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Der gestern bekannt gewordene vorzeitige Abschied von Anselm Weber aus dem Bochumer Theater hat für einigen Wirbel gesorgt. Sogleich wurde die Frage nach einem Nachfolger aufgeworfen, obwohl der Schauspieldirektor ja noch zwei Jahr an der Königsallee tätig sein wird, „und zwar mit vollem Einsatz“, wie Weber gestern im Gespräch mit der WAZ betonte. Am kommenden Donnerstag steht seine mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Inszenierung des Dürrenmatt-Klassikers „Der Besuch der alten Dame“ auf dem Programm, am 7. Mai die Spielplanvorstellung für 2015/16.

Über die Suche nach einem/einer Nachfolger/in für Anselm Weber wollte Kulturdezernent Michael Townsend gestern naturgemäß nicht viel sagen; es werde allerdings keine Findungskommission geben, er selbst werde die Suche leite und bis spätestens Sommer 2016 den „bestmöglichen Bewerber“ präsentieren, der/die sich dann ein Jahr lang bis zum Stabwechsel 2017/18 auf Bochum vorbereiten könne. Ausdrücklich lobte der Kulturdezernent die erfolgreiche Arbeit Anselm Webers in den letzten Jahren. „Es ist ihm gelungen, im Zusammenspiel mit der langjährigen kaufmännischen Direktorin Brigitte Käding das Schauspielhaus aus einer schwierigen Situation zu holen, es künstlerisch erfolgreich zu leiten und finanziell zu konsolidieren.“

„Vertrauensvolle Atmosphäre“

Durch einen „gelungene Mischung“ aus künstlerisch komplexen und anspruchsvollen sowie populären Produktionen habe Weber die Zuschauerzahlen „deutlich steigern“ und den „Stellenwert des Hauses festigen“ können, so Townsend. Der Dezernent betonte im WAZ-Gespräch – wie der Intendant auch – die „vertrauensvolle Atmosphäre“, in der die Gespräche über die Auflösung von Webers Vertrag stattgefunden hätten. Der Theaterdirektor betonte, er habe eine „rein rationale Entscheidung“ getroffen; es gebe keinerlei Dissens zwischen ihm und der Bochumer Kulturverwaltung.

Wenn der gebürtige Münchner in zwei Jahren als geschäftsführender Intendant das Schauspiel Frankfurt übernimmt, reist er nicht ins Unbekannte. Er kennt die Stadt und er kennt vor allem das Haus, das er mit Marion Tiedtke als seiner Stellvertreterin und Chefdramaturgin leiten wird, sehr gut. Webers beruflicher Werdegang begann 1986 an den Münchner Kammerspielen, und er war vor seinem Intendanten-Wechsel zunächst nach Essen und dann nach Bochum Oberspielleiter am Schauspiel Frankfurt. Darüber hinaus war/ist Anselm Weber auch an der Oper Frankfurt tätig; vor Kurzem inszenierte er dort, von der Kritik sehr gut aufgenommen, die Auschwitz-Oper „Die Passagierin“ von Mieczylaw Weinberg.