Bochum-Hordel. Hennes Bender und Martin Fromme eröffnen das Kultur-Event an der Zeche Hannover. Beim Auftritt von Johann König stoppt ein Gewitter das Programm.

Fassungslos und tropfnass steht Johann König vor dem Malakowturm der Zeche Hannover: „Ich bin am 11. März zum letzten Mal live aufgetreten, und jetzt das.“ Ein Wolkenbruch ging über dem ersten Open-Air Festival in Bochum seit Beginn der Corona-Pandemie nieder. König und Hennes Bender, der schon zwei Kurzauftritte trocken abgeliefert hatte, feixten zunächst noch auf der Bühne, aber dann flüchteten immer mehr Zuschauer in die Lüfterhalle.

Keine Chance, die Aussichten sprachen dagegen, nach Bender und Martin Fromme, bekannt vom ehemaligen Duo „Telök“, sein Programm nach einer Pause vielleicht fortsetzen zu lassen. Iris Sanftenschneider von der „Ruhrgebietsagentur N8“ und ihr Mann Helmut Sanftenschneider, Musiker und Kleinkünstler, hatten mit vielen Unterstützern und Künstlern die viertägige Freiluft-Reihe „Wir gemeinsam für Bochum“ entwickelt.

Eine tolle Kulisse bildet das Industriemuseum Zeche Hannover für das Open Air-Comedy-Festival in Bochum, hier Martin Fromme, früher „Telök“ auf der Bühne.
Eine tolle Kulisse bildet das Industriemuseum Zeche Hannover für das Open Air-Comedy-Festival in Bochum, hier Martin Fromme, früher „Telök“ auf der Bühne. © WAZ | Uli Kolmann

Ernste Worte von Comedian Henes Bender

In seinem gewohnt rasanten Tempo, aber vielleicht mit noch mehr Nachdruck und Ernst als üblich war „Eisbrecher“ und Lokalmatador Hennes Bender gestartet. „Es müssen doch wohl endlich alle merken, dass Kultur sehr wohl systemrelevant ist“, kommentierte er die Corona-Lage. Denn gerade den Künstlern „ist ja regelrecht der Stecker gezogen worden, dabei ist das eine ganze Industrie, ein Wirtschaftszweig“.

Das Ruhrgebiet sei schließlich nicht nur Fußball, „in Bochum leider schon gar nicht“, meinte er, „aber ohne Kultur ist das Ruhrgebiet richtig am Arsch“.

Bender übergab Bühne und Mikrophon an einen „alten Kumpel aus Wanne-Eickel, gleich hinter der Düne“, Martin Fromme. Schwarzer, bissiger Humor ist das Kennzeichen des früheren „Telök“-’Comedians, der mit einem verkürzten Arm geboren wurde. Und sich deshalb eine besondere Form kabarettistischer Töne leisten kann. Etwa, dass in einer Behindertenwerkstatt ja in Wahrheit niemand repariert wird. Oder er der Erfinder der chinesischen Winke-Katze ist. Er, der Frauentyp, weil er ja bestimmt nicht klammert.

Johann König muss abbrechen

„Das war’s“, meinte Johann König, der schon nach wenigen Sätzen auf der Bühne sein Programm im Gewitter abbrechen musste, und stöpselte seine Mikro-Verkabelung aus. „So hab’ ich das noch nie erlebt“, meinte er, „dabei war es ja erst noch gemütlich, aber dann hat man ja im Regen schlicht nix mehr verstanden. Höhere Gewalt, ein Tiefschlag, als wenn Corona noch nicht genug wäre.“

Dankeschön-Karten für Pflegepersonal, Kassiererinnen, Paketboten

Das Vier-Tage-Event sollte gleichermaßen ein Dankeschön an die vielen Helfer, Kassierer, Paketboten und in der Pflege Tätigen in der Corona-Zeit sein, gleichzeitig auch den Künstlern und ihren Fans endlich wieder die Möglichkeit für einen Live-Auftritt geben. Ein Drittel der Karten, 300 pro Veranstaltung im Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251, geht als Geschenk an Krankenpflegerinnen, Supermarkt-Kassiererinnen und Postboten.

Karten (25 Euro) unter anmeldungen.n8-agentur.de. Das Programm sieht vor: Samstag, 15. August, 19.30 Uhr, Frank Goosen und Christian Hirdes, Sonntag, 16. August, 19.30 Uhr, Duo Diagonal, Lisa Feller, Esther Münch und Helmut Sanftenschneider, Montag, 17. August, 16.30 Uhr, Familienprogramm „Fritzi Benders Zwergenlala mit Karlotta und Herrn Kauz“.

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