krise in Quarantäne. Aktuell sind es 1371. Das stellt die Gesundheitsbehörden vor massive Herausforderungen. Der personelle Aufwand sei „immens“, berichtet die Stadtverwaltung. Die Kontrollen seien nicht mehr flächendeckend gewährleistet.

„Personen in Quarantäne unterliegen der Beobachtung durch das zuständige Gesundheitsamt.“ So schreiben es die Corona-Bestimmungen in NRW vor. Für die Stadt bedeutet dies eine Mammut-Aufgabe. Jeder Bürger, der in häuslicher Isolation lebt, muss laut Schutzverordnung täglich angerufen werden.

Corona in Bochum: Tägliche Kontrollen sind nicht mehr gewährleistet


Obwohl das Gesundheitsamt auf 140 Mitarbeiter aufgestockt wurde, die ausschließlich Corona-Aufgaben übernehmen, sei es kaum mehr möglich, sämtliche Bürger in Quarantäne zu kontaktieren. „Aufgrund der stark gestiegenen Fallzahlen kann dies aktuell nicht mehr in allen Fällen täglich geleistet werden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage.

Corona-Fälle in Schulen führen vielfach zu besonders zahlreichen Quarantäne-Anordnungen. Das spiegelt sich in den Zahlen der vergangenen Wochen wider.
Corona-Fälle in Schulen führen vielfach zu besonders zahlreichen Quarantäne-Anordnungen. Das spiegelt sich in den Zahlen der vergangenen Wochen wider. © dpa | Uli Deck

In der Tat ist die Zahl der Quarantäne-Anordnungen in Bochum zuletzt sprunghaft gestiegen. Binnen eines Monats hat sie sich verdoppelt. Eine Ursache: Vielfach waren in den vergangenen Wochen Schulen betroffen. Hier ist das Umfeld der Personen, die Kontakt zu den Erkrankten hatten, vielfach besonders groß. Hinzu kommen Reiserückkehrer. Auch private Partys bereiten Sorgen.

Stadt setzt auf Ehrlichkeit der Bürger

Selbst wenn die Stadt sämtliche erzwungenen Stubenhocker anruft: Ob sie sich wirklich in ihrer Wohnung aufhalten, ist nicht immer gesichert. Zwar werde „die Kontaktaufnahme übers Festnetz bevorzugt“, heißt es im Rathaus. Es werde auch nach dem Aufenthaltsort gefragt. Aber: Gesichert seien diese Angaben nicht, wissen die Behörden – gerade dann, wenn mobil telefoniert wird.


„Wir sind auf die Richtigkeit der Auskünfte der Betroffenen angewiesen – die natürlich auch im eigenen Interesses dieser Personen liegen sollte“, teilt das Gesundheitsamt mit. Im Zweifel erfolgten Kontrollen vor Ort. Bußgelder (es drohen bis zu 25.000 Euro) seien bisher nur in Einzelfällen verhängt worden. Das könnte sich bald ändern. Zurzeit werde neues Personal für das Gesundheitsamt akquiriert, teilt die Stadt mit.

Was Bochumer in Quarantäne erlebten

Derweil berichten Bochumer nach einem Aufruf auf der WAZ-Facebook-Seite über unterschiedliche Erfahrungen in und mit der Auszeit:


Anna Kristin hebt den nützlichen Aspekt hervor: „Waren für drei Tage nach Rückkehr von Teneriffa in Quarantäne. So war wenigstens Zeit, die Koffer nach drei Wochen auszuräumen und die Wäsche zu waschen. Ein lieber Mensch hat für uns eingekauft.“


Else Meißlers Sohn war in häuslicher Isolation, weil die Schulklasse betroffen war. „Ich wurde jeden Tag vom Gesundheitsamt angerufen, ob er Symptome zeigt. Immer schön während der Arbeit oder wenn es sonst auch nicht passte (...). Das war das unfassbar nervig, für beide Seiten.“


„Nathalie Bepunkt“ rätselt: „Kinder aus Schulen und Kindergärten müssen in Quarantäne, aber die Eltern dürfen sich frei bewegen. Zumindest so lange, bis das Ergebnis da ist. Finde den Fehler.“


Cosima Mohr würdigt ihren Freund: „Er musste nicht in Quarantäne und hat eingekauft. Da ich so viel arbeiten war, hab ich das gar nicht richtig mitbekommen. Hab zu Hause dasselbe gemacht wie auch sonst.“

Wem die Arbeit ausgeht, erhält im Netz vielfältige Tipps, wie die Quarantäne sinnvoll genutzt werden kann. Ungelesene Bücher lesen, puzzeln, putzen oder basteln, den Kleiderschrank ausmisten, Fotos nach einer halben Ewigkeit sortieren, Kochrezepte ausprobieren, Podcasts hören, Netflix-Serien verschlingen, liebe Menschen anrufen (gerade die, von denen man viel zu lange nichts gehört hat), fasten, daheim trainieren: Die Vorschlagsliste ist üppig.

„Home-Spa“ und neue Sprache

Zwei Bochumerinnen wandeln auf eigenen Pfaden. Eine hat ihr bislang eher durchschnittliches Badezimmer in ein „Home-Spa“ mit Duftstäbchen, Kerzenschein und Schampus verwandelt: „Eine Wohlfühl-Oase nur für mich!“ Die andere hat begonnen, eine neue Sprache zu erlernen: „Spanisch. Das hatte ich schon seit Jahren vor!“

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