Bochum. „Die Partei“ stellt in Bochum einen eigenen OB-Kandidaten auf. Nils-Frederick Brandt (30) geht locker mit seinem Außenseiter-Status um.

Seit es die Direktwahl des Oberbürgermeisters in Bochum gibt, setzen sie bunte Signale – die unabhängigen Direktkandidaten, die Papageienvögel der Politik. Wirkliche Chancen auf das Amt hatten sie kaum, doch die öffentliche Aufmerksamkeit dafür umso mehr. In diesem Jahr sah es in diesem Punkt für Bochum bislang eher mau aus. Einen unabhängigen Kandidaten gibt es zwar tatsächlich nicht, doch die Partei „Die Partei“, bundesweit eher als satirische Spaßtruppe bekannt, geht in Bochum mit klaren Aussagen und einem leibhaftigen Oberbürgermeisterkandidaten an den Start: Die WAZ stellt exklusiv den bisher völlig unbekannten 9. im Bunde vor, Nils-Frederick Brandt.

„Ja, ich bin der große Unbekannte“

Der 30-jährige gebürtige Bochumer ist gelernter Klempner und arbeitet bei einer Bochumer Firma. Er stammt ursprünglich aus Weitmar und lebt aber schon einige Jahre in Wattenscheid. „Ja, ich bin der große Unbekannte. Mich kennt keiner“, sagt er und genau das scheint ihm zu gefallen. Da „Die Partei“ noch nicht im Rat vertreten ist, sind die Hürden für seine Kandidatur und der Kandidaten für den Stadtrat und der Bezirksvertretungen deutlich höher als bei den etablierten Parteien. „Ich als OB-Kandidat zum Beispiel musste 252 Unterstützerunterschriften beibringen.“ Daher gilt auch seine Kandidatur und die seiner Mitstreiter erst als gesichert, wenn nächste Woche der Kreiswahlausschuss getagt hat.

Nils-Frederick Brandt ist gelernter Klempner und OB-Kandidat von „Die Partei“. Er zeigt sein Arbeitsgerät „Pump Fix“, im Volksmund „Pömpel“.
Nils-Frederick Brandt ist gelernter Klempner und OB-Kandidat von „Die Partei“. Er zeigt sein Arbeitsgerät „Pump Fix“, im Volksmund „Pömpel“. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Rund 100 Mitglieder in Bochum

Brandt bittet um Verständnis, dass er jetzt noch keine politischen Aussagen macht. Nur eins: „Wir wollen mehr als Satire.“ Wer auf die Homepage schaut, sieht anstelle von Fotos, das verfremdete Bochumer Stadtwappen und ein Zitat frei nach Chlodwig Poth. „Die endgültige Trennung Bochums und Wattenscheids – das ist unser Auftrag.“ Bei der Kommunalwahl wollen sie in 28 von 33 Stimmbezirken Direktkandidaten aufstellen.

Brandt schloss sich vor zwei Jahren der Partei an und ist seit Ende letzten Jahres Vorsitzender des Kreisverbands Bochum. Nach eigenen Angaben gibt es in Bochum rund 100 Mitglieder im Alter von 18 bis 60 Jahren. Bei der letzten Kommunalwahl hatte die Partei den Einzelbewerber Wolfgang Wendland unterstützt, der 7,92 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Es war ein Achtungsergebnis. Als erster hatte sich übrigens 1999 der Bochumer „Flohmarktkönig“ und Grafiker Gerd Pokatzky auf dieses Parkett gewagt. Mit seinem provokanten Wahlplakat eines bis auf ein vor die Scham gehaltenes Buch völlig nackten Flohmarktkönigs sicherte er sich immerhin den Stimmen-Beifall von 3,67 Prozent der Wähler.

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