Bochum. Jutta Papenheim (53) ist die erste Frau, die in der Geschichte der Bochumer Polizei eine Wache leitet. Sie ist Vorgesetzte von 60 Polizeikräften.

Das erste Mal in der 110-jährigen Bochumer Polizeigeschichte wird eine Wache von einer Frau geleitet. Die Erste Polizeihauptkommissarin (EPHK’in) Jutta Papenheim ist jetzt die Vorgesetzte der 60 Polizisten der Wache Südost an der Universitätsstraße. „Ich war einfach dran“, sagt sie. Schließlich hat die 53-Jährige schon viele Führungspositionen innegehabt.

Als die Bochumerin nach dem Abitur 1985 die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei begann, war sie eine der ersten Frauen überhaupt. „Wir waren sehr wenige, das war nicht ganz einfach.“ Noch heute erinnert sie sich an einen Fachlehrer und zitiert ihn so: „Eine Frau kann bei mir nie mehr als eine Drei bekommen, weil Frauen ein kleineres Hirn haben.“ Das, sagt die Polizistin, die heute je fünf silberfarbene Sterne auf den Schulterklappen trägt, „hat er wirklich gesagt“.

Anfangs gab es Probleme als Vorgesetzte

EPHK'’in Jutta Papenheim in ihrem Büro beim WAZ-Gespräch
EPHK'’in Jutta Papenheim in ihrem Büro beim WAZ-Gespräch © Gero Helm

Schnell stieg sie schon in den 90er Jahren weiter im gehobenen Dienst auf und wurde Chefin auch solcher Polizisten, die älter als sie selbst waren. „Die hatten ein bisschen Probleme, mich als Frau und Vorgesetzte zu akzeptieren.“ Im heutigen Polizeidienst sei die Geschlechterfrage indes „gar kein Problem mehr“.

Von den 60 Beamten in der Wache sind 16 Frauen. Das spiegelt in etwa den Anteil der Frauen bei der Bochumer Polizei insgesamt wider. In allen acht Wachen (darunter je eine in Herne und Witten) arbeiten 1146 uniformierte Polizeikräfte im Wach- und Wechseldienst. Davon sind 823 männlich und 323 weiblich. Im Ausbildungsbereich ist das Verhältnis noch weiblicher. Tendenz steigend.

Wache ist für 80.000 Bürger zuständig

Die Wache Südost ist für 80.000 Einwohner zuständig: Querenburg, Altenbochum, Wiemelhausen, Ehrenfeld, die Universität und Teile Stiepels. Alles Gebiete, in denen die Kriminalität relativ niedrig ist. „Richtige Brennpunkte haben wir nicht“, sagt Jutta Papenheim. Keine Drogenszene, viel weniger Straßenräubereien als etwa in der Innenstadt. Das liege auch daran, dass es in ihrem Wach-Bezirk „kein Nachtleben“ gebe.

Schwerpunkt ist wie im ganzen Bochumer Polizeibezirk die Bekämpfung von Wohnungseinbrechern. Die Fallzahlen sind nach dem bedrohlichen Hoch im Jahr 2015 zwar deutlich gesunken, trotzdem würden so oft wie möglich „die Wohnquartiere intensiv bestreift“, sagt Jutta Papenheim.

Als Wachleiterin hat sie viel Schreibtischarbeit zu erledigen. Privat ist sie aber „ein Draußen-Mensch, bei Wind und Wetter“: sehr viele Sport, aber auch Besuche im Schauspielhaus. Außerdem: „Ich singe im Chor.“

>> VORHERIGE STATION WAR WATTENSCHEID

Jutta Papenheim löste als Wachleiterin an der Universitätsstraße Friedhelm Gropp ab, der im vorigen Jahr in den Ruhestand ging.

Vor ihrer jetzigen Aufgabe hat war 53-jährige Familienmutter Dienstgruppenleiterin bei der Polizeiwache Wattenscheid.

Die Polizei will grundsätzlich mehr Frauen in Führungspositionen einsetzen.