Bochum. Die Hotspots in Bochum sorgen zunehmend für Probleme. Es kam bereits zu Räumungen. Das „Riff“-Gelände gilt als Lösung, ebenso wie ein „Nacht-OB“.

Die Sommer-Hotspots in der Bochumer Innenstadt bereiten den Ordnungsbehörden zunehmend Probleme. „Wir müssen jetzt mehr tun als nur zu appellieren“, sagt Stadtdirektor Sebastian Kopietz. Am vergangenen Wochenende wurden die Plätze am Schauspielhaus und Musikforum erstmals geräumt. Das könnte an diesem Wochenende erneut drohen.

Um Mitternacht war Schluss mit lustig: Hunderte meist junge Menschen mussten am letzten Freitag und Samstag den Hans-Schalla-Platz und das Musikforum-Gelände an der Viktoriastraße nach 24 Uhr verlassen. Lärm, Müll, Wildpinkler: So sehr die Stadt in Corona-Zeiten anfangs die neuen Abend- und Nachttreffs als Ausdruck einer urbanen City-Szene begrüßt hatte, so konsequent sei nun ein Einschreiten erforderlich, bekräftigt Stadtdirektor Kopietz: „Zwar blieb bisher alles friedlich. Aber die Menschenansammlungen sind deutlich gewachsen.“ Ebenso wie die Proteste genervter Anwohner.

FDP bringt „Nachtbürgermeister“ ins Spiel

Dabei hatten Stadt und USB nachgebessert. Am Schauspielhaus und Musikforum wurden zusätzliche Müllbehälter, vor dem Parkhaus im nahen Bermudadreieck fünf Dixi-Toiletten aufgestellt. Dennoch sei es erneut zu Verstößen gekommen. Folge: Platzverweise und Einsätze der Polizei und städtischen Ordnungskräfte bis 4 Uhr früh. „Ich hoffe“, sagt Sebastian Kopietz mit Blick auf das kommende Wochenende, „dass das kein Dauerzustand wird.“

Dazu soll ein Vorschlag der FDP beitragen. Dennis Rademacher, Spitzenkandidat der Liberalen bei den Kommunalwahlen für den Bezirk Mitte, bringt einen „Nachtbürgermeister“ ins Spiel. Er soll an den Hotspots präsent sein, Kontakt zu den Sicherheitsbehörden halten und Ansprechpartner für Feiernde, Anwohner und Clubs sein. Es gelte, einen Ausgleich zwischen einem friedlich-lebendigen Nachtleben und den berechtigten Interessen der Anwohner zu schaffen. Rademacher: „Wenn die Stimmung einmal kippt, ist es eigentlich schon zu spät.“

Das Gelände vor dem Bermuda-Club Riff könnte als neuer Jugendtreff genutzt werden, meinen die „Stadtgestalter“.
Das Gelände vor dem Bermuda-Club Riff könnte als neuer Jugendtreff genutzt werden, meinen die „Stadtgestalter“. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Stadtgestalter blicken auf das „Riff“

Laut FDP gibt es Nachtbürgermeister bereits in Amsterdam, Mannheim und Heidelberg. „Wie dort sollte dieser Posten auch in Bochum von einer Szenekennerin oder -kenner unter Beteiligung der Interessengemeinschaft Bermuda3eck und der Clubs besetzt werden. Per Onlinevoting könnte man auch Anwohnern und Partygängern eine Stimme geben“, so Rademacher. Der Nachtbürgermeister solle eine Aufwandsentschädigung erhalten.

UWG mahnt: „Nehmt Rücksicht“

„Ereignisse wie in Frankfurt, Düsseldorf oder Stuttgart dürfen sich in Bochum nicht fortsetzen“, warnt die Ratsfraktion der UWG/Freie Bürger.

Es sei gut, dass der Platz am Schauspielhaus belebt werde. „Aber bitte hinterlasst ihn sauber und nehmt Rücksicht auf die Anwohner. Die Stadt stellt Mülleimer und Toiletten zur Verfügung, also nutzt es auch“ , appelliert UWG-Kandidat Norbert Hölter in einer Pressemitteilung.

Alles andere wäre auch nicht im Sinne von Tana Schanzara, der der Platz gegenüber des Theaters gewidmet ist. Hölter: „Tana hätte ihren Spaß an dem bunten Treiben gehabt – aber jeden einzelnen Verursacher mit der Nase in den Dreck gestoßen.“

Derweil regen die „Stadtgestalter“ einen neuen Platz als Treffpunkt für Jugendliche an: das Areal an der derzeit wegen Corona geschlossenen Diskothek „Riff“. Oberbürgermeister-Kandidat Volker Steude: „Ein Angebot zu schaffen, welches keine Lärmbelästigung für Anwohner nach sich zieht, ist nicht einfach. Umso begeisterter war ich über den Vorschlag des Kinder- und Jugendringes, ein solches auf dem Gelände des City-Tor-Süd gegenüber dem Riff zu realisieren.“ Rundherum gebe es keine Wohnbebauung, so dass es kaum zu Beschwerden kommen könne. „Eine Win-Win-Situation für Jung, Alt und die Stadt Bochum“, so die „Stadtgestalter“.

Stadt: Am Konzept wird gearbeitet

Im Rathaus stößt der Vorschlag offenbar auf Zustimmung. „Derzeit wird an einem Konzept gearbeitet, um innenstadtnah einen Platz mit mehr Aufenthaltsqualität anbieten zu können“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Nach WAZ-Informationen geht es dabei um das Gelände am „Riff“.