Bochum. Bochum ist seit kurzem der Standort einer Roboterproduktion. Rethink Robotics, gegründet und entwickelt in Boston, will im Revier weiter wachsen.

So sieht also die Zukunft aus. Ein Roboter namens Sawyer händigt Kaffee aus. Ein anderer – Cruzr, der unweigerlich an R2D2 aus Star Wars erinnert – schiebt heran und transportiert etwas auf seinem Tablett. In diesem Fall Scheren. Genutzt wurden sie am Mittwochmittag in Bochum-Langendreer, um eine rote Schärpe durchzuschneiden und so den neuen Firmensitz von Rethink Robotics zu eröffnen. Bochum ist damit offiziell der Standort einer Roboterproduktion.

Noch spricht Rethink-Geschäftsführer Daniel Bunse von einer Manufaktur. 15 Roboter werden momentan pro Woche in Langendreer hergestellt. Aber mittelfristig sollen es viel mehr werden. Von einer Vision spricht Thomas Hähn, Chef der Hahn-Group, zu der Rethink Robotics gehört. Und die sieht so aus: Es soll eine Roboterfabrik in Bochum entstehen.

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Großes Interesse an Mark 51/7

Die Pläne dafür hat Hähn bei der Eröffnung des neuen Standorts schon dabei und will sie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Bernd Tönjes, dem Vorsitzenden der RAG-Stiftung, dem Mehrheitseigner der Hahn-Group, zeigen. Die Standortfrage sei noch offen. „Aber ideal wäre das frühere Opel-Werk Mark 51/7“, so Hähn. Auch in Frankfurt, wo die Muttergesellschaft ihren Sitz hat, haben sie längst von der engen Verknüpfung der Themen Produktion, Wissenschaft und Dienstleistung auf der früheren Opel-Fläche gehört.

Kommt ein Roboter gefahren. Cruzr hat die Scheren für Rudolf Freytag (Siemens), Bernd Tönjes (RAG-Stiftung), Bochums OB Thomas Eiskirch, Hahn-Group-Chef Thomas Hähn und Rethink-Chef Daniel Bunse (von links nach rechts) auf einem Tablett gebracht.
Kommt ein Roboter gefahren. Cruzr hat die Scheren für Rudolf Freytag (Siemens), Bernd Tönjes (RAG-Stiftung), Bochums OB Thomas Eiskirch, Hahn-Group-Chef Thomas Hähn und Rethink-Chef Daniel Bunse (von links nach rechts) auf einem Tablett gebracht. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Die Eröffnung der neuen Unternehmenszentrale und Produktionsstätte von Rethink Robotics steht sinnbildlich für die Transformation der vom Bergbau geprägten Region hin zum Standort für Zukunftstechnologien. Wir haben die Ansiedlung von vornherein unterstützt und sind sicher, dass Rethink Robotics hier ein ideales Umfeld findet, um weiter wachsen zu können,“ so Bernd Tönjes. Ebenso sieht es Bochums OB Eiskirch: „Rethink Robotics hat mit Bochum die richtige Standortwahl getroffen. In Bochum wird bereits für andere Bereiche moderne Robotertechnologie entwickelt und eingesetzt, um Menschen im Alltag zu unterstützen.“

Viele Anwendungsmöglichkeiten

Rethink Robotics stellt sogenannte kollaborative Robotersysteme her; also Roboter, die gemeinsam mit Menschen arbeiten und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt sind. Sie werden in produzierenden Unternehmen verwendet. Aber ihre Anwendungsmöglichkeiten können in Bereiche gehen, an die wir heute zum Teil noch gar nicht denken“, so Thomas Hähn. Roboter können genutzt werden in der Altenpflege, in Labors, in der Reinigung.

So einfach zu bedienen wie ein Smartphone

Rethink Robotics hat bislang 30 hochqualifizierte Arbeitsplätze in Bochum geschaffen. Die produzierten Robotersysteme kommen unter anderem in produzierenden Unternehmen sowie in Serviceanwendungen im Laborumfeld zum Einsatz. Für die Zukunft sind weitere Investitionen in die Weiterentwicklung der Technologie sowie der weitere Ausbau der Belegschaft geplant.

Das Bochumer Unternehmen setzt bei seinen Produkten auf einfache Bedienbarkeit. Dies müsse so leicht möglich sein wie der Umgang mit einem Smartphone.

„Wir wollen keine Arbeitsplätze abschaffen“, versichert er. Aber da wo es um langweilige, schwere und/oder schmutzige Arbeit gehe, könnten Roboter Aufgaben übernehmen. Die Hahn-Group habe das Ziel, einer der großen Player in Deutschland auf diesem Sektor zu werden. Dazu hat sie eine Partnerschaft mit Siemens Technology Accelerator (STA) vereinbart. „Mit der Technologie von Siemens kommen wir dem Start einer neuen Roboterreihe sehr schnell näher und werden bereits im Frühjahr 2021 einen ersten Prototyp präsentieren“, so Rethink-Chef Daniel Bunse.

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Enge Verbindung zu den Hochschulen

Die ungewöhnliche Geschichte von Rethink Robotics hat 2008 in Boston (USA) begonnen. Dort wurde das Unternehmen gegründet, dort hat es seine Produkte entwickelt. Und als es 2018 verkauft werden sollte, witterte die Hahn-Group, die zuvor schon den Roboter Sawyer hat, ihre Chance. Sie hat die Vermögenswerte der US-Firma aufgekauft, kurzzeitig im rheinland-pfälzischen Rheinböllen produziert, aber einen passenderen Standort gesucht. Und Bochum sei ideal dafür, so Rethink-Geschäftsführer Daniel Bunse. Nicht zuletzt die enge Verbindung zur Ruhr-Uni, die einen Teil der Lernfabrik in Langendreer an den Roboterproduzenten vermietet hat, aber auch guten Kontakte zur Technischen Hochschule Georg Agricola und zur Hochschule Bochum, an der Bunse studiert hat, haben für den Standort gesprochen.

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