Wattenscheid. Freitagmorgen gegen 4.10 Uhr hören Zeugen Knall an Westenfelder Straße. Fahndung bleibt erfolglos. Motorroller dient wohl als Fluchtfahrzeug.

Wieder haben Kriminelle einen Geldautomaten in Wattenscheid gesprengt. In den frühen Freitagmorgenstunden, gegen 4.10 Uhr, hörten Zeugen im Bereich der Westenfelder Straße 203, Automaten-Standort Deutsche Bank, einen lauten Knall und alarmierten die Polizei.

Täter flüchten mit Kleinkraftrad

Kurz darauf haben die Zeugen zwei Männer beobachtet, die mit der Beute auf einem Kleinkraftrad in Richtung Wikingerstraße geflüchtet sind. Sie trugen keine Helme und führten eine schwarze Tasche mit. Sie hatten sich, so meinen die Zeugen, zuvor in einer osteuropäischen Sprache unterhalten. Die Männer, einer von ihnen ist ca. 175 cm groß und stabil, trugen beide dunkle Kapuzenpullover.

Ein Geldautomat wurde am  21. Dezember 2017 am Bußmanns Weg gesprengt.
Ein Geldautomat wurde am 21. Dezember 2017 am Bußmanns Weg gesprengt. © Gero Helm

Die Polizei hat sofort eine Fahndung eingeleitet und einen Hubschrauber eingesetzt. Gegen 5.50 Uhr wurde im Park an der Straße „An der Holtbrügge“ in Weitmar ein brennender Motorroller gefunden. Noch steht nicht fest, ob es sich dabei um das Fluchtfahrzeug handelt. „Wir vermuten es aber“, so Polizeisprecher Volker Schütte. Durch die Sprengung wurde der Automat erheblich beschädigt. Die Ermittler aus dem Bochumer Kriminalkommissariat 13 bitten um Hinweise unter den Rufnummern 0234 / 909-4135 oder 0234 / 909-4441.

15 Fälle seit 2016 im Polizeibereich Bochum

Diese Automatensprengung ist der 15. Fall im Wirkungsbereich der Polizei Bochum seit dem 1. Juni 2016 – also seit knapp zwei Jahren. Der Deutsche-Bank-Geldautomat an der Westenfelder Straße ist schon einmal gesprengt worden, und zwar ziemlich genau vor einem Jahr, am 2. Juni 2017, morgens um 3.30 Uhr.

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Laut Polizeisprecher Schütte „konnten in allen 15 Fällen keine Täter ermittelt, also auch nicht festgenommen werden.“ Aufgrund der landesweit drastisch angestiegenen Fälle von Automatensprengungen habe das Landeskriminalamt Düsseldorf eine Ermittlungskommission eingerichtet – mit der Bezeichnung „heat“ wie „Hitze.“

Dazu LKA-Sprecher Frank Scheulen: „Die Kommission soll nicht die Taten bearbeiten, sondern auf die Tatmittel schauen, die Art und Weise der Sprengungen und auf die verdächtigen Tätergruppen.“ Das LKA habe festgestellt, „dass verschiedene Gruppen am Werk sind, und zwar landesweit.“

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Seit Mai 2015 häufen sich die Sprengungen von Geldautomaten im ganzen Land dramatisch. Die Spuren führten immer wieder in die Niederlande. „Das LKA arbeitet deshalb sehr eng mit der niederländischen Polizei zusammen, hat sogar einen holländischen Polizeibeamten eingestellt,“ so Scheulen.

Und: „Es handelt sich um eine größere Gruppe aus dem Nachbarland, zu der rund 250 Personen, meist mit marokkanischen Wurzeln, gehören. Durch den Austausch mit den niederländischen Kollegen konnten Spuren, DNA und Fingerabdrücke gesichert werden. Die Tätergruppen kann also eingekreist werden.“

In NRW bislang 40 Geldautomaten gesprengt

Es habe schon Festnahmen gegeben und auch Verurteilungen mit Haftstrafen von bis zu acht Jahren, so der LKA-Sprecher. „Die niederländischen Gruppe fällt immer wieder auf.“ Ob sie allerdings etwas mit dem aktuellen Fall in Wattenscheid zu tun habe, könne noch nicht gesagt werden.

In NRW wurden seit Anfang dieses Jahres bis jetzt 40 Geldautomaten gesprengt. Im Jahr 2016 gab es in Nordrhein-Westfalen über 130 derartige Fälle.

Die Polizei prüft im aktuellen Fall, ob es Verbindungen zu der Serie von Geldautomaten-Sprengungen in Bochum, Wattenscheid und Nachbarstädten in der Vergangenheit gibt. Siehe unten unter "Mehr zum Thema".