Bochum. Stadtgeschichte als Aha-Effekt vermittelt das neue Buch „Bochum für Klugscheißer“. Auch mit populären Irrtümern wird aufgeräumt.

Stadtgeschichte ist ein sprödes Thema, das nicht jeden interessiert. Es sei denn, es wird so populär präsentiert wie in einem neuen Buch aus dem Klartext Verlag, das seinen niederschwelligen Anspruch schon im Titel trägt „Bochum für Klugscheißer“.

Wissen wird leicht verständlich vermittelt

Verfasst hat das Werk Dietmar Bleidick, Historiker und ausgewiesener Kenner unserer Stadt und ihrer langen Geschichte. Ist er selbst ein Klugscheißer? „Natürlich nicht“, schmunzelt der Historiker, „Besserwisser würde ich eher gelten lassen.“ Doch sei der Titel ja auch nicht todernst, sondern ironisch gemeint. Es gehe um eine leicht verständliche Vermittlung von Bochumer Besonderheiten und von geschichtlichen Zusammenhängen. Und - auch - und die Ansprache jüngere Leserschichten. Dazu komme „das Aufräumen mit populären Irrtümern“, wie Bleidick sagt. Das sei ihm wichtig gewesen.

Der Autor

Dietmar Bleidick ist in Weitmar und im Ehrenfeld rund um das Wiesental aufgewachsen. Er ist Historiker von Beruf und Stadthistoriker aus Berufung. Bleidick gilt als ausgewiesener Kenner zumal der Bochumer Heimatgeschichte.

Er ist Vorstandsmitglied der Kortum-Gesellschaft - Vereinigung zur Erforschung und Pflege der Regionalgeschichte in Bochum - und seit 20 Jahren Herausgeber der Zeitschrift „Bochumer Zeitpunkte - Stadtgeschichte, Heimatkunde und Denkmalpflege“.

Welche wären das zum Beispiel? Nun, etwa das Bergbau-Museum. Es ist eine Bochumer Top-Attraktion, und viele, nicht nur Besucher von außerhalb, glauben, der Förderturm und die Anlage wären früher eine aktive Zeche gewesen. Stimmt aber nicht: Das Museum wurde als Showroom der Bergbau-Technik anno 1930 gegründet, und das Fördergerüst kam erst 1973 nach Bochum. Es stand vorher auf einer Schachtanlage in Dortmund.

Alte Villa in Weitmar ist gar keine Villa

„Auch die stattliche Villa hinter dem Schlosspark an der Hattinger Straße wird oft falsch eingeordnet“, weiß Bleidick. Der hübsche, weiße Bau ist nämlich gar kein Wohnhaus, sondern der Wasserturm der einstmals selbstständigen Gemeinde Weitmar! Die großbürgerliche Anmutung ist nur Fassade. Sie verdeckt die Technik.

 Buchcover von „Bochum für Klugscheißer“.
 Buchcover von „Bochum für Klugscheißer“. © Klartext Verlag

Es sind solche scheinbaren Beiläufigkeiten, die Bleidicks Buch zum anregenden Schmöker machen. Und so blättert man sich durch die kurz & knapp gefassten Kapitel und findet dabei allerhand. Das Ruhrstadion und das Planetarium kennt wohl jeder, der schon mal in der Stadt war. Dass Opel und Fiege hier beheimatet waren und sind, ist klar. Und vom Tippelsberg hat man zumindest schon mal gehört.

Was verbindet Bochum mit dem Zillertal?

Aber wer weiß schon, dass der „Berg“ in Riemke heute fast 30 Meter höher ist als noch vor rund 40 Jahren? Und warum?

Und was ist mit der „Heimkehrer-Dankeskirche“ in Weitmar-Mark, welche Geschichte verbirgt sich hinter ihrem Namen? Was verbindet Bochum mit dem „Zillertal“ in Tirol und was den den Dichter August Friedrich Ferdinand von Kotzebue mit unserer Stadt? So viele Fragen, auf alle gibt es Antworten in Bleidicks Buch, wenn auch nicht an dieser Stelle. Nur soviel sei schon verraten: Kotzebue verfasste den Text des Bochumer Jungenliedes, „Es kann ja nicht immer so bleiben/hier unter dem wechselnden Mond“, es stammt gar nicht aus Bochum!

Geschichten, Mythen und lustige Fakten

Wer also mehr als das Übliche über Bochum wissen möchte, ist mit dem „Klugscheißer“-Bändchen gut bedient. Der Stadtführer der anderen Art erklärt Geschichte, Mythen und lustige Fakten. „Es war für mich als Bochumer Junge eine spannende Sache, das alle zu recherchieren“, sagt der Autor.

>>> Buch-Hinweis: Dietmar Bleidick: „Bochum für Klugscheißer. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“, 104 Seiten, Klartext-Verlag Essen, 14,95 Euro.

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