Bochum. Ein Bochumer Studenten-Paar saniert ein historisches, aber löchriges Segelschiff mit großer Geschichte. Ihren Weg zeigen sie auf Youtube.

Für Student Paul war es die große Liebe auf den ersten Blick: Diese riesige Segel-Yacht – historische Planken und löchrig wie ein Nudelsieb, seit Jahren auf dem Trockenen – keine Frage: die musste er haben! Gemeinsam mit Freundin Alina Perhöfer saniert der 28-jährige Student im Bauingenieurwesen das 13-Meter-Schiff. Ein großes Projekt, über das die beiden unter dem Namen „Pottchaoten“ auf der Videoplattform Youtube berichten.

Paul Uhlenbruch und Alina Perhöfer aus Bochum haben eine historische Segel-Yacht gekauft. Das Segelschiff sanieren sie nun.
Paul Uhlenbruch und Alina Perhöfer aus Bochum haben eine historische Segel-Yacht gekauft. Das Segelschiff sanieren sie nun. © Perhöfer

Pauls Vater – gelernter Tischler – hatte das historische Schiff auf Ebay entdeckt und den interessierten Sohn aus Bochum-Werne auf eine Besichtigungstour mitgenommen. Als der – um 10.000 Euro ärmer und um ein marodes 13-Meter-Segelschiff reicher – wieder nach Hause kommt, erklärt ihn Freundin Alina zunächst für verrückt. Aber auch die 26-Jährige gelernte Modedesignerin kann sich dem Charme des Schiffes nicht entziehen. So wird die „Northern Light“ zum nächsten großen Projekt des Paares.

Historische Segel-Yacht segelte bereits im Bermudadreieck

Das Segelschiff – 1956 gebaut und nach Amerika ausgeliefert – hat eine große Geschichte. So soll es eine legendäre Regatta im Bermudadreieck – nicht dem Bochumer, versteht sich – gesegelt sein. Ein ehemaliger Inhaber könnte – wenn die Recherchen der beiden Studenten richtig sind – heute Chef des renomierten New-York-Yacht-Clubs sein. Vor wenigen Jahren habe der letzte Inhaber das Schiff zurück nach Europa überführt. Auch er hatte sich in die Holz-Planken verliebt, dann wurde er krank.

Das Schiff selber zeigt – zumindest von außen – nicht mehr viel von seinem historischen Wert. „Löchrig, wie ein Nudelsieb“, sagt Paul Uhlenbruch und zuckt mit den Schultern. Vier Jahre hat das Schiff zuletzt in Bad Schwartau auf dem Trockenen gelegen, eigentlich ein Todesurteil für das empfindliche Holz, das nie ganz austrocknen sollte.

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Doch die beiden Studenten wollen die „Northern Light“ nicht aufgeben. So kratzen die beiden mühsam in ihrer prüfungsfreien Zeit Teer aus alten Fugen, spachteln, hämmern und flicken am niederländischen Ijsselmeer.

Segeltörn durch Europa ist geplant

Ärger gibt’s dabei zwischen den beiden, wie sie erzählen, nur selten. Nach einer gemeinsamen Australien-Tour im (selbst) ausgebauten Van vor drei Jahren habe es sich „ausgestritten“, wie Paul erzählt. „Wir haben alle Höhen und Tiefen schon gemeinsam erlebt“, sagt Alina, die eigentlich dachte, dass alle Segler Schnösel sind, bis sie ihren Paul kennenlernte, der mit den Eltern auf dem hölzernen Planken schwankender Boote groß geworden ist. „Wir beide arbeiten gerne im Team zusammen.“

Bermuda Race – Hochseeregatta über mehrere Tage

Das Bermuda Race ist eine berühmte und prestige-trächtige Hochseeregatta vom Brenton Reef bei Newport (Rhode Island) nach Hamilton auf der Bermudainsel Hamilton Island. Das Rennen wird seit 1906 alle zwei Jahre Mitte Juni veranstaltet.

Die Teilnehmer segeln die meiste Zeit ohne Landsicht. Sie durchqueren den Golfstrom und benötigen für die Strecke in der Regel zwischen drei und sechs Tagen. Der aktuelle Rekord stammt aus dem Jahr 2002 und liegt bei 54 Stunden.

Im kommenden Jahr steht dem Schiff die große Bewährungsprobe bevor: Es soll ins Wasser gehen. „Und dann gucken wir, ob’s schwimmt“, sagt Paul. Und wenn nicht? „Das Schiff hängt sicherheitshalber erst einmal eine Weile am Kran, dann schauen wir, ob alles dicht ist.“ Wenn das Schiff schwimmt – und auch innen wieder alles tipptop aussieht – planen die Bochumer einen Segeltörn quer durch Europa. Paul möchte nach St. Petersburg. Das nächste Projekt.

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