Bochum. Keine Ausflüge, keine Städtetrips: Das Reisegeschäft ist weggebrochen. Gut, dass zwei Bochumer Firmen nicht nur damit ihr Geld verdienen müssen.

An diesem Samstag geht’s nach Venlo, zum ersten Mal seit Februar. „Bisher haben wir 20 Anmeldungen. Super!“, sagt Michael Faber (50). Früher, vor Corona, waren die Einkaufstouren nach Holland regelmäßig ausgebucht. Jetzt, mit Corona, ist der Chef von Jabo-Reisen mit einem halbvollen Bus mehr als zufrieden. Nur gut, dass er davon allein nicht leben muss.

1936 gegründet, zählt Jabo (benannt nach dem Gründer August Jacobi mit BO-Anhang) zu den ältesten und größten Busunternehmen in Bochum. Mittelmeer, Ost- und Nordsee, Schwarzwald: Einst brachte die Jabo-Flotte Tausende Bochumer in den Urlaub. Längst hat sich der Schwerpunkt verlagert. Der Reiseverkehr – meist Schul-, Senioren- oder Kegelclub-Ausflüge – macht nur noch zehn Prozent aus. Kerngeschäft ist der Schulverkehr, etwa der Bäder-Pendeldienst zum Schwimmunterricht.

Maskenpflicht und WC-Verbot

Das, sagt Michael Faber, bewahre den Traditionsbetrieb mit Sitz an der Seilfahrt in Hamme in Corona-Zeiten vor dem Totalschaden. Mit dem Bus verreisen möge derzeit kaum jemand aus der meist älteren Stammkundschaft. Und jüngere Leute bevorzugten Flixbus & Co. Dabei könnte Jabo seine Busse inzwischen wieder komplett füllen, wenn auch mit Maskenpflicht sowie WC- und Imbissverbot an Bord. Doch keine Chance. „Der private Reiseverkehr ist komplett weggebrochen“, konstatiert Faber.

Das galt ab Mitte März auch für den Schulverkehr. Die Schulen blieben dicht. Bis auf die Verwaltung wurden bei Jabo sämtliche 50 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Dabei hatte ich kurz vor Corona noch einen neuen Bus gekauft“, schildert Faber. 300.000 Euro teuer. „Zum Glück konnte ich beim Hersteller die Raten stunden.“

Vornehmlich im Schulverkehr kommen die Jabo-Busse zum Einsatz. Das zahlt sich in der Corona-Krise aus: Das Reisegeschäft ist weggebrochen.
Vornehmlich im Schulverkehr kommen die Jabo-Busse zum Einsatz. Das zahlt sich in der Corona-Krise aus: Das Reisegeschäft ist weggebrochen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wilde profitiert vom Linienverkehr

Im Mai, mit Öffnung der Grundschulen, lief der Schulverkehr sukzessive wieder an. Auch dabei sind strenge Corona-Regeln zu beachten. „Nur die Fensterplätze dürfen besetzt werden. Die Sitze hinter dem Fahrer und die hintere Reihe müssen frei bleiben. Damit passen nur noch 22 Personen in einen Bus“, erklärt Michael Faber. Das, glaubt er, werde auch nach den Sommerferien so bleiben.

Soforthilfe für die Bus-Branche

Mitte Juni hatten in Berlin Busunternehmer aus ganz Deutschland demonstriert und auf ihre prekäre Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht.

Die Forderung des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) nach einer Soforthilfe für die Branche wird erfüllt.

170 Millionen Euro will die Bundesregierung für ein Rettungspaket bereitstellen. Das Geld soll laut BDO im Juli an besonders gefährdete Unternehmen ausgezahlt werden.

Für Michael Faber (Jabo Reisen) bedeutet dies aber nur eine kurzfristige Unterstützung. „Selbst 50.000 Euro werden bei hohen laufenden Kosten nicht verhindern, dass Betriebe in Existenznot geraten.“

Die Krise so gut es geht gemeistert hat bisher auch der Reisedienst Wilde, mit 22 Bussen und 40 Mitarbeitern an der Industriestraße beheimatet. „Wir können froh sein, hauptsächlich im Linienbusverkehr tätig zu sein. Mitbewerber, die sich auf das Reisegeschäft konzentriert haben, sind derzeit ungleich schlimmer dran“, weiß Geschäftsführer Karl-Ernst Wilde (57). Mit Beginn der Pandemie im März sei das Liniennetz zwar ausgedünnt worden. „Mittlerweile sind wir aber wieder im Normalbetrieb.“

„So macht das keinen Spaß“

Anders als bei den Privatreisen. „Die stehen auf null““, berichtet Wilde, der deshalb 15 Fahrer in Kurzarbeit schicken und mehrere Fahrzeuge abmelden musste. Ein Ende ist nicht absehbar. Schulausflüge sind gestrichen, Vereins-Touren ebenso. Geht - was selten vorkommt - eine Anfrage für eine Busreise ein, sei das Gespräch meist schnell vorbei. „Wenn ich die Hygiene-Regeln aufzähle, höre ich am anderen Ende: ,Danke, aber so macht das keinen Spaß.’“ Wildes Befürchtung: „Das wird sich nicht ändern, solange kein Impfstoff gefunden wird.“

Die Venlo-Ausflügler bei Jabo lassen sich nicht abschrecken. 14 Euro kostet der Trip über die Grenze. Um 8 Uhr geht’s los. Siehe oben: Es sind noch Plätze frei.