Bochum. Das Junge Schauspielhaus bekommt eine eigene Spielstätte in der Zeche Eins. Erstes Reiseziel der Jugendlichen: der Mars.

Das Junge Schauspielhaus zündet die nächste Stufe. Die Zeche Eins wird zum zentralen Spielort für Kinder- und Jugendtheater in Bochum ausgebaut. Das erste Reiseziel: der Mars.

Die Zeche Eins, das sind die ehemaligen Kauen und Betriebsgebäude der Anfang der 1960er Jahre still gelegten Zeche Prinz-Regent. Hier betreibt das Schauspielhaus seit den 80ern eine Außenstelle, deren Schwerpunkte sich immer wieder gewandelt haben: mal Tanz, mal Performance-Theater, mal Spartenübergreifendes. Zuletzt wurde der Ort vom Schauspielhaus für Avant-Produktionen wie „White People’s Problems“ genutzt.

Neue Spielflächen entstehen

Die Räumlichkeiten direkt neben dem Prinz-Regent-Theater bleiben in der Obhut des Bochumer Theaters, aber sie bekommen einen ganz neuen Zuschnitt. Nicht nur inhaltlich, auch baulich: In der Zeche Eins wird zurzeit fleißig gewerkelt, und es ist erstaunlich, was innerhalb kurzer Zeit alles entstanden ist: Zur gewohnten, 210 Quadratmeter großen Spielstätte gesellt sich nun eine zweite, die so genannte Studiobühne auf 270 Quadratmetern, dazu kommen ein Büro- und Verwaltungstrakt sowie Räume für Besprechungen, Magazin, Technik und Garderobe.

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Cathrin Rose ist stolz auf das Erreichte. „Es ist wunderbar, dass alle Pläne aufgegangen sind“, freut sich die engagierte Leiterin des Jungen Schauspielhauses. „Und es ist noch schöner, dass wir die Landesförderung für unser Projekt bekommen haben“, fügt sie hinzu.

Stadt unterstützt das Projekt

Tatsächlich profitiert das Junge Schauspielhaus von dem Theater- und Orchesterpaket „Neue Wege“ in Höhe von 11,5 Millionen Euro, das NRW zur Unterstützung der Bühnen im Land geschnürt hatte – noch vor Corona. 1,3 Millionen flossen nach Bochum, damit soll über drei Jahre der Aufbau von „besonderen künstlerischen Schwerpunkten“ ermöglich werden. In diesem Fall also der Aufbau eines Kinder- und Jugendtheaters in der Zeche Eins. Auch die Stadt unterstützt die Ausweitung der Spielzone ihres Schauspielhauses und schießt 500.000 Euro dazu.

Cathrin Rose leitet das Junge Schauspielhaus. Zuvor war sie als Dramaturgin bei der Ruhrtriennale tätig.
Cathrin Rose leitet das Junge Schauspielhaus. Zuvor war sie als Dramaturgin bei der Ruhrtriennale tätig. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Kann man also davon ausgehen, dass die Entwicklung nachhaltig gedacht und nicht an die Intendanz Johan Simons gekoppelt ist, die in drei Jahren ausläuft? Rose ist zuversichtlich: „Die Investitionen deuten auf eine langfristige Nutzung hin. Das Kinder- und Jugendtheater des Schauspielhauses soll in Zukunft zu einer starken, eigenen Marke ausgebaut werden.“

Jugendliche bilden den Aufsichtsrat

Bochum steht mit dieser Neue-Wege-Förderung einzigartig dar. Die Zeche Eins wird nicht nur Kinder- und Jugendtheater-Aufführungen bieten, sondern zu einer Begegnungs-, Spiel- und Diskursstätte werden, die Jugendliche als ihr Revier begreifen. „Das Projekt wendet sich an eine diverse und inklusive junge Generation, die gesellschaftliche Themen aufgreifen soll“, sagt Rose.

Sie betont, dass der gerade im Aufbau begriffene Ort ohne Wenn und Aber den Kindern und Jugendlichen gewidmet ist – so wird mit der von Jugendlichen besetzten „Drama Control“ ein Aufsichtsrat gebildet, der in Fragen der Spielplangestaltung, der begleitenden Veranstaltungen und des künstlerischen Profils der Zeche Eins ein gewichtiges Wort mitreden soll. „Hier wird Partizipation endlich mal zu Ende gedacht“, sagt Cathrin Rose.

Aufbruchstimmung ist überall zu spüren

Die Aufbruchsstimmung ist mit Händen greifbar. In den nächsten zwei Wochen wird die Spielstätte in den alt-industriellen Räumen an der Prinz-Regent-Straße fertig sein, am 25. September steht die erste Premiere des Jungen Schauspielhauses in der Zeche Eins an: „The Last minutes before Mars“, eine Science-Fiction-Story mit ernstem Hintergrund. 7700 Jugendliche aus der ganzen Welt (0,0001 Prozent der Bevölkerung) werden zur Erforschung des Roten Planeten zwangsverpflichtet. Hier sollen sie eine Zukunft für die Menschheit finden und den Planeten bewohnbar machen – weil die Erde nach Klimawandel und Umweltzerstörung zum lebensfeindlichen Ort geworden ist.

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„Leider sind bei jeder Vorstellung wegen Corona nur zwölf Zuschauer zugelassen“, bedauert Rose. Die Pandemie hat der startbereiten, schon heftig vibrierenden neuen Bochumer Theaterrakete den Stecker gezogen. So muss das große Eröffnungsfest am 27. September, zu dem neben den Jugendlichen und den Theaterleuten viel Prominenz aus Kultur und Politik in der Zeche Eins erwartet wird, einige Nummern kleiner ausfallen als geplant.

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