Langendreer. .

Vor vier Jahren haben Hans-Ulrich Scharla und sein Sohn Nils die alte Brennerei an der Oberstraße gekauft, um daraus ein Wohn- und Geschäftshaus mit ganz besonderem Flair zu machen – denn das historische Gebäude ist noch voll als Brennerei ausgestattet. Doch das Alter macht Scharla senior mittlerweile einen Strich durch die Rechnung, jetzt haben die beiden sich schweren Herzens entschieden, die Immobilie wieder abzugeben. „Ich bin jetzt 60 Jahre alt und habe mit der Zeit gemerkt, dass es für mich immer schwerer wird, die vertikalen Wege zu gehen – und davon gibt es hier einige. Es geht hier immer rauf und runter“, erklärt der Immobilien-Händler aus Weitmar-Mark.

Gegründet wurde die Brennerei vor 150 Jahren, das dazugehörige Gebäude ist 1935 entstanden. Seit 1980 ist die Brennerei nicht mehr in Betrieb, steht stattdessen unter Denkmalschutz und ist mittlerweile auch ein Teil der Route der Industriekultur. Zwischendurch waren nach einer großen Sanierung und Renovierung eine Kneipe und ein Restaurant in dem Gebäude. Daran erinnert heute noch eine Theke aus Dampfkesseln direkt im Erdgeschoss, im Keller gibt es eine Küche. Ansonsten ist die Brennerei auf ihren 440 Quadratmetern aber immer noch im Originalzustand mit aller Technik erhalten, nur die Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen.

Unter den Schätzchen ist eine riesige Dampfmaschine aus dem Jahr 1905, die damals nicht nur dazu diente, die Räumlichkeiten zu heizen und Energie zu erzeugen, „sondern sie war auch in den Gärprozess der Brennerei eingebunden“, erzählt Scharla, der die Geschichte auswendig herunterbeten kann: „Den Stoff habe ich mir angelesen. Ich finde, das ist ein unheimlich interessantes Gebäude. Es hat etwas.“

Dieses „etwas“ war es auch, was Scharla vor vier Jahren dazu trieb, die ehemalige Brennerei zu erwerben. Ursprünglich wollte er Büros in dem Gebäude einrichten, auch für sich und seinen Sohn. „So eine ausgefallene Umgebung ist doch optimal für kreative Leute. Das ist doch eine tolle Motivation“, fand er: „Wer hat schon eine Dampfmaschine in seinem Büro stehen?! Deswegen haben wir das Inventar über die Jahre so aufgearbeitet wie es früher war.“

Dabei haben die Scharlas eine Menge Geld und Arbeit in die Brennerei gesteckt, hunderte Kilo Farbe verbraucht und etwa die Wandkacheln wegen des Originaltons extra in der Türkei brennen lassen. Am Ende wurden die Gerätschaften neu verplombt. „Weil alles so gut in Schuss war, hatten die Behörden Angst, wir schmeißen die Brennerei wieder an“, scherzt Scharla. Branntweinproduktion wäre nach all den Jahren der Stilllegung natürlich nicht mehr möglich. Dafür wird das Gebäude als Museum genutzt, zumindest offiziell, denn bislang hat sich diesbezüglich bei Scharla niemand von der Stadt gemeldet. Dabei wäre Scharla selbst wohl der beste Museumsleiter.

Dass alles jetzt so Schmuck aussieht, hat den Scharlas den Entschluss nicht leichter gemacht. „Vor allem mein Sohn hat Widerstand geleistet, aber wir können das nicht mehr stemmen. Wir sind jetzt offiziell auf der Suche nach einem Mieter oder Käufer“, sagt Scharla und hat noch ganz viele Ideen: „Ich finde das immer noch faszinierend hier. Man kann noch so viel mehr machen, zum Beispiel mit Glas oder LED-Lichtern. Das Dachgeschoss könnte man außerdem als Wohnung ausbauen – samt Dachterrasse auf dem Kamin.“ Es ist zu merken, dass Scharla sich nur schwerlich von der alten Brennerei trennen kann: „Natürlich, es steckt viel Herzblut drin.“

Bei Interesse, Telefon: 0234/ 97 66 05 59 oder eine Mail an: info@brennerei-eickelberg.de