Bochum-Langendreer. Die Brennerei an der Oberstraße in Bochum steht wieder zum Verkauf. Zuvor hatte sich eine Eventgastronomie in dem Industriedenkmal versucht.

Man muss bei Weitem kein Schnapsliebhaber sein, um Gefallen an der alten Brennerei Eickelberg zu finden: Selbst, wer völlig unbewandert in Sachen Getreidemühle, Dämpfer und Maischbottich ist, der spürt unverzüglich den historischen Charme beim Betreten des Objektes. Die große Fensterfront zur Straße hin, schwarze Eisentreppen über drei Etagen und der mehrere Meter hohe Schornstein tun ihr Übriges.

Makler Sascha van Amerongen könnte sich als Neunutzung der Brennerei Gastronomie oder Büroräume vorstellen.
Makler Sascha van Amerongen könnte sich als Neunutzung der Brennerei Gastronomie oder Büroräume vorstellen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

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„Geschichtsträchtiges Investment“ heißt das im Immobilienjargon und steht für 547.000 Euro seit kurzem wieder zum Verkauf. Seit 2014 ist die ehemalige Korn- und Wacholder-Brennerei im Besitz von Nils Scharla und seinem Vater Hans-Ulrich. Eine Eventgastronomie, die sich als Mieter ab 2016 in dem außergewöhnlichen Objekt versucht hatte, scheiterte. Wirtschaftete sie schlecht, stimmte das Angebot nicht oder war es für die Kellner doch zu mühsam, über die Etagen in die einzelnen Räumlichkeiten zu gelangen? Klare Auskünfte gibt es dazu nicht, nun jedenfalls ist Makler Sascha van Amerongen mit der Suche nach einem neuen Eigentümer beauftragt.

Über drei Generationen im Bochumer Familienbesitz

„Nachdem die Brennerei 1866 von Dietrich Eickelberg gegründet wurde, war sie über drei Generationen im Familienbesitz“, sagt der Makler. Ab 1990 begann die neue Eigentümerin Ruth Gabriel mit der aufwendigen Sanierung: Gebäudeteile wurden abgetragen und wieder aufgemauert, der Schornstein wurde gerichtet, über 500 Thermopenscheiben in die Fensterfront verbaut.

Außenansicht der denkmalgeschützten Korn- und Wacholder-Brennerei.
Außenansicht der denkmalgeschützten Korn- und Wacholder-Brennerei. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Wer aber könnte künftig Eigentümer oder Nutzer der Brennerei werden? „Für eine Gastronomie wären zumindest einige Gegebenheiten schon geschaffen“, sagt van Amerongen und zeigt zwei Tresen und einen Aufzug, der aus den Küchenräumlichkeiten im Keller nach oben führt. „Eine Erlebnisgastronomie würde sich sicherlich anbieten, man könnte in dem Objekt auch gut Beer-Tastings durchführen“, malt der Makler aus.

Unter den 15 Kaufinteressenten ist ein bekannter Koch

Unter den bislang etwa 15 Interessenten sei auch bereits ein bekannter Koch dabei gewesen. Aber auch eine IT-Firma hätte sich für das Objekt interessiert, berichtet der Makler. „Denkbar wäre nämlich auch ein repräsentative Bürostandort – beispielsweise für eine Vermögensverwaltung, einen Anwalt, Architekten oder eine Werbeagentur“, schlägt van Amerongen vor. Eine entsprechende Baugenehmigung für die Umwandlung in Büroräume sowie die Errichtung von Stellplätzen liegt vor. Ebenso käme die Brennerei als Showroom infrage, also etwa zum Verkauf von Uhren, Craftbeer, Designerkleidung oder Technik.

Die Brennereitechnik ist denkmalgeschützt

Die Brennereitechnik aus dem 20. Jahrhundert – laut Aussage des Eigentümers theoretisch voll funktionsfähig – steht jedoch unter Denkmalschutz, sie muss deshalb erhalten bleiben. „Man könnte sie höchstens an ein Museum weiterreichen“, sagt van Amerongen. Gerade die Technik mache das Objekt aber zu etwas besonderem, biete hohen Wiedererkennungswert.

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„Im Dachgeschoss gibt es die Möglichkeit, eine Wohnung einzurichten, auch eine kleine Dachterrasse ist vorhanden“, sagt der Makler, erteilt im selben Zuge aber eine Absage: „Wir haben auch schon Interessenten zur Besichtigung hier gehabt, die das Objekt zum alternativen Wohnen nutzen wollten. Dafür eignet es sich jedoch nicht.“