Bochum-Hordel. Auf der Zeche Hannover in Bochum ist viel Arbeit zur Unterhaltung nötig. Erst wurde der Malakowturm saniert, nun wird auch Zeche Knirps überholt.
Der „Oldie“ aus dem Baujahr 1857 braucht eine Frischzellenkur: Gleich mehrere Baustellen bietet die Zeche Hannover zurzeit, für die Planer wie die Denkmalschützer und die Techniker. Da sind zunächst der für die Hordeler Silhouette prägende Malakowturm, die Lüfterräder über der längst (1973 als letzte in Bochum) stillgelegten Grube und schließlich der kleinste und jüngste Ableger, das Kinderbergwerk, die Zeche Knirps.
„Vor gut drei Jahren,“ blättert der Leiter des örtlichen Industriemuseums, Dietmar Osses, zurück, „wurden die Fugen des Malakowturms überholt, das Mauerwerk gereinigt und überprüft und auch die Queranker, die dem Turm die Stabilität geben, untersucht und zum Teil auch wieder ertüchtigt.“ Immerhin wurde das Industriedenkmal erstmal von 1981 an bis zur ersten vorsichtigen Öffnung im Jahre 1995 weitreichend saniert und restauriert, das liegt damit schon lange zurück.
Neues Rohr nach altem Vorbild
Etwas aufwändiger gestaltete sich nun zum Beispiel die Arbeit an dem riesigen Abdampfrohr, das sich an der Außenseite des Gebäudes hochgezogen hatte. Es ist schon vor geraumer Zeit abgenommen worden, da heftige Korrosion festgestellt wurde und lag fast unbemerkt seitlich an der Umfriedungsmauer der Anlage.
„Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat sich nach eingehender Überprüfung nun entschlossen, das gesamte Rohr mit dem Schalldämpfer nacharbeiten zu lassen. Diese Rekonstruktion soll möglichst noch in diesem Jahr dann wieder am Turm installiert werden“, berichtet Osses.
Um das äußere Erscheinungsbild der Gesamtanlage aufzufrischen, muss auch an den gigantischen Lüfterrädern etwas geschehen, der Rost hat der Anlage schon äußerlich sichtbar zugesetzt. Eine Fachfirma habe, schildert der Kurator, bei einer Begehung einen 360-Grad-Scan der Elemente vorgenommen, sie müssten auf jeden Fall konserviert und wieder instand gesetzt werden.
Sogar die alte Reparatur wird gezeigt
Dabei sind nun auch die Restauratoren in den Reihen des Landschaftsverbandes gefragt, immerhin steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz. „Die Bauart der Räder am Grubenlüftergebäude ist selten im Ruhrgebiet, schon ein ziemlich einzigartiger Schatz“, geht Osses begeistert ins Detail.
Ausstellungen
„Boten, Helfer und Gefährten - Beziehungen von Mensch und Tier im Wandel“ heißt die Ausstellung, die das Mensch-Tier-Verhältnis in Westfalen und im Ruhrgebiet vom Industriezeitalter bis zur Gegenwart noch bis zum 25. Oktober beleuchtet. Sie spannt einen Bogen von westfälischen Wildpferden über die Brieftaubenzucht und Glücksschweinchen der 1950er Jahre bis zu den heutigen Trends der Pferdemädchen und der Urban Beekeeping-Bewegung.
„Trinkhallen - Treffpunkte im Revier“, Fotografien von Reinaldo Coddou H. und Brigitte Kraemer, sind noch bis zum 16. August im Malakowturm an der Günnigfelder Straße 251 zu sehen. Im Ruhrgebiet haben diese kleinen Läden in ihrer einhundertjährigen Geschichte eine besondere Ausprägung und Bedeutung erlangt. Sie sind oft nicht nur pittoreske Verkaufsstellen, sondern vor allem auch Treffpunkte und Kommunikationsorte.
Info: Geöffnet samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Die Anzahl der Gäste ist unter Corona-Bedingungen begrenzt.
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Die Restaurierung müsse die technische Funktion und den Denkmalschutz berücksichtigen, auch die Spuren einer Überholung von 1929 sollen sich als zeitgenössisch typische Arbeiten wiederfinden lassen. Sie müsste allerdings diesmal dauerhafter ausgeführt werden. „Dazu müssen wir erst einmal noch klären, ob wir die Schaufelräder und die Gehäuse vor Ort überarbeiten oder abbauen und in eine Halle bringen lassen“, erläutert der Museumsleiter den Stand. „Die Kosten sind zwar noch nicht annähernd ermittelt, aber dass das Projekt sich schon so konkret abzeichnet, kann ich nur positiv sehen.“ Noch im laufenden Jahr könne wohl mit dem Start gerechnet werden.
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1888 entwickelte Zechendirektor Friedrich Koepe hier das später weltweit eingesetzte System der Koepe-Förderung mit der ersten Turmfördermaschine, und die Erinnerung daran hält auch das Kinderbergwerk Zeche Knirps wach. „Nach inzwischen auch schon 19 Jahren Betrieb mussten wir aber auch hier etwas tun“, schildert Osses. So hatte unter anderem die Treppe im Inneren des Mini-Malakowturms schon schwer gelitten. Außerdem machten neue Sicherheitsauflagen eine Nachbesserung und Ertüchtigung der Anlage notwendig.
Neue Seilscheiben für Zeche Knirps
Schließlich mussten auch die stark beanspruchten Seilscheiben des Kinderbergwerks überholt werden, was sich zu Corona-Bedingungen verzögerte. „Die Lieferung der Scheiben erwarten wir in der nächsten Zeit, dann ist hier erst einmal alles wieder top in Ordnung“, zeigt sich Dietmar Osses zufrieden. Allerdings stellen die Pandemie-Regeln selbst den Ablauf auf Zeche Knirps vor Probleme. Denn um eine zünftige, technikgerechte Führung zum richtigen Verständnis eines Bergwerks für Kinder durchzuführen, müsse neu überlegt werden, wie man eine neunköpfige Gruppe bei geltenden Abstands- und Hygienevorschriften an die Schüppe bringt.