Bochum. Von der Geschlechterfrage bis zu den Urgesteinen: Die Kommunalwahl hält auch außerhalb von politischen Inhalten einige Überraschungen bereit.
Nun wird’s langsam ernst: Wer macht das Rennen ums Rathaus? Wer zieht in den neuen Stadtrat und in die sechs Bezirksvertretungen ein? 358 Bochumer stellen sich am Sonntag zur Wahl. Jeden einzelnen hat die WAZ in den vergangenen Wochen in einer Serie mit kleinem Steckbrief und größtenteils auch mit Foto vorgestellt. Doch wer ist der Älteste? Wer ist das Küken? Und welchen Berufen gehen die meisten nach? Wir haben mal genauer nachgeschaut.
Bei der Wahl: Jeder Stift wird desinfiziert
Keine allzugroßen Sorgen vor dem Coronavirus muss haben, wer am Sonntag (13.) zur Wahl geht. In allen 186 Wahllokalen gilt ein Mindestabstand von 1,50 Meter, der Zugang ins Wahllokal wird durch einen Sicherheitsdienst gesteuert.
Natürlich kann jeder fürs Kreuzchen in der Kabine einen eigenen Stift mitbringen, nötig ist dies aber nicht: Jeder Stift wird vor der Stimmabgabe einzeln desinfiziert.
Die Geschlechterfrage
Wen es in Bochum in die Politik drängt, der ist – meistens männlich. An dieser uralten Regel hat sich auch im Jahr 2020 nichts geändert. Unter den 358 Kandidaten finden sich 253 Männer und 105 Frauen, damit sind die Herren deutlich stärkste Kraft. Gerecht verteilt sind die Geschlechter nur bei Bündnis 90 / Die Grünen: Hier hält sich das Verhältnis mit 17 Männern und 16 Frauen fast die Waage. Den deutlichsten Herren-Überhang gibt es bei CDU und FDP (jeweils 26 Männer und nur 7 Frauen) gefolgt von der AfD (25 Männer, 8 Frauen) und der Sozialen Liste (24 Männer, 9 Frauen).
Der Altersdurchschnitt
Im Schnitt sind die Kandidaten aller elf Parteien bei der Kommunalwahl 47,7 Jahre alt. Mit Abstand am jüngsten ist die Partei „Die Partei“ aufgestellt: Hier sind die Bewerber im Schnitt 36,9 Jahre jung. Mit 65,2 Jahren ist die Soziale Liste am ältesten, auch UWG: Freie Bürger (54,7 Jahre) und AfD (53,7 Jahre) reißen deutlich die 50er-Marke.
Alt und jung
Kein großes Wunder ist es da, dass die Soziale Liste den ältesten Kandidaten bei der Wahl stellt. Mit 84 Jahren tritt Günter Klanke im Bezirk Linden an. Sein politischer Schwerpunkt zeugt womöglich auch von seiner Fitness: Er wünscht sich einen Ausbau der Fahrradwege. Mit 83 Jahren ist Carola Horn die zweitälteste: Sie tritt im Bezirk Voede/Harpen ebenfalls für die Soziale Liste an. Ihr Credo ist ehrenwert: „Rassismus und Faschismus Einhalt gebieten.“
Dagegen gibt es auch politische Neulinge: Die beiden Studenten Christian Kalisch (SPD, Wahlbezirk Werne) und David Schmidt (UWG: Freie Bürger, Wahlbezirk Innenstadt-Südost) sind jeweils 20 Jahre jung. Am jüngsten sind Steven Burdeska (FDP, Bezirk Höntrop-Süd) und Ronja Buschmann (B90/Grüne, WAT-West) mit jeweils 18 Jahren. Mit 19 Jahren setzt sich Anna di Bari (B90/Grüne) im Bezirk Hofstede für Wirtschaft und Gesundheit ein.
Häufige Berufsbilder
„Das Parlament ist mal voller, mal leerer. Aber immer voller Lehrer“: Diese alte Weisheit trifft in Bochum nur bedingt zu. Unter den Kandidaten finden sich laut den Wahltabellen der Stadt nur elf Pädagogen und Dozenten, dagegen gibt es 35 Schüler und Studenten und 33 Rentner. Zudem gehen einige Kandidaten ganz bodenständigen Tätigkeiten nach: etwa als Koch, Busfahrer und Kanalbauer. Mit Nils-Frederick Brandt (Die Partei) kandidiert ein Klempner für den Job des OB.
Die Urgesteine
Beim Blick in die Kandidatenlisten denkt man nicht selten: Den kenn ich doch? Stimmt, einige politische Urgesteine mischen seit gefühlten Ewigkeiten mit und stellen sich auch diesmal wieder zur Wahl. Zu den dienstältesten Lokalpolitikern gehören Lothar Gräfingholt (CDU-Mitglied seit 1975), Roland Mitschke (seit 1968 CDU-Mitglied), Martina Schmück-Glock (seit 1974 in der SPD) und Gaby Schäfer (seit 1984 für die SPD im Rat).