Bochum. Die Familien- und Krankenpflege in Bochum stoppt ihre Reisen für Senioren und Pflegebedürftige. Das Geschäft stehe wegen Corona still, heißt es.

Eine Woche Urlaub auf Norderney oder in Bad Kissingen, Tagesausflüge mit Schiffspartie auf dem Rhein oder Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, dreistündige „Erinnerungsfahrten“ mit dem Kleinbus in die nähere Umgebung: Jährlich bis zu 3000 Bochumer nutzen den Reisedienst der Familien- und Krankenpflege (F.U.K.). Damit ist es vorerst vorbei. Der Pflege-Anbieter stellt seine Touren wegen Corona ein.

Seit 2008 unterhält die F.U.K. einen eigenen Reise-Service für Senioren und Pflegebedürftige. Örtliche Busunternehmen und Reisebüros zählen zu den Kooperationspartnern. „Die Resonanz war immer sehr gut“, sagt Sprecher Stefan Ott. Viele ältere Menschen seien dankbar, auf sie zugeschnittene Fahrten antreten zu können.

Corona in Bochum: „Viele Leute haben Angst“

Vorteile: Bei vielen Touren ist eine pflegerische oder ärztliche Betreuung gewährleistet. Die Teilnehmer werden daheim abgeholt; das Kofferschleppen entfällt. Und: Für einige der Fahrten können Leistungen der Pflegekasse in Anspruch genommen werden, etwa der Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich bei den „Erinnerungsfahrten“, die nicht nur für Demenz-Erkrankte eine Reise zurück in die Vergangenheit bedeuten.

Zwischen 70 und 90 Jahre alt sind die meisten F.U.K,-Reisenden. „Sie sind damit die Hochrisikogruppe für das Coronavirus“, weiß Stefan Ott und beobachtet: „Viele Leute haben Angst.“ Angst, vor die Haustür zu gehen. Erst recht davor, eine Tagestour oder gar eine längere Reise anzutreten.

Am 30. September ist Schluss

„Die Corona-Pandemie und die gesetzlichen Auflagen zum Infektionsschutz haben zu einem Stillstand in der Reisetätigkeit geführt“, konstatiert Wolfram Junge, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege mit 850 Mitarbeitern an sieben Standorten in Bochum. Aktuell seien die Reisen nicht verantwortbar. Eine Entspannung sei nicht in Sicht, das Aus für die Reise-Sparte wirtschaftlich unabdingbar – auch, um die Gemeinnützigkeit des Unternehmens nicht zu gefährden.

Ein Nordsee-Urlaub auf Norderney ist die letzte Offerte, die die F.U.K. auf ihrer Online-Seite bereit hält. Neue Buchungen werden nicht mehr angenommen. Am 30. September ist Schluss. Die Hoffnung bleibt. „Sollten zukünftig die Restriktionen der Covid-19-Pandemie aufgehoben werden, ist es durchaus denkbar, unsere Reisen erneut unserer Kundschaft anzubieten“, sagt Wolfram Junge.