Bochum. Starlight Express in der Corona-Pause: Aber was passiert Backstage in Bochum, wenn es keine Vorstellungen gibt? Die WAZ hat sich umgeschaut.

Im Theater rauschen leise die Ventilatoren, ansonsten herrscht Stille. Auf diesen Brettern rasen sonst die kostümierten Musical-Darsteller auf Rollschuhen an den Zuschauern im Starlight-Express-Theater vorbei. Dort finden Dampflok Rusty und seine Pearl im Duett wieder zueinander, tönen die Klänge von Andrew Lloyd Webbers Stücken aus dem Orchestergraben. Und nun: Stille. Seit dem 13. März hat es bei Starlight Express in Bochum keine Vorstellung mehr gegeben. Die Züge stehen still. Das Corona-Virus hat das Rollschuh-Musical ausgebremst. Bis mindestens zum 31. Oktober sollen keine Vorstellungen stattfinden.

Und doch: Es tut sich was - zumindest hinter den Kulissen. Peter Lukassen - der wegen seiner durchweg guten Laune nur Lucky genannt wird – schlendert im Theatersaal an den leeren Rängen vorbei. Der technische Leiter des Theaters ist immer mittwochs da - zum großen „Check-up“. Dann senkt er die tonnenschwere Brücke fast lautlos über der Bühne ab, fährt die Seiten aus, schwenkt einmal in alle Richtungen. Die Bewegung ist wichtig für die alte Dame: „Die Brücke ist das einzige Teil, das so alt ist wie das Theater. Da darf nichts einrosten.“

Starlight Express in Bochum: Corona-Pause für Renovierungsarbeiten genutzt

Klick! Peter Lukassen schaltet jedes Lämpchen einmal ein, fährt die Computer hoch – und wieder runter. „Das ist ein komisches Gefühl. Es ist so still und einsam hier. Es fehlen die vielen verrückten Menschen.“ Und dann stehen doch ein paar Menschen auf der Bühne. Statt Rollschuhen und Knieschoner tragen sie schwarze Shirts.

Einmal alle Lichter an – und die Brücke herunterfahren: Das große Check-up immer mittwochs.
Einmal alle Lichter an – und die Brücke herunterfahren: Das große Check-up immer mittwochs. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Es sind Handwerker, die gerade noch die letzen Schrauben an der kleinen Hubbrücke wieder festziehen. Die war nach 32 Jahren „durchgenudelt“, wie Peter Lukassen sagt. Nicht ausgelegt für Inliner-Stunts und die immer wilderen Tricks der Musical-Darsteller. „Da musste was gemacht werden. Dafür hatten wir ja jetzt Zeit.“

Die blieb auch für andere Arbeiten. Bis vor wenige Tagen säumten hohe Gerüste den Theatersaal: Die Brandschutzplatten mussten ausgetauscht werden. Die Kantine für Künstler und Mitarbeiter ist neu, unter dem alten Estrich stand schon das Wasser. Hier und da flicken sie – aber nach fünf Monaten Pause gibt’s nun langsam auch weniger Baustellen.

Viele der Musicaldarsteller sind noch in ihren Heimatländern

Auch hinter der Bühne, im Backstage-Bereich, ist es ruhiger. Keine Dehnübungen auf den Fluren oder gesungene Tonleitern, die in die Ohren dringen. Wenige Mitarbeiter huschen über die Gänge. Und noch etwas anderes fehlt, wie Peter Lukassen mit verlegenem Grinsen verrät: der Starlight-Geruch. „Eine Mischung aus Deo, Haarspray, den Kostümen und Schweiß - ein klassischer Turnhallengeruch eigentlich.“ Weil viele der neuen Darsteller in ihren Heimatländern sind, wird das wohl erstmal noch so ruhig bleiben.

Peter Lukassen - nun zurück im Theatersaal – vermisst seine Crew, die manchmal launischen Künstler – das verrückte Theaterleben. Sein fröhliches Gemüt verliert er auch beim Blick über die leeren Sessel nicht. „Also ich wäre bereit. Könnt’ jetzt wieder losgehen!“