Bochum-Gerthe. SPD und Grüne im Bezirk Bochum-Nord wollen per Eilantrag den Umzug der Firma Ecosoil nach Gerthe vereiteln. Kleingewerbe und Wohnen bevorzugt.
„Keine weiteren Industrieansiedlungen im Bochumer Norden“: Diese Forderung erheben SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Nord. In der jüngsten Sitzung legte die frisch gebackene Koalition einen Eilantrag vor, wonach für das Gewerbegebiet Gerthe-Nord an der Bövinghauser Straße ein Bebauungsplan für ein Mischgebiet aufgestellt werden soll. Da dieser Vorgang in der Regel zwei Jahre dauert, sollen mit einer Veränderungssperre Neuansiedlungen verhindert werden.
Es geht dabei um die Umzugspläne des Bodenaufbereitungsunternehmens Ecosoil von Riemke nach Gerthe, das Bürger – auch aus dem unmittelbar benachbarten Castrop-Rauxel – auf den Plan gerufen hat. Mit dem Betrieb sind zahlreiche Lkw-Fahrten verbunden, die Anwohner fürchten mehr Belästigungen. Mehrfach taten sich mehrere Bürgerinitiativen zu Protestmärschen zusammen.
Handwerksbetriebe sollen nach Bochum-Gerthe-Nord
SPD und Grüne können sich auf dem heute als Industriegebiet ausgewiesenen Gelände Kleingewerbe und Wohnen vorstellen; für Ecosoil sollte ein geeigneter Standort in Bochum nahe einer Autobahnauffahrt gesucht werden. Christian Schnaubelt, Grünen-Fraktionschef: „Das Verkehrskonzept für den Bochumer Norden schließt verkehrsintensive Ansiedlungen aus. Nach heutigen Maßstäben würde Gerthe-Nord nicht mehr als Industriegebiet deklariert.“ Diese Forderung richte sich nicht allein gegen Ecosoil, sondern gegen alle möglichen Betriebsansiedlungen mit viel Verkehr, wie etwa ein Hochregallager, das ebenfalls für das Gebiet im Gespräch sei.
CDU will Gutachten abwarten
Die CDU-Fraktion sehe sich, so Andreas Konze, nicht in der Lage, die Anregung mitzutragen. „Wir wollen die Gutachten abwarten. Hier helfen keine Verbote, sondern das Engagement der Wirtschaftsförderung bei der Suche nach einem neuen Standort. Zudem sind Schadensersatzforderungen wegen des laufenden Genehmigungsverfahrens zu befürchten.“
Dazu Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD): „Hier handelt es sich um private Eigentümer, da wird die Stadt keine Regressforderungen erheben können.“ Ihn erreichten Anfragen kleiner Handwerksbetriebe, die aus Wohngebieten herauswollen, aber keinen Standort in Bochum angeboten bekommen. „Es wäre eine Chance, sie in Bochum zu halten.“
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Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiet
Das sieht Hubert Wegemann (CDU) anders: „Wir würden dem Eigentümer des Grundstücks die Existenzgrundlage entziehen mit dem Bebauungsplan. Wo sollen wir großen Betrieben künftig einen Platz in Bochum bieten?“
Henry Donner: „Es gibt sicherlich bessere Flächen als die in Gerthe zwischen Natur- und Landschaftsschutzgebiet.“ Der Eilantrag wurde mit 14 von 19 Stimmen mehrheitlich angenommen; CDU und AfD lehnten den Antrag ab.
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