Bochum-Innenstadt. Der Bolzplatz Düppelstraße sorgt für Ärger. Die Bochumer Nachbarschaft fühlt sich durch Erwachsene belästigt, die dort gar nicht spielen dürfen.
Nachbarschaftliche Ruhe gegen ausgelassene Jugendliche – im beschaulichen Wohnviertel rund um Düppel- und Alsenstraße gärt der Konflikt schon seit Jahren. Im Namen genervter Anwohner schilderte Michael Altenscheid jetzt in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte die Belästigungen. Es geht um den Bolzplatz an der Bochumer Düppelstraße inmitten des Wohngebiets. Doch anders noch als im Bürgerantrag betonte er: „Wir wollen den Platz nicht schließen.“ Dies lehnt die Verwaltung auch ab; dazu sei der Platz zu wichtig für die Kinder und Teens.
Die Verwaltung sieht aber weiter keine Möglichkeit, das Dilemma um Ruhestörung aus der Welt zu schaffen. Das Jugendamt erklärt: „Es sei darauf hingewiesen, dass der Betrieb eines Kinderspielplatzes oder auch Bolzplatzes mit einer gewissen Geräuschentwicklung einhergeht, die nicht unterbunden werden kann.“
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Die Erwachsenen stören die Bochumer Nachbarn
Direkt neben dem Bolzplatz ist auch ein Spielplatz. „Die Kinder sind es nicht, die uns stören. Erwachsene aber spielen dort Fußball, vorzugsweise abends und an den Wochenenden, obwohl der Platz ausdrücklich den Kleinen vorbehalten ist. Konsequenz: Lärm und Staubentwicklung. Die Fußbälle sausen über den Zaun, prallen auf Autos und gegen unsere Hausfassaden, die teils schon beschädigt wurden“, so Altenscheid.
Seit 2008 machen die Anwohner inzwischen Druck. Es gab in der Vergangenheit umfangreichen Schriftverkehr und zahlreiche Ortstermine. Die Verwaltung hat mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die Beschwerden reagiert: Über Streetworker wurde Kontakt mit den Jugendlichen bzw. jungen Heranwachsenden aufgenommen, sofern diese angetroffen werden konnten.
Schilder mit Altersbeschränkungen
In Kooperation mit den Spielplatzpaten – ein älteres Ehepaar – wurden Schilder angefertigt, die auf die Nutzungszeiten und Altersbegrenzung des Bolzplatzes hinweisen. Vor drei Jahren beschloss die Bezirksvertretung Mitte, nach neuerlichen Anwohnerbeschwerden, den Bolzplatz erheblich zu verkleinern, um ihn für ältere Kicker unattraktiv zu machen.
Der Platz, ehemals 35 mal 25 Meter groß, schrumpfte auf eine Spielfläche von 15 x 20 Metern. Doch der Ärger geht weiter: Wieder beantragten die Anwohner im Juni die Schließung des Bolzplatzes.
Ruhestörungen abends und an Wochenenden
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„Die Verkleinerung hält die Freizeitspieler nicht davon ab, den Platz missbräuchlich zu nutzen. Wenn wir sie ansprechen, ernten wir nur Unverständnis.“ Das Problem sei: Die Ruhestörungen fänden zu Zeiten statt, in denen das Ordnungsamt als Kontrollbehörde nicht erreichbar sei. Auch die Polizei wurde mehrfach zu Hilfe gerufen, „doch irgendwann haben die auch Besseres zu tun“, räumt Michael Altenscheid ein. Vielleicht, so hofft er, könnten die Spielplatzpaten helfen. Die aber seien nicht für den Bolzplatz zuständig, wie Karsten Finke von den Grünen zu berichten wusste, der ganz in der Nähe wohne.
David Schary (CDU-Fraktion): „Wir brauchen dringend mehr Freizeitflächen für junge Erwachsene im Bezirk Mitte. In der Nachbarschaft zur Düppelstraße gibt es keine weiteren Angebote. Der Platz am Lohring etwa ist nicht für Freizeitsportler zugänglich.“
Es fehlen Bolzplätze im Bezirk Mitte
Holger Schneider (SPD) betonte: „Es muss unser politisches Ziel in nächster Zukunft sein, weitere Plätze zu erschließen.“ Dazu Sven Ratajczak von der Linksfraktion: „Mehr Bolzplätze im Bezirk Mitte wären super, lösten aber nicht dieses Problem.“
Wohngebiet mit gelebter Nachbarschaft
Düppelstraße und Alsenstraße sind Wohngebiete mit gewachsenen Strukturen und gelebter Nachbarschaft.
Einmal pro Jahr gibt es das Alsenstraßenfest, das alle Bewohner auf die Beine bringt,. Jetzt in Corona-Zeiten wird eine Nachbarschaftshilfe angeboten.
Das Alsenwohnzimmer ist ein Treffpunkt für Menschen mit ganz verschiedenen Interessen und Selbsthilfegruppen.
Eine Schließung des Bolzplatzes lehnen alle Fraktionen ab. Dennoch mochte niemand die verärgerten Nachbarn im Regen stehen lassen. David Schary fand: „Es kann doch nicht sein, dass sich die Ordnungsbehörde einfach wegduckt. Sie kann durchaus auch mal sonntags kontrollieren.“
Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork (SPD) kündigte an, sich für mehr Kontrollen einzusetzen und dafür, dass am Bolzplatz Hinweise auf Ausweichflächen für Erwachsene angebracht werde.
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