Bochum. 20 Jahre lang hat die Tekomedia für die Stadtwerke Bochum Callcenter-Dienste erledigt. Jetzt fällt der Auftrag weg, die Firma steht vor dem Aus.

Das Bochumer Dienstleistungs-Unternehmen Tekomedia steht vor dem Aus. Ende September wird der Geschäftsbetrieb des Callcenters mit Sitz im traditionsreichen Kortumhaus in der Innenstadt von Bochum eingestellt. Etwa 65 Mitarbeiter sind betroffen. Auslöser der Geschäftsaufgabe ist das Vertragsende mit dem bislang größten Kunden: den Stadtwerken Bochum.

Bei einer Betriebsversammlung am Donnerstag hat die Geschäftsführung die Belegschaft informiert. „In der vergangenen Woche haben wir erfahren, dass wir bei der neuerlichen Ausschreibung durch die Stadtwerke nicht zum Zug kommen“, sagt Tekomedia-Geschäftsführer Markus Nagel im Gespräch mit der WAZ. Nachdem im Laufe des Jahres auch andere Aufträge weggebrochen seien, sei die Lage prekär.

Stadtwerke bestätigten neue Ausschreibung

Die Stadtwerke Bochum bestätigen, dass sie die Kommunikationsleistung für das Unternehmen erneut ausgeschrieben haben. „Eine Entscheidung geben wir aber erst am 30. Juni bekannt“, so Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. Bis dann gelte es rechtliche Vorgaben einzuhalten. Dass ein Callcenter aus Köln den neuen Auftrag erhält, kommentiere er nicht.

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Erst unlängst hatten die Stadtwerke im Rahmen der Vorstellung des Geschäftsberichts 2019 betont, welche große Rolle sie in Bochum als Arbeitgeber, als erfolgreiches städtisches Unternehmen und als Auftraggeber in der Stadt spielen. Vom einem guten Teil der 89 Millionen Euro, die etwa im vergangenen Jahr in der Stadt investiert wurden, habe die lokale Wirtschaft als Auftragnehmer profitiert.

Energieunternehmen seit 2000 der wichtigste Kunde

Bei der Vergabe der Kommunikationsleistung spiele das aber keine Rolle, so der Stadtwerke-Sprecher. „Der Auftrag wurde europaweit ausgeschrieben.“ Das wichtigste Vergabekriterium sei der Preis. Und bei dem, so ist zu hören, habe der erfolgreiche Mitbewerber ein um 25 Prozent günstigeres Angebot abgegeben. Auch das möchten die Stadtwerke nicht kommentieren.

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Fakt ist: Das städtische Unternehmen, finanziell die erfolgreichste Firma des Konzerns Stadt Bochum, spielt in der Unternehmensgeschichte der 1999 von Teilen der früheren Citibank-Belegschaft gegründeten Tekomedia eine zentrale Rolle. Im Jahr 2000 wurden die Stadtwerke Bochum der erste große Kunde – und sind es bis heute geblieben. Nahezu der gesamte telefonische Kontakt mit Privat- und Geschäftskunden des Energieversorgers läuft über das Callcenter im Kortumhaus. Auch andere städtische Unternehmen, so etwa der USB, arbeiten oder haben mit Tekomedia zusammengearbeitet. Deren Auftragsumfänge seien aber deutlich kleiner, so Geschäftsführer Markus Nagel.

Tekomedia gehört Dortmunder O-Ton GmbH

Auch die Tekomedia-Muttergesellschaft kann dem Bochumer Unternehmen offenbar nicht helfen. „Es hat die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren bekommen“, so Nagel. Anfang 2017 hat die Dortmunder O-Ton Call Center Services GmbH, ebenfalls ein Callcenter, die Bochumer Tekomedia übernommen. Beide Unternehmen erledigen vorrangig Aufträge von öffentlichen Auftraggebern: Tekomedia im Bereich Energie, Entsorgung und IT; O-Ton im Bereich öffentlicher Nahverkehr.

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