Bochum. Erkältung, Grippe, Corona: Die Bochumer Hausärzte erwartet ein schwieriger Herbst. Das Testzentrum bleibt zu. Aber es gibt Pläne für den Samstag.

Die Nachfrage nach Grippeschutz-Impfungen ist höher als in den Vorjahren. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt wieder stärker an. Eine Reaktivierung des „Fieberzentrums“ in Harpen ist vorerst nicht geplant. Dennoch sehen sich die Hausärzte in Bochum für den Herbst und Winter gewappnet. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die aktuellen Herausforderungen inmitten der Pandemie.

Der Herbst ist Erkältungs- und Grippezeit, die Praxen sind voll, und das in Corona-Zeiten. Können die 212 Hausärzte in Bochum beide Wellen stemmen?

„Wir kriegen das hin“, sagt Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bochum. Zwar spricht der Allgemeinmediziner auf WAZ-Anfrage von einer „starken Belastung“ für die Praxen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass sich mehr Bürger als sonst gegen Grippe impfen lassen wollen – möglicherweise mehr, als die Reserven hergeben. „Wenn sich alle an die Regeln halten, werden wir das aber meistern“, versichert Vermaasen.

Corona in Bochum: Kein Arztbesuch ohne Anmeldung

Erkältung, Grippe oder Corona? Was tun, wenn sich die ersten Symptome einstellen?

Das Wichtigste: Nie ohne telefonische Anmeldung zum Arzt gehen. Wer das tut, könnte abgewiesen werden. Die Ärzte und ihre Mitarbeiter müssen sich ausreichend schützen und individuell auf jeden Patienten einstellen können – insbesondere um Corona-Infektionen zu unterbinden. „Die Praxen dürfen nicht zum Verteiler von Viren werden. Im Zweifel wird ein Abstrich vorgenommen“, sagt Vermaasen und appelliert an die Geduld und das Vertrauen der Patienten. Um besondere Rücksicht bittet er bei den Arzthelferinnen. „Sie stehen derzeit unter einem großen Druck.“

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) listet die Risikogruppen auf: ältere Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, chronisch Kranke, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. „Auch für medizinisches Personal oder Arbeitnehmer mit viel Publikumsverkehr ist eine Grippeschutzimpfung ratsam. Dies gilt auch für die Menschen, die engen Kontakt zu Personen aus diesen Risikogruppen haben“, erklärt Sven Seißelberg, Apotheker bei der KKH.

Das Testzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung am Harpener Feld (hier kurz nach Eröffnung im März mit Dr. Annette Düsterhaus und Dr. Eckhard Kampe) soll vorerst nicht wieder in Betrieb gehen.
Das Testzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung am Harpener Feld (hier kurz nach Eröffnung im März mit Dr. Annette Düsterhaus und Dr. Eckhard Kampe) soll vorerst nicht wieder in Betrieb gehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Testzentrum bleibt vorerst geschlossen

Ist Entlastung für die Hausärzte in Sicht?

Nein. Das Testzentrum (auch Fieberzentrum genannt), das die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zu Beginn der Pandemie im März am Harpener Feld eingerichtet hatte, ist seit Mai wegen damals rückläufiger Infektionszahlen wieder geschlossen. Dabei werde es vorerst auch bleiben, erklärt KVWL-Sprecherin Vanessa Pudlo gegenüber der WAZ: „Im Moment ist keine Reaktivierung des Behandlungszentrums in Bochum geplant.“

Ärzte empfehlen Impfung im Oktober

Eine hohe Rate bei Grippeschutz-Impfungen sei in diesem Herbst und Winter besonders wichtig, betont die Kassenärztliche Vereinigung. So könne eine doppelte Belastung durch das Influenza- und Coronavirus für Patienten und Praxen so gering wie möglich gehalten werden.

Wichtig bei der Impfung sei auch der richtige Zeitpunkt. „Der Körper benötigt zwei bis drei Wochen, bis genügend Antikörper gebildet wurden. Daher empfehlen wir eine Impfung im Oktober“, so die Kassenärzte.

Wäre es nicht angebracht, die kritischen Fälle wie im Frühjahr aus den Praxen herauszuhalten?

Die Einrichtung der Zentren sei zwar kurzfristig möglich. „Unser Ziel ist es aber, die Versorgung von Corona-(Verdachts)fällen in den Praxen der niedergelassenen Ärzte zu stärken und ein breites Versorgungsangebot in der Fläche zu organisieren“, bekräftigt die Kassenärztliche Vereinigung. „Das Ganze müsste auch finanzierbar sein“, ergänzt Wilhelm Vermaasen.

Zwei Praxen sollen samstags öffnen

Es heißt, es seien Samstags-Sprechstunden geplant. Stimmt das?

In der Tat läuft derzeit eine Befragung. Es gilt, Hausärzte in Bochum zu finden, die im wöchentlichen Wechsel bereit sind, samstags eine Sprechstunde für Infektpatienten anzubieten. Nach WAZ-Informationen soll es sich um zwei Praxen handeln, die in den kommenden Monaten jeweils von 9 bis 13 Uhr öffnen sollen. Als Start wird der Samstag nächster Woche (10. Oktober) angestrebt.

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