Bochum. 20 Jahre lang hat er für die Stadtwerke Bochum gearbeitet. Jetzt hat der Callcenter-Betreiber Tekomedia einen Insolvenzantrag gestellt.

Der Callcenter-Betreiber Tekomedia in Bochum steht vor dem Aus. Er hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die meisten der zuletzt etwa 65 Mitarbeiter haben bereits einen neuen Arbeitsplatz. Aber: Auf einen Teil ihres September-Gehalts müssen sie vorläufig warten.

Denn: Nur 70 Prozent des Gehalts wird zunächst über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur ausgezahlt. Die restlichen 30 Prozent folgen, wenn über den Antrag entschieden worden ist. „Wir gehen im Moment davon aus, dass das Insolvenzverfahren am 1. Dezember eröffnet wird“, so die Bochumer Rechtsanwältin Frauke Heier.

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Anwältin erstellt Gutachten

Sie wurde als vorläufige Insolvenzverwalterin eingesetzt und muss zunächst ein Gutachten erstellen, ob hinreichende Gründe für die Insolvenz vorliegen. Dann würden die Beschäftigten die restlichen 30 Prozent ihres September-Gehalts bekommen. Aus Mitteln des Unternehmens selbst darf die Anwältin zunächst keine Zahlungen vornehmen. Denn: Alle Gläubiger, und zu denen gehören auch die Arbeitnehmer, seien zunächst einmal gleichgestellt.

Anfang der Woche hat die Tekomedia Kommunikations- und Multimediaservices GmbH einen Insolvenzantrag gestellt. Die Mitarbeiter wurden über die prekäre Lage des Unternehmens informiert. Verantwortlich für die Leitung ist mittlerweile die als vorläufige Insolvenzverwalterin eingesetzte Rechtsanwältin Frauke Heier aus Bochum.

20 Jahre für Stadtwerke Bochum tätig

Der Verlust seines Hauptauftrags, der telefonische Kundendienst für die Stadtwerke Bochum, hat zu der prekären Lage von Tekomedia geführt. 20 Jahre lang hatte das Unternehmen Callcenter-Aufgaben für die Stadtwerke erledigt. Bei der jüngsten Ausschreibung war dann allerdings ein Mitbewerber, die Kölner AIC, zum Zuge gekommen.

Zu dem Insolvenzantrag sah sich die Geschäftsführung dem Vernehmen nach genötigt, weil der Vermieter der Geschäftsräume im Kortumhaus an der Harmoniestraße sich nicht auf eine vorzeitige Beendigung des Mietverhältnisses einlassen wollte. Rechtsanwältin Heier spricht von einem „erheblichen Mietrückstand“. Dem Vernehmen nach soll es um 200.000 Euro gehen. Eigentümerin des Kortumhauses war bis zum 30. Juni 2020 die Katholischen Zusatzversorgungskasse (KZVK) in Köln. Das Gebäude wurde danach in einen Fonds eingebracht, an dem die KZVK beteiligt. KZVK-Sprecherin Christine Busch erklärte gegenüber der WAZ, die Gespräche über eine vorzeitige Beendigung des Mietvertrags oder eine mögliche Mietstundung seien noch nicht abgeschlossen. Die Versorgungskasse sei weiterhin gesprächsbereit.

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Hohe Mietrückstände

Die vorläufige Insolvenzverwalterin bescheinigt der Geschäftsführung derweil, sie habe „umsichtig gehandelt“. Sie habe, als sich die prekäre Lage abzeichnete, frühzeitig versucht möglichst viele Beschäftigte zu vermitteln.

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„Tatsächlich ist es uns gelungen, mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter zu vermitteln“, sagt der frühere Tekomedia-Geschäftsführer Markus Nagel. Sie seien zur AIC gewechselt, die Anfang Oktober den Stadtwerke-Auftrag übernommen hat, haben Arbeit bei anderen Callcenter-Betreibern gefunden. Auch die DMS-Gruppe in Harpen, ein Dienstleister der Versorgungswirtschaft, habe frühere Tekomedia-Mitarbeiter angestellt.

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