Bochum-Langendreer. Historiker verwendet für die Namen seiner Spirituosen Ereignisse aus Bochums Vergangenheit. Olaf Vorberg setzt die Familientradition fort.

Bochumer Bier kennt jeder. Doch dass in der Stadt noch heute Liköre und hochprozentige Spirituosen hergestellt und vertrieben werden, mag einige verwundern. Schließlich sind die ehemaligen Brennereien (etwa Eickelberg in Langendreer sowie Schulte-Kemna in Wattenscheid) schon seit längerem zu. Doch Kaufmann Olaf Vorberg hält die Stellung. Sein Geschäft: Langendreer Straße 26.

Als der studierte Historiker am 1. Januar 1997 die Bochumer Spirituosenmanufaktur von Vater Werner in Querenburg übernahm, trat er in eine lange Familientradition ein. Denn: Die Produktion ging bereits 1923 in Hiltrop-Bergen an den Start. Vorberg: „Uroma Regina stellte damals im Hinterhaus des Kolonialwarenladens an der Bergener Straße aufgesetzte Liköre und Schnäpse her und bot sie im Geschäft an.“

Die umtriebige Geschäftsfrau kaufte alle Zutaten für ihre alkoholischen Getränke ein. „Das ist bis heute so“, erklärt der 47-jährige mit Blick auf „seine“ Alkoholika. Diese werden nicht nur nach den alten Familienrezepten hergestellt. Der Kaufmann sucht und findet auch immer wieder Zulieferer dafür.

„Bochumer Stadtbrand 1517“

Olaf Vorberg vertreibt neun Bochumer Spezialitäten in seinem Geschäft an der Langendreer Straße.
Olaf Vorberg vertreibt neun Bochumer Spezialitäten in seinem Geschäft an der Langendreer Straße. © Herrmann

Für den im Jahr 2011 mit neuem Namen wieder aufgelegten „Bochumer Stadtbrand 1517“ brennt zum Beispiel ein Bauernhof mit Brennrecht in der Soester Börde den Kartoffelschnaps. „Die Menge ist mit etwa 500 Litern pro Brand recht klein“, erklärt Vorberg dazu.

Grund: Seine Firma ist bis heute ein Familienbetrieb mit regionalem Einzugsgebiet. Der Geschäftsmann lässt deshalb lieber eine Charge nachbrennen, als in seinen beengten Räumlichkeiten einen Ladenhüter zu verwalten.

Als die Stadt in Flammen stand

Den Kartoffelbrand verfeinert Vorberg mit Kräutern im Unternehmen weiter. Wichtig ist zudem die Lagerung bis zum Abfüllen in die Flasche. „Dafür nutze ich gerne alte Behälter aus Steingut in den Größen von 50 bis 120 Litern.“

Die Spirituosenmanufaktur entstand im Jahr 1923 in Hiltrop-Bergen

Die Bochumer Spirituosenmanufaktur der Familie Vorberg entstand 1923 in Hiltrop-Bergen. Der Bergbau in der bäuerlichen Landgemeinde machte das möglich.

Werner Vorberg verbreiterte ab 1962 den Absatz der Spirituosen.

Vorberg belieferte regionale Gaststätten. Zeitweise übernahm er Gaststätten selbst: etwa die „Pinte“ im Bermuda Dreieck.

Die Familie Vorberg eröffnete 1983 ein Spirituosengeschäft in Querenburg. Seit 2003 ist der Laden an der Langendreer Straße 26 beheimatet. Regionale Geschäfte und Gaststätten sind heute in den Vertrieb mit eingebunden. Nähere Informationen finden sich auf www.altbochumer.de

Bleiben der Name und das Etikett des „Stadtbrand 1517“, die sich nicht nur auf den Schnaps mit 32 Prozent beziehen. Der Historiker spielt darin mit einem Begriff aus der Geschichte: Vor knapp 500 Jahren brannte fast das gesamte Alt-Bochum ab.

Da vermutlich auch das Stadtsiegel Opfer der Flammen wurde, gab es anschließend ein Neues. Dessen Makel ist ebenfalls auf dem Etikett verewigt. Vorberg schmunzelnd: „Das Buch im Stadtwappen war darauf spiegelverkehrt abgebildet. Es öffnete sich nach links.“

„Alt-Bochumer“ hat 35 %

Das bekannteste Vorberg’sche Erzeugnis ist der „Alt-Bochumer“. Der herb-feine Likör (35 %) wird aus 31 heimischen und exotischen Kräutern hergestellt. Zum Beispiel Arnika, Fenchel und Pfefferminze, Galgant und Zittwer. Vater Werner brachte ihn 1993 in den Vertrieb. Seitdem wird er nachgefragt.

Beliebt ist auch der „Bochumer Eierlikör“ nach dem Rezept von Oma Clara (im Etikett verewigt) aus den 30er Jahren. Das Produkt mit frischen aufgeschlagenen Eiern wird nur zu Ostern und zu Weihnachten hergestellt. Olaf Vorberg hat heute neun Liköre aus dem Familienbuch wieder aufgelegt. Jüngstes Kind ist der Kirschlikör „Fräulein Margarite“ (benannt nach der Ehefrau). Auf dem Langendreer Weihnachtsmarkt im Dezember 2014 kam er zum ersten Mal in den Ausschank: als heißer Punsch. Na dann, zum Wohl!