Bochum.. Die 28-Jährige überzeugt nicht nur auf der Bühne des Schauspielhauses, sondern auch als Käthe Kruse im TV. Über drei Millionen sahen zu.

Viel Lob für Friederike Becht in den letzten Wochen und Monaten! Erst bekam sie den Bochumer Theaterpreis, dann wurde ihre Leistung als Luise Millerin in „Kabale und Liebe“ explizit gelobt, dann heimste sie den Wildgruber-Darstellerpreis ein, und nun hatte die Schauspielerin ihren ganz großen Auftritt:.

Über drei Millionen sahen zu Ostern den „Käthe Kruse“-Film in der ARD. Ein starkes TV-Stück: „Der großartigen Kruse-Darstellerin Friederike Becht gelingt mit ihrer ungekünstelten, oft bei aller Freundlichkeit auch herausfordernd-spöttisch auf die Umstände blickenden Katharina ein sehr persönliches Porträt einer modernen Frau“, notierte der Spiegel. Punkt.

Friederike Becht, die sie auf dem Theater alle nur „Frieda“ nennen, hört solches Lob häufiger, aber die sympathische Schauspielerin, 1986 in der Pfalz geboren, ist keine, die deswegen abhebt. Ihre bei aller darstellerischen Offensivkraft stets zurückgenommene Art ließ sie gerade am Schauspielhaus zu einer Favoritin des Publikums werden. Becht kam mit Anselm Weber 2010 nach Bochum und spielte hier viele Rollen: In „Bunbury“ schwang sie als klamaukige Cecily die Gummikeule, in „Othello“ war sie eine zarte, hübsche Desdemona, in „Haus am See“ die laszive junge Verführerin, und als „kleine Hexe“ konnte sie sogar fliegen. Man sieht: Friederike Becht ist vielseitig.

Bewusst mehrgleisig

Im Kinofilm „Hannah Arendt“ teilte Becht 2012 als junge Hannah Arendt die Rolle mit der Hauptdarstellerin Barbara Sukowa, und auch in der TV-Großproduktion „Der Wagner-Clan“ mischte sie als junge Cosima mit. Film, Fernsehen, Bühne – gibt’s da inzwischen eine Vorliebe? Nein, sagt Becht, sie probiere alles gerne aus, fahre bewusst mehrgleisig, um für sich selbst die Spannung zu halten.

Das Angebot, die Rolle der Käthe Kruse zu übernehmen, kam über ihre Agentur auf sie zu. Deren Namen habe sie gar nicht gekannt, von deren Leben und ihrem Ruf als „Puppenmutti“ nichts gewusst. Inzwischen sei sie schlauer: „Kruses Kraft und ihr Durchhaltevermögen haben mir imponiert“, sagt sie.

Überzeugende Darstellung

Zumal als Bühnenkünstlerin ist die 28-Jährige jemand, der sich stets energisch in die Rollen wirft. Unvergessen ihre anrührende Solveig ins Vontobels „Peer Gynt“. Ebenso eindringlich ist sie in Webers „Kabale und Liebe“, wo sie die verzweifelte Luise so überzeugend darstellt, dass man eine Stecknadel fallen hören kann, wenn sie den bösen Brief auf Knien beim bösen Sekretär Wurm unterschreiben muss, der das Schicksal aller besiegelt.

Leinwand und Bühne

Bei aller Vielseitigkeit ist Friederike Bechts Spiel immer anzumerken, dass die Distanz zur Rolle zwar wahrgenommen, der mal enge, mal weitere Zwischenraum zwischen Figur und Darstellerin aber stets bis in Nuancen ausgekostet wird. Das macht ihr Spiel so stimmig und einnehmend, egal ob auf der Leinwand oder auf der Bühne.

Schön, dass gerade wir Bochumer Theaterfreunde uns noch auf so manche funkelnden Vorstellungen mit „Frieda“ freuen dürfen!