Bochum. Die Justiz in Bochum ist bereits überwiegend weiblich, auch bei der Polizei holen die Frauen mächtig auf. Der Gesamtanteil liegt bei 30 Prozent.

Bei der Justiz in Bochum sind mittlerweile mehr Frauen als Männer beschäftigt. Beim Polizeipräsidium sind die Frauen zwar noch in der Minderheit, sie holen aber mit mächtigen Schritten auf.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frauen im Streifendienst noch gar nicht zugelassen waren. „1985 hat die erste Frau ihren Dienst als Schutzpolizistin beim Polizeipräsidium Bochum aufgenommen“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff auf WAZ-Anfrage. In NRW hatte der Innenminister dies erst ab 1982 erlaubt. Bis dahin war die Schutzpolizei eine reine Männerdomäne.

Jeder vierte Kraft im Streifendienst bei der Polizei Bochum ist eine Frau

Heute ist bereits mehr als jede vierte Einsatzkraft, die in Bochum, Herne und Witten im Wach- und Wechseldienst, wie der Streifendienst auch genannt wird, unterwegs ist, eine Frau. Die absoluten Zahlen: 368 Männer, 133 Frauen.

In der Verwaltung der Polizei liegt der Frauenanteil bei fast 42 Prozent, in der Gesamtbelegschaft bei gut 30 Prozent.

Auch in Zukunft wird die Bochumer Polizei weiblicher werden. Schließlich ist die Tendenz in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigend. Insgesamt sind zurzeit von den 1966 Kräften bei der Polizei 601 weiblich.

Noch sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert

In Führungsposition sind die Frauen insgesamt aber noch sehr unterrepräsentiert: Unter den 156 Führungskräften gibt es nur 30 Frauen (16,13 Prozent). Das wird sich bald aber erheblich ändern, denn die niedrige Frauenquote in diesem Bereich liegt vor allem daran, dass die heutigen Männer mit Führungsverantwortung zu Beginn ihrer Laufbahn und ihres Aufstieges fast gar keine Frauen-Konkurrenz hatte. Heute indes ist das Frauen-Männer-Verhältnis bei den Neueinstellungen ungefähr ausgeglichen.

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Ganz oben in der Führungsspitze der örtlichen Polizei haben die Frauen die Männer längst eingeholt. Das Verhältnis sei bereits ausgeglichen, so Bischoff. Man gehe davon aus, dass dies „eine Signalwirkung darstellt und zukünftig auch die darunterliegenden Führungsebenen erreicht“.

Erstmals leitet eine Frau eine Wache beim PP Bochum

Im vergangenen Jahr ist zum Beispiel erstmals in der Bochumer Polizeigeschichte einer Frau die Leitung einer Polizeiwache überragen worden: Jutta Papenheim ist die Chefin in der Wache an der Universitätsstraße.

Bei den Frauen, die bei der Polizei Bochum am höchsten stehen, handelt es sich um Kriminaldirektorin Marion Künemund – sie leitet die Kriminalinspektion 2 – und Regierungsdirektorin Julia Brinkmann, Chefin des Dezernats 2 in der Direktion Zentrale Aufgaben (Verwaltung, Personalplanung u.a.).

Noch bis 8. Oktober sind Bewerbungen möglich

Die Einstellungstests bei der Polizei sind für Frauen und Männer identisch. Auch die weiteren Voraussetzungen (Sportabzeichen in Bronze und anderes) sind gleich.

Jedoch kann es eine geschlechter- oder altersspezifische Anpassung der Leistungsanforderungen geben, so die Polizei.

Alle Interessierten haben noch bis zum 8. Oktober Zeit, sich auf der Polizeiseite www.genau-mein-fall.de für den nächsten Jahrgang bei der Polizei zu bewerben.

Eine der Frauen, die schon lange bei der Polizei Bochum arbeiten, ist Polizeioberkommissarin Nicole Schüttauf. „Zurückblickend kann ich sagen, dass ich es als Frau weder intern noch extern schwerer hatte als meine männlichen Kollegen“, sagt sie. „Innerhalb der Behörde war es keineswegs so, dass ich als Frau benachteiligt wurde oder vergleichbar mehr leisten musste. Ich habe in meiner Laufbahn glücklicherweise solche Unterschiede nicht wahr- oder gar hinnehmen müssen.“

Weniger Körperkraft ist ein Nachteil für Polizistinnen bei Einsätzen

Auf der anderen Seite, bei Einsätzen draußen, habe sie „aber auch erhebliche Akzeptanzprobleme hinnehmen“ müssen. Diese konnten „nur durch meine männlichen Kollegen aufgefangen werden“.

Auch objektiv gebe es einen nennenswerten Nachteil für Frauen in diesem Beruf : die Physis. Nicole Schüttauf: „Die Körperkraft unterscheidet sich naturgemäß bei Frauen und Männern. Die Polizei setzt nun einmal das Gewaltenmonopol des Staates um und somit gibt es leider auch polizeiliche Maßnahmen, die mit körperlicher Gewalt durchgesetzt werden müssen.“

In der Regel werde darauf geachtet, dass gemischte Teams gebildet würden. Dies gelte ganz besonders für den Streifendienst, aber auch für Vernehmungsteams in speziellen Ermittlungsbereichen.