Bochum. Aus einem ehemaligen Möbelhaus in der Bochumer City soll ein cooles Büro- und Veranstaltungsgebäude werden. Ende 2021 soll der Umbau fertig sein.

Salopp gesagt wird Bochums Innenstadt in den nächsten Jahren auf links gedreht. Viktoria-Karree, Haus des Wissens, Husemannplatz. Vieles wird neu oder umgebaut. Auch das frühere Limpinsel-Möbelhaus am Westring 22 steht vor einer Frischzellenkur. Aus dem 1988 gebauten schmucklosen Funktionsbau soll eine architektonisch spannende Immobilie mit ganz neuer Nutzung werden, ein echter Hingucker als Entree in die Innenstadt.

Großzügige Fensterfronten sollen das bislang dreistöckige Gebäude transparenter machen. Eine zusätzliche Etage soll nicht nur für einen repräsentativeren Eindruck sorgen, sondern Platz schaffen für einen Rundgang mit Aufenthaltsflächen und Dachterrassencharakter. Im Erdgeschoss wird ein Teil des Bodens aufgebrochen, um ein Forum mit etwa 150 Sitzplätzen zu schaffen.

Zusätzliche Etage mit Rundgang und Dachterrasse

Ein Vorbau am Hauptgang wird zurückgebaut, die rückwärtige Seite zum Platz des europäischen Versprechens aufgebrochen, um eine Verbindung zum Platz und zur Christuskirche zu schaffen. Und schließlich die auffälligste Veränderung: Mit einer vorgehängten Stahlkonstruktion wollen die Eigentümer dem dann 19 Meter hohen Haus eine ganz neue Anmutung geben. Ein ambitionierter Entwurf von Architekt Marcus Wagner (42), der nicht nur die neuen Eigentümer, sondern dem Vernehmen nach auch den Gestaltungsbeirat des Rats überzeugt hat. Nun muss noch das Bauamt sein Okay geben.

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Eigentümer Matthias Knälmann und Architekt Marcus Wagner blättern in den Umbauplänen. In diesen Tagen wollen sie den Bauantrag einreichen.
Eigentümer Matthias Knälmann und Architekt Marcus Wagner blättern in den Umbauplänen. In diesen Tagen wollen sie den Bauantrag einreichen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Ich war sofort begeistert, als ich das Haus zum ersten Mal von Innen gesehen haben“, sagt Matthias Knälmann (54). Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Frederic Barmeyer (44) hat er vor einem Jahr die Westring 22 GmbH gegründet und die Immobilie vom früheren Eigner, der Familie Limpinsel, erworben. Die exponierte Lage am Ring ist aus Knälmanns Sicht gleichermaßen Chance und Verpflichtung. Den Umbau versteht er nicht nur als Investition, sonder auch als Beitrag zur Umgestaltung der City.

Industrielle Anmutung gewünscht

Äußerlich sei das Haus zwar keine Perle, mit den drei Geschossen ducke es sich geradezu in einer Umgebung, die einen präsenteren architektonischen Auftritt geradezu erfordert. Angesprochen habe ihn vor allem die industrielle Anmutung im Inneren, die durch unverputzte Betondecken und die offen unter der Decke hängende Belüftungsrohre erzeugt wird. Eine Optik, die trotz des aufwendigen Umbaus erhalten bleiben soll.

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Geplant ist es, auf einer Fläche von insgesamt 3000 Quadratmetern Platz zu schaffen für einen gastronomischen Betrieb und eine Veranstaltungsfläche im Erdgeschoss sowie für Büroräume in den Etagen zwei und drei. Auf allen Ebenen soll es zudem Gemeinschaftsflächen geben. Der Stahlbetonskelettbau macht den Einbau großer Fensterflächen möglich und begünstigt eine variable Nutzung der Fläche.

Vier bis fünf Firmen könnten einziehen

Co-Working-Spaces, also flexible Büroeinheiten für vorübergehende Nutzungen wie sie bereits an anderer Stelle in der Innenstadt geplant oder bereits umgesetzt sind, kommen nicht in Frage. „Das ist etwas für junge Start-ups“, so Matthias Knälmann. Er denke eher an Firmen, die bereits einen Schritt weiter sind und die gleichermaßen geschlossene Bürobereiche wie auch den Austausch mit anderen schätzen. Gespräche mit potenziellen Mietern habe er bereits geführt. Es gebe auch Interessenten, die das gesamte Gebäude nutzen möchten. Knälmann: „Aber das ginge wohl zu Lasten unserer ursprünglichen Idee“. Und die möchten die Eigner ebenso wie der Architekt gerne umsetzen.

So sieht die Limpinsel-Immobilie derzeit noch aus: ein schmuckloser Funktionsbau.
So sieht die Limpinsel-Immobilie derzeit noch aus: ein schmuckloser Funktionsbau. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Industrie-Optik ist dabei mehr als eine architektonische Spielart. Marcus Wagner hat in seinem Vortrag vor dem Gestaltungsbeirat die buchstäbliche Nähe zu Industrieanlagen in Citynähe deutlich gemacht. Und: „Früher lief die Gußstahlstraße hier beinahe direkt vor der Haustür vorbei.“

Anfang 2022 soll alles fertig sein

Nachdem Eigentümer, Architekt und Torsten Strozik von der Bochumer Agentur Gregor & Strozik ein Jahr lang an den Umbauplänen gefeilt haben, wird in diesen Tagen der Bauantrag eingereichet. „Ich habe die Hoffnung, dass wir im Herbst mit dem Rückbau und Anfang 2021 dann mit dem eigentlichen Umbau beginnen können“, sagt der Investor. Über die Investitionssumme schweigt er sich noch aus: Sie dürfte einen nennenswerten siebenstelligen Betrag ausmachen. Anfang 2022 sollen die neuen Mieter das Haus beziehen.