Bochum. Der Starlight Express in Bochum steht seit Monaten still. Wie geht’s mit dem Musical weiter? Einige Pläne für einen Start mit Corona überraschen.
Das Foyer im Theater des Starlight-Express in Bochum ist verwaist. Der Theatersaal ruht still und dunkel, die Instrumente schweigen und selbst im Backstage-Bereich fehlt das übliche Gewusel. Der Applaus ist längst verhallt, die letzte Vorstellung war vor mehr als fünf Monaten. Geschäftsführer Burkhard Koch spricht darüber, wie es mit dem Kult-Musical weitergehen soll und wie er die Corona-Vorgaben umsetzen möchte.
Seit dem 13. März stehen bei Starlight Express die Züge still. Seitdem haben Sie keinen Euro verdient, etwa 40.000 Tickets sind in die nächste Spielzeit verschoben. Wie lange halten sie noch durch?
Wir gehen momentan von etwa drei Millionen Euro Verlust aus. Knapp 260 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Das hilft uns. Wir sind ganz sicher, dass Starlight wieder aufmacht – und das möglichst schnell. Wir schaffen das!
Jetzt sind erst vor kurzem alle Vorstellungen bis zum 31. Oktober abgesagt worden. Wann soll’s denn wieder losgehen?
Unser Hygiene- und Infektionsschutzkonzept ist fertig. Wir könnten wieder anfangen. Aber die Situation lässt es im Moment noch nicht zu.
Was heißt das?
Das besondere an Starlight ist ja, dass man sehr nah dran ist. Das geht momentan nicht. Wir können nicht uneingeschränkt die Rennen fahren oder Stunts machen. Der notwendige Abstand zwischen Sänger und Publikum lässt das nicht zu. Das Musical verliert, wenn man das nicht so kann. Außerdem braucht es 700 bis 800 Gäste, damit man sich im Theater nicht verloren fühlt.
Starlight Express in Bochum: Masken bei den Darstellern denkbar
Gibt es denn Pläne, wie Starlight auch mit Corona wieder anlaufen kann?
Wir proben gerade, ob man mit Visier, mit Maske singen und tanzen kann.
Starlight mit Maske wäre denkbar?
Bei uns ist alles denkbar. Starlight ist schon so viele Jahre durch dick und dünn gegangen. Und in der Tat gucken wir gerade, ob man einen Rennhelm und ein Visier gleichzeitig tragen kann. Oder könnte man eine Maske tragen, die aussieht wie ein Teil des Kostüms? Und kann man damit singen? Wir sind ja nicht umsonst in der Kreativbranche. Wir müssen halt sicherstellen, dass für die Gäste und unsere Mitarbeiter der Spielbetrieb so sicher wie möglich ist.
… und da müssen Sie sicher auch noch Lösungen für viele andere Probleme finden?
Sorgen macht mir das Foyer. Das ist recht klein. Wir müssen sieben Quadratmeter pro Gast zur Verfügung stellen. Vielleicht brauchen wir deshalb ein Zelt vor der Tür. Wir überlegen eine Einlass ähnlich wie im Flugzeug zu machen, also nach Reihen geordnet. Auch für die sanitären Anlagen brauchen wir Ideen, vielleicht ein Einbahnstraßensystem. Andere Theater spielen ohne Pause. Das ist eine schöne Sache, man kann dem Konzert lauschen und fährt danach wieder nach Hause. Das ginge bei uns aber gar nicht, weil die körperliche Anstrengung für unsere Darsteller so groß ist, dass die auf jeden Fall eine Pause brauchen.
Ob es 2020 noch Vorstellungen geben wird, ist unklar
Und warum dauert das so lange? Andere Kultur-Veranstaltungen finden doch auch schon wieder statt.
Wir sind ja nicht nur ein Musicaltheater, wir sind einer der großen touristischen Player im Ruhrgebiet. Die Gäste übernachten in Bochum, verbinden das mit einer Touri-Tour durchs Ruhrgebiet. Das Problem: Die Hotels sind noch nicht alle auf, die Busunternehmen fahren noch nicht. Wir brauchen also auch die touristische Infrastruktur. Wir warten jetzt noch ein bisschen ab. Wir wollen nicht riskieren, dass Gäste kommen und dann haben wir wieder einen Lockdown.
Rechnen Sie damit, dass es in diesem Jahr noch Vorstellungen bei Starlight Express geben wird?
Das ist viel Spekulation. Das kann ich nicht genau sagen. Wir waren ja auch mitten im Cast-Wechsel. Für die Proben mit den neuen Darstellern rechnen wir nochmal mit sechs Wochen Vorlaufzeit, die wir mindestens brauchen.
Die Starlight-Halle ist von der Stadt Bochum gemietet. Gibt es von dieser Seite Unterstützung?
Wir sind da im permanenten Austausch, um zu gucken, wie wir über die Zeit kommen. Wir haben ganz gute Vereinbarungen. Momentan prüfen wir, ob wir Förderungen bekommen können.
Wenn bei Starlight demnächst die Darsteller Masken tragen und auch auf der Bühne Abstand halten: Gibt’s denn dann am Ende überhaupt noch einen Kuss zwischen Rusty und seiner Pearl?
Vielleicht Rücken an Rücken. Oder wir projizieren das. Rusty und Pearl werden sich aber finden, ganz sicher!