Bochum-Wattenscheid. Unbekannte haben einen Geldautomaten in Wattenscheid gesprengt – hier zum dritten Mal. Zeugen sehen flüchtendes Motorrad. Die Angst geht um.
Bisher unbekannte Täter haben am frühen Mittwochmorgen in Wattenscheid-Westenfeld einen Geldautomaten in einer SB-Filiale der Deutschen Bank gesprengt. Bereits zum dritten Mal wurde ein Automat in dieser Filiale in den letzten Jahren gesprengt. Erst vor wenigen Monaten war der neue Geldautomat installiert worden, zuvor war dieser SB-Bereich nach der letzten Sprengung 2018 lange Zeit geschlossen.
Es entstand ein großer Sachschaden am gesamten Gebäude. In der benachbarten Textilreinigung sind sogar Risse in der Wand zu sehen. Ob die Täter Beute gemacht haben, war am Morgen laut Polizei noch nicht bekannt.
Um 3.30 Uhr wurden zahlreiche Bewohner an der Westenfelder Straße 203 unweit der Kreuzung Wattenscheider Hellweg in Höntrop/Westenfeld plötzlich von einer lauten Explosion aus dem Schlaf gerissen. Durch die Wucht der Detonation zersplitterten Schaufenster der nebenan liegenden früheren Bankfiliale, die leer steht und wo zuletzt ein Sonnenstudio untergebracht war; Splitter spritzen Meter weit auf den Bürgersteig.
Gebäude stark beschädigt
Der Bankraum wurde bei der Sprengung komplett verwüstet, der Geldautomat in Stücke gerissen. „Auch am Gebäude entstand ein erheblicher Schaden“, teilte die Polizei am Morgen mit. Kripo und Helfer sind am Mittwochvormittag damit befasst, Spuren zu sichern, den Tatort zu begutachten und die Scherben zu beseitigen. Der Bereich ist großflächig mit Flatterband abgesperrt, viele Menschen schauen zu.
Polizei suchte auch mit Hubschrauber nach den Tätern
Ersten Informationen nach habe sich nach der Explosion ein Motorrad vom Tatort entfernt auf dem zwei Personen saßen, berichtete die Polizei. Genauere Informationen gab es am Morgen von der Polizei noch nicht.
„Eine umgehend eingeleitete Fahndung, an der sich auch die Besatzung eines Polizeihubschraubers beteiligte, blieb erfolglos“, berichtete die Polizei am Morgen.
Die Polizei sucht auch nach Zeugen: Sachdienliche Hinweise werden erbeten an das Kriminalkommissariat 13 der Polizei Bochum unter der Telefonnummer 0234/909-4135 oder an die Kriminalwache unter 0234/909-4441.
Schon 127 gesprengte Geldautomaten in NRW in diesem Jahr
Die Sprengung in Wattenscheid ist die 127. Attacke auf Geldautomaten in NRW in diesem Jahr. Damit liegt das Jahr 2020 bei diesen Delikten bereits deutlich über den Fällen der Vorjahre: 2019 wurden NRW-weit 104 Geldautomaten gesprengt, 2018 waren es insgesamt 108, berichtet das Landeskriminalamt (LKA).
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Noch deutlicher wird der Vergleich des gleichen Jahreszeitraums: Bis Anfang August waren im Jahr 2019 insgesamt 57 Geldautomaten in NRW gesprengt worden, im Jahr 2018 waren es von Januar bis Anfang August 66 Geldausgabegeräte.
„Das Gros der Taten wird einer niederländischen Tätergruppe mit marokkanischem Migrationshintergrund zugeschrieben“, sagt ein LKA-Sprecher auf Nachfrage. Die Täter seien professionell, den Taten gehe eine eingehende Planung voraus, die nicht nur den Fluchtweg umfasse.
Präparierte Garage als mögliche Zwischenstation
Frühere Fälle hätten zudem gezeigt, dass Täter meist mit hochmotorisierten Fahrzeugen - oft der Marke Audi - flüchten. Mitunter flüchten sie auch erst mit einem Motorroller oder Motorrad, um, meist nur wenig entfernt, in einer präparierten Garage die Fahndungssofortmaßnahmen der Polizei abzuwarten und später ihre Flucht fortzusetzen.
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Die Geldautomatensprengung an der Westenfelder Straße war die insgesamt dritte in diesem Jahr in Bochum. Am 18. April und am 14. Juni gab es laut LKA die ersten beiden Fälle.
Anwohner entsetzt
Die dritte Sprengung in dieser DB-Filiale an der Westenfelder Straße 203 in Wattenscheid sorgt jedenfalls für reichlich Gesprächsstoff unter den Anwohnern. „Man kann von Glück sprechen, dass angesichts der gewaltigen Detonation niemand verletzt wurde. Aber der Sachschaden ist ja enorm“, sagt ein älterer Passant am Vormittag vor dem rotweißen Flatterband stehend und schüttelt mit dem Kopf. Das SB-Terminal sowie Teile des Gebäudes sind erheblich beschädigt worden. „Die Täter haben mit ihrem Vorgehen Verletzte in Kauf genommen. Es ist einfach unglaublich, völlig skrupellos. Ich bin total entsetzt. Und das bereits zum dritten Mal.“
Ein Gerücht macht die Runde, dass die Täter diesmal kein Gas eingesetzt haben, sondern Sprengstoff. In der Wand klafft jedenfalls ein großes Loch, wo vorher der Geldautomat war. Von der Eingangstür ist nichts mehr zu sehen, große Fensterscheiben sind kaputt. Zuletzt wurde dort der Geldautomat im Mai 2018 gesprengt, zuvor im Juni 2017. Die Tätersuche war beide Male erfolglos.
Risse in den Wänden
In dem benachbarten Textilreinigungsgeschäft von Gabriele und Hans-Jürgen Welz sind die Inhaber noch Stunden später geschockt: „In der Wand ist ein langer Riss entstanden, was zeigt, wie groß die Explosion war. Unser Geschäftsbetrieb läuft normal weiter, der Vorfall hat zum Glück keine Auswirkungen.“
Es ist aber auch große Verärgerung zu spüren: „Wir haben mehrmals davor gewarnt, hier wieder einen Geldautomaten zu installieren, hatten Angst davor, dass er wieder gesprengt wird. Etwa drei bis vier Monate lang stand das Gerät, dann ist es wieder passiert. Unsere große Sorge war also absolut begründet“, sagt Gabriele Welz kopfschüttelnd in einer kurzen Pause – die Kunden warten, es herrscht Hochbetrieb.
In Wattenscheid gab es vor zwei, drei Jahren mehrere Geldautomaten-Sprengungen auch an anderen Stellen, betroffen waren unter anderem Geräte der Sparkasse Bochum an der Zollstraße in Höntrop und am Berufskolleg am Bußmannsweg in Westenfeld.
Zahlreiche Anwohner hatten nach der Explosion um 3.30 Uhr den Polizeinotruf gewählt. Zeugen berichten von zwei Personen, die sich mit einem Kraftrad mit hoher Geschwindigkeit vom Tatort entfernt haben sollen. Eine umgehend eingeleitete Fahndung, an der auch ein Polizeihubschrauber beteiligt war, blieb erfolglos. Die Kripo Bochum bittet unter Tel. 0234 / 909-4135 und 0234 / 909-4441 (Kriminalwache) um Hinweise.