Bochum. Nach fünf Monaten Pause hat das UCI-Kino im Ruhrpark wieder geöffnet – mit strengen Hygieneregeln. Stammgäste sind schnell wiedergekommen.
Stefan Hennen fühlt sich aktuell ein bisschen selbst „wie im Film“ – und das obwohl er nur durch das Kino-Foyer läuft und nicht im Kinosaal sitzt. Hätte man dem Theaterleiter des UCI am Ruhrpark Bochum im vergangenen Jahr Bilder aus den heutigen Tagen gezeigt – er hätte es nicht geglaubt. „Ich habe immer gesagt: Wir sind krisenfest. Je schlechter es den Leuten geht, desto mehr kommen ins Kino, um sich zu zerstreuen“, sagt Hennen. Er wurde eines Besseren belehrt.
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Am 17. März musste das UCI seine Türen schließen, alle Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Umso emotionaler war nun der Moment, als das Kino am Donnerstag (20.) wieder öffnen durfte. Als „Gänsehaut-Moment“ bezeichnet der 45-Jährige Hennen den Moment, als 30 bis 40 im Hause gut bekannte Stammgäste bei der Wiedereröffnung pünktlich vor den Türen standen. „Wir hatten seit 1991 nie geschlossen. Es gibt Systeme, bei denen wir noch nicht einmal wussten, wie man sie herunterfahren soll“, sagt er. Jetzt aber stehen alle Zeichen erst einmal auf Hochfahren, größtenteils jedenfalls: „Wir haben strengere Regeln, als gesetzlich notwendig. Denn wir wollen, dass sich unsere Gäste so sicher wie möglich fühlen“, sagt Hennen.
Nur zu 25 Prozent auslasten
Das heißt konkret: Maskenpflicht bis zum Sitzplatz, Einbahnsystem, Abstandsmarkierungen und Hygienespender im gesamten Kino, keine Sitzflächen in den Foyers, Plexiglasscheiben an den Kassen und die Pflicht zum Ausfüllen von Kontaktbögen. Drei Tage lang wurden die Mitarbeiter darin geschult.
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Nachos und Popcorn können Kunden weiterhin kaufen, Karten gibt es online per Vorbestellung, aber auch direkt an den Kassen. Wo möglich, soll kontaktlos bezahlt werden. „Wir lasten nur 25 Prozent der Kinosäle aus und platzieren die Zuschauer im Schachbrett-Stil: Niemand davor, dahinter oder daneben“, erklärt Hennen. Laut NRW-Landesverordnung dürfte das Kino alle Plätze besetzen. Man taste sich aber langsam wieder an die üblichen Vorstellungszeiten heran – fahre noch nicht alle Zeitschienen in vollem Maße. Billard-Lounge und Kaffee-Bar haben noch geschlossen, sollen aber in der kommenden Woche öffnen.
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Union-Kino in der City hat schon früher geöffnet
Das Union-Kino in der Innenstadt war früher dran – hier können Zuschauer bereits seit Anfang Juli wieder Filme sehen. „Wir haben auf wirtschaftlicher Grundlage entschieden“, sagt Hennen. Die Konkurrenz zu Open-Air-Kinos habe sich nicht gelohnt. Die aktuellen Zahlen machen dem Theaterleiter Hoffnung: Rund 300 Zuschauer kamen am ersten Wiedereröffnungstag, mit 500 rechnet man am zweiten. „Üblich sind an einem Freitag im Sommer rund 2000“, ordnet Hennen ein.
Sitze ich wirklich alleine? Sind die Handtrockner ausgestellt? Darf ich während der Vorstellung auf Toilette? – Von den Zuschauern kämen dieser Zeit besonders viele Fragen, die UCI-Mitarbeiter – denen freigestellt wurde, ob sie aus der Kurzarbeit zurückkehren wollen – haben daher einen erhöhten Beratungsaufwand.
Ärger mit Besuchern
Ärger mit Besuchern habe es nur zwei Mal gegeben: mit einem Maskenverweigerer und mit jemand, der sich umgesetzt habe. „Aber nichts, was sich nicht klären ließe“, so der Kino-Chef. Denn die Freude ist auch auf Seiten der Kinogäste groß: „Normalerweise kommen wir bis zu vier Mal wöchentlich ins Kino, weil wir die ‚Unlimited Card‘ haben. Das haben wir sehr vermisst“, sagt Susanne Zywietz, die sich mit ihrem Ehemann Detlef Zywietz für den Film „Unhinged-Außer Kontrolle“ entschieden hat.
Eine Millionen Besucher jedes Jahr
Das UCI-Kino am Ruhrpark verfügt über 14 Kinosäle mit 3350 Plätzen. Jährlich besuchen etwa eine Millionen Zuschauer das Kino – dabei 80.000 im Sommer.
Aktuell zeigt das UCI zum Beispiel „Follow me“, „I still believe“, „König der Löwen“, „Der Unsichtbare“ oder „The Witch Next Door“. Auch „Bang Boom Bang“ gibt es wieder zu sehen.
Der Vorverkauf läuft für „Tenet“, „After Truth“, „BTS – Bring The Soul“.
Felix (13) kommt mit seinen Großeltern gerade aus dem Film „Take Over“. „Es war super“, sagt der Junge. Oma Rosemarie Butzke meint: „Ich habe wirklich Angst gehabt, aber nun sind meine Bedenken genommen. Ein sicheres Kino-Erlebnis ist möglich“.
Stefan Hennen hofft, dass der Blockbuster „Tenet“ (ab 27.August), nun weitere Zuschauer ins Kino lockt. „Nicht alle Filme wurden zu Ende gedreht und Filmproduktionen wollen Kinostarts weltweit gleichzeitig. Corona bleibe deshalb – ob wegen Hygieneregeln oder Produktionsverzögerungen – auch im Kinobetrieb auf nicht absehbare Zeit ein Thema.
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