Bochum. Monatelang musste das „Tatort Dinner“ wegen Corona pausieren. Zum Neustart zeigen sich die Macher in Bochum optimistisch. Es gibt neue Pläne.

Seit 15 Jahren ist es ein mordsmäßiges Vergnügen: Mit ihrem „Tatort Dinner“ hat die Wattenscheider Agentur Show Bizz Entertainment ein Erfolgsformat geschaffen. Nun müssen Geschäftsführer Uwe Schmidt (61) und sein Team selbst ums Überleben kämpfen. Die Pandemie hat das Live-Geschäft in Restaurants monatelang zum Erliegen gebracht. Müh- und langsam laufen die Produktionen wieder an. Es wird wieder getafelt und gestorben. Allerdings unter Corona-Bedingungen.

Mit „Lord Moad lässt bitten“, einem Kriminalstück in bester Edgar-Wallace-Tradition, hatten Uwe Schmidt und Andreas Zigann das Tatort-Dinner-Prinzip 2005 aus der Taufe gehoben. Das blieb seither unverändert. Gebucht werden Lokale der gehobenen Kategorie. Aufgetischt wird ein Vier-Gang-Menü – und dazu ein Krimi voller Intrigen, falscher Fährten und fieser Gestalten, dargeboten von ausgebildeten Schauspielern. Es gibt keine Bühne. Die Gäste sind mittendrin statt nur dabei. Werden zum Teil des Geschehens. Zu Beobachtern. Zu Zeugen. Mitunter sogar zu Verdächtigen.

„Tatort Dinner“ in Bochum: 60 Shows abgesagt

Zehn Krimi-Dinner sind seit „Lord Moad“ (der noch immer quicklebendig ist) entstanden: vom „Mord in Paris“ über „St. Pauli – Leichen von der Stange“ bis zum „Ruhrpott-Dinner“ mit Revierpflanze Matta und dem fiesen Nobbät inne Kleingartenkolonie. 50 kreative Köpfe umfasst das Team, darunter 35 Schauspieler. Drei Ensembles sind parallel auf Achse. 150 Auftritte an mehr als 30 Spielorten in ganz NRW stehen auf dem Tour-Kalender. In einem normalen Jahr.

Das war und ist 2020 ganz gar nicht. „Am 13. März war Schluss“, sagt Uwe Schmidt. „Von einem Tag auf den anderen hatten wir Berufsverbot. Einnahmen: gleich null.“ 60 Shows, „mindestens“, seien seither ausgefallen. Zwar sei sein Unternehmen in der derzeit glücklichen Situation, nur wenige festangestellte Mitarbeiter zu haben. Sämtliche Schauspieler sind freiberuflich tätig. Dennoch: „Ohne das Kurzarbeitergeld und die staatlichen Sofort- und Überbrückungshilfen wäre es extrem schwer.“

Beim zehnten Geburtstag des „Tatort Dinner“ 2015 entstand dieses Foto im Gut Mausbeck. Hier feierte das Team von Uwe Schmidt (2.v.l.) jetzt auch einen erfolgreichen Neustart.
Beim zehnten Geburtstag des „Tatort Dinner“ 2015 entstand dieses Foto im Gut Mausbeck. Hier feierte das Team von Uwe Schmidt (2.v.l.) jetzt auch einen erfolgreichen Neustart. © Ingo Otto / Funke Foto Services | Ingo Otto

Neustart mit dem „Ruhrpott-Dinner“

Immerhin: Im September hat der Spielbetrieb wieder begonnen. Für zehn Vorstellungen gibt es Nachholtermine – u.a. im Gut Mausbeck in Gerthe, wo dieser Tage das „Ruhrpott-Dinner“ präsentiert wurde. Die Corona-Auflagen sind streng. Während die Schauspieler sonst gern und häufig mitten im Publikum agieren, gilt jetzt: mindestens vier Meter Abstand zwischen den Darstellern (mit Spuckschutz) und den Tischen. Das, bedauert Uwe Schmidt, mache ein „Guckkasten-Format“ ähnlich einer Bühne erforderlich. Vorne die Show, hinten das Publikum. Interaktionen, gar Tuchfühlung: verboten. Sogar gemeinsamer Gesang steht auf dem Index.

„Vorhang auf für Mord“ ab Herbst

In der Corona-Krise macht das „Tatort Dinner“ aus der Not eine Tugend. „Vorhang auf für Mord“ heißt eine neue Produktion, für die jetzt die Proben begonnen haben.

Anders als die bisherigen Vorstellungen spielt sich das Geschehen komplett auf einer Bühne ab. Vorteile: Die Show kann nicht nur in Restaurants, sondern auch in Hallen und Sälen gespielt werden und bietet ausreichend Abstand zum Publikum.

Angekündigt wird ein bunter Mix „mit Bogart, Kinski und Marlene in den Hauptrollen“, so Tatort-Chef Uwe Schmidt. Premiere ist am 6. November im Beckmannshof in Wattenscheid, neben Gut Mausbeck seit vielen Jahren der zweite Spielort in Bochum.

Alle Infos gibt es auf www.tatort-dinner.de.

Klar: Der Live-Krimi leidet unten den Corona-Bestimmungen. Den Spaß lassen sich Publikum und Künstler dennoch nicht nehmen. „Die ersten Erfahrungen zeigen, dass es klappt“, sagt Uwe Schmidt und atmet auf. Eine andere Frage sei die Wirtschaftlichkeit. Um den Mindestabstand zu wahren, dürfen deutlich weniger Karten verkauft werden: in Gerthe 70 statt 95. „In anderen Lokalen ist es noch krasser. Schwierig, das auf Dauer zu stemmen.“

2021 sollen es in die Biergärten gehen

Durchhalten ist angesagt. Eine neue, Corona-gerechte Show geht im Herbst an den Start (siehe Info-Kasten). 2021 sollen die Krimi-Dinner verstärkt in Biergärten Station machen: Motto: „Spaß im Garten.“

„Wir versuchen alles, um uns über Wasser zu halten“, sagt Uwe Schmidt und zeigt sich optimistisch: „Wir werden überleben.“ Gestorben, so seine Hoffnung, wird beim „Tatort Dinner“ auch weiterhin nur spielerisch, zwischen Vorspeise und Hauptgang.