Bochum. Dem Karneval droht auch in Bochum die Corona-Absage. Der Rosenmontagszug in Linden ist mehr als fraglich. Die Jecken suchen aber nach Lösungen.

Der Karneval in Bochum wird in der kommenden Session nur auf Sparflamme köcheln. Dabei droht nun auch den beiden größten Veranstaltungen das Aus: dem Rosenmontagszug in Linden und der närrischen Gala im Ruhrcongress. Die Jecken in Wattenscheid hatten bereits vor Wochen ihren Verzicht auf größere Feiern erklärt.

Nachdem sich am vergangenen Freitag die Spitzen des NRW-Karnevals mit der Landesregierung auf eine weitgehende Absage der Session 2021/22 verständigten, „werden auch wir keine Extrawurst braten“, sagte Stefan Rodemann, Chef der Werbegemeinschaft Linden, am Samstag auf WAZ-Anfrage.

Karneval in Bochum: Wenig Hoffnung in Linden

Seit 36 Jahren organisiert die Kaufmannschaft den Rosenmontagszug in Linden. Jährlich säumen bis zu 40.000 Besucher, darunter viele Familien, die Hattinger Straße. „Die Leute stehen und feiern dicht an dicht. Das könnten wir niemals mit den Corona-Auflagen in Einklang bringen“, glaubt Rodemann. Zwar habe der Vorstand noch keine Entscheidung getroffen. Aber das werde in Kürze geschehen. „Die Planungen müssten jetzt anlaufen. Dabei wird sich auch die Frage stellen, ob die Vereine aktuell in der Lage wären, beim Zug mitzumachen“, so Rodemann.

Stand heute sehe es für den 15. Februar 2021 schlecht aus. Es wäre die dritte Absage des Lindener Rosenmontagszuges: 1991 wegen des Golfkriegs, 2016 wegen einer Sturmwarnung.

Das war wohl nichts: Im Februar betrauerten die Karnevalisten in Wattenscheid (hier Christina Somberg, Königin der Höntroper Gänsereiter) die Sturm-Absage des Umzuges in der Innenstadt. 2021 macht Corona den Jecken den Garaus.
Das war wohl nichts: Im Februar betrauerten die Karnevalisten in Wattenscheid (hier Christina Somberg, Königin der Höntroper Gänsereiter) die Sturm-Absage des Umzuges in der Innenstadt. 2021 macht Corona den Jecken den Garaus. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Gala im Ruhrcongress ist fraglich

Vom Winde verweht wurde im vergangenen Februar auch der mit 80.000 Besuchern stadtweit größte Karnevalsumzug in Wattenscheid. Ihn 2021 nachzuholen, sei finanziell nicht zu stemmen, hieß es frühzeitig beim Festausschuss. Nun hätte Corona wohl endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schon im August argwöhnte Präsident Franz Seidl: „Kleinere Feiern, das wird wohl noch klappen, aber nichts Großes.“ Ein Saalkarneval im klassischen Stil, etwa in der Stadthalle, wäre wegen der massiv beschränkten Besucherzahl auch wirtschaftlich nicht zu stemmen.

Das befürchtet man auch beim Festausschuss Bochumer Karneval. Nach sechsjähriger Durststrecke hatten sich Präsident Bernd Lohof und sein Team Anfang des Jahres getraut, die närrische Gala im Ruhrcongress u.a. mit Sänger Bernd Stelter wiederzubeleben. Mit Erfolg. Für den 9. Januar 2021 ist der Ruhrcongress deshalb für eine Neuauflage gebucht. Die erscheint nun höchst fraglich. „Wir werden in den nächsten Tagen Gespräche führen, ob die aktuelle Corona-Verordnung eine solche Veranstaltung möglich macht“, sagt Bernd Lohof. Zwischen den Zeilen ist die Tendenz klar: eher nicht.

Session soll open air eröffnet werden

Bereits gehandelt hat der Bochumer Festausschuss bei der Sessionseröffnung. Die ist für Sonntag, 8. November, vorgesehen. An dem Termin wollen die Jecken samt des Dreigestirns Marcus I., Hanna I. und Armin I., das 2020/21 eine Ehrenrunde einlegen will, zwar festhalten. Allerdings nicht in den Räumen der Ruhrlandbühne in Dahlhausen. „Wir wechseln auf ein Freiluft-Format. Im Gespräch sind der Vorplatz der Ruhrlandbühne oder ein zentraler Platz, vielleicht ja die Bühne im Bermudadreieck“, sagt Bernd Lohof.

Nein, bekräftigt der karnevalsbegeisterte Rechtsanwalt, man wolle die Session in unserer Stadt nicht komplett beerdigen. „Man muss auf die örtlichen Gegebenheiten achten. Bochum ist nicht Köln oder Düsseldorf.“ Sollte es Veranstaltungen geben, sei eines aber gewiss: „Diesmal sagen wir nicht: ,Wir feiern Karneval.’ Diesmal sagen wir: ,Wir begehen Karneval.’“