Bochum-Gerthe. Ulrike Ockoniewski aus Bochum ist Reiseberaterin und kennt ihre Branche. Der WAZ verrät sie, was in Sachen Urlaub 2020 noch geht – und was nicht.

Traurige Kunden am Telefonapparat, jede Menge Stornierungen, Diskussionen mit Veranstaltern und ständig neue Informationen über Reisebedingungen: So sahen die letzten Wochen in der Corona-Krise von Reiseberaterin Ulrike Ockoniewski aus Bochum-Gerthe vor allem aus. „Im Fokus standen die Fragen: Bekomme ich mein Geld zurück und soll ich einen Gutschein vom Veranstalter akzeptieren?“, berichtet Ockoniewski, die seit 1979 im Reisegeschäft tätig ist. Nun ändert sich das wieder: „Kunden wollen jetzt vor allem wissen, ob und wo Urlaub möglich ist“, sagt Ockoniewski. Die Reiseberaterin hat gute Nachrichten.

Urlaub 2020: Was geht noch, was geht nicht? Eine Bochumer Reiseberaterin gibt Tipps

Ganz auf Urlaub verzichten müssen die Deutschen in diesem Jahr ihrer Ansicht nach wohl trotz der Corona-Krise nicht. Zugleich sagt Ulrike Ockoniewski aber: „Urlaub in diesem Jahr wird nicht wie üblich ausfallen. Wir werden eine sanftere Art des Tourismus mit weniger Touristen erleben.“ Heißt konkret: Partymeilen am Ballermann oder auf Ibiza gehören in diesem Jahr sicherlich nicht zum Urlaubsgeschehen dazu. Auch müssen sich Urlauber auf neue Konzepte für Essensausgabe und Platzreservierungen einstellen. „Buffets können nicht wie sonst stattfinden“, sagt Ockoniewski. Die Hälfte der Deutschen plant vor diesen Hintergründen bislang keinen Urlaub.

Tipp: Bis Mitte Juni warten

Die Reiseberaterin empfiehlt generell: „Man sollte bis zum 14. Juni abwarten. Bis zu diesem Zeitpunkt gelten die weltweiten Reisewarnungen.“ Wo aber dürfte dann Urlaub möglich sein? Innerhalb Deutschlands wird der Tourismus bereits stufenweise wieder hochgefahren, Nord- und Ostseeinseln empfangen wieder Gäste. „Die Preise sind aber extrem gestiegen. Wegen der hohen Nachfrage können die Betten zu fast jedem Preis vermietet werden“, gibt Ockoniewski zu bedenken.

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300 bis 500 Euro für ein Zimmer pro Nacht sind keine Seltenheit. Im Ausland sieht sie gute Chancen für Urlaub beispielsweise in Österreich, Griechenland, Spanien, Italien, Dänemark oder Kroatien. „Auch in Italien gibt es Regionen, etwa Kalabrien, die wenige Coronafälle haben“, so Ockoniewski.

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Ulrike Ockoniewski hat die Hygienekonzepte der Zielländer bereits studiert. Sie glaubt: „Auch Ägypten erscheint mir ein gutes Reiseziel. Durch die geschlossenen Urlaubsoasen kann eine hohe Sicherheit gewährleistet werden“, sagt sie. Mitarbeiter müssten vor Saisonstart in Quarantäne und würden auf Corona getestet, bevor sie in den Ressorts arbeiten.

Schon zwei Reisen für 2021 im Angebot

Ulrike Ockoniewski ist seit 31 Jahren selbstständig und hat bis 2017 ein Reisebüro mit Ladenlokal in Gerthe betrieben. Mittlerweile berät sie freiberuflich ohne stationäres Reisebüro. Zu ihrem Team gehören zwei weitere Reiseberaterinnen.

Für 2021 bietet „Ullis Reisebüro“ bereits zwei Gruppenreisen an: Eine Wanderreise nach Kalabrien und eine Kulturreise ins Baltikum an. Weitere Info auf www.ullis-reisebuero.de .

Die Reiseveranstalter, die enormen finanziellen Druck haben, wollen das Tourismusgeschäft bereits jetzt ankurbeln, bieten etwa Bonuszahlungen für Buchungen bis Ende Juni oder besondere Stornierungsbedingungen. Eine extern abgeschlossene Reiseversicherung macht in Ockoniewskis Augen – zumindest vor dem Hintergrund der Pandemie – hingegen wenig Sinn. „Das wird in den Konditionen stets ausgeschlossen“, weiß sie.

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Aus zwei Gründen rät sie, nicht direkt bei Hotels, sondern bei Veranstaltern zu buchen: „Die Veranstalter haben feste Kontingente für 2020 gebucht und können deshalb günstigere Preise anbieten. Auch ist die Reise so besser abgesichert.“ Auf Last-Minute-Schnapper dürfe man in diesem Jahr dennoch nicht mehr hoffen. „Die Preise werden insgesamt steigen, damit sicherer Tourismus gewährleistet werden kann“, prognostiziert die Expertin. Gleichzeitig müsse mit Insolvenzen gerechnet werden.

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Wer auf eine Fernreise gehofft hatte, wird enttäuscht: „Ziele wie USA oder Indien sind meiner Meinung nach für 2020 raus“, sagt Ulrike Ockoniewski. Man könne hier nur sehr selektiv schauen. So haben die Seychellen bereits einen Bann für Kreuzfahrtschiffe auch über 2021 hinaus angekündigt.

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