Bochum. Der sich rasant entwickelnde Hotspot für junge Leute am Bochumer Schauspielhaus wird stärker überwacht. Es gibt massive Anwohnerbeschwerden.
Bei den Treffen Hunderter junger Menschen vor dem Bochumer Schauspielhaus sollen künftig strengere Regeln gelten. Damit reagiert die Stadt auf Kritik von Anwohnern. Auch die SPD Ehrenfeld fordert, die Situation zu entschärfen.
Schon immer war der Hans-Schalla-Platz ein beliebter Ort für junge Leute, um ohne Konsumzwang zusammenzukommen. In Corona-Zeiten, in denen Clubs und Kneipen mitunter bis heute geschlossen sind, hat sich der Vorplatz zu einem abendlichen Hotspot entwickelt. Vor allem am Wochenende wird gefeiert, gechillt, musiziert, diskutiert. Pizza, Bier und Wein werden mitgebracht oder in den Kiosken und Imbissen in der Nachbarschaft gekauft.
Mehr Kontrollen und Bußgelder
Von „Großstadtflair“ und einer „neuen Urbanität“ schwärmt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Doch der Hotspot habe auch Schattenseiten. „Niemand will die jungen Leute vertreiben. Aber auch die Anwohner haben berechtigte Ansprüche. Wir als Stadt möchten, dass möglichst beides zusammenpasst.“
In dieser Woche, nach einem WAZ-Bericht über die neue Dimension des Treffs am Theater, tagte im Rathaus eine Expertengruppe u.a. mit Vertretern des Ordnungs- und Jugendamtes sowie des Umweltbetriebes USB. Die ersten Ergebnisse: Es soll mehr Müllbehälter geben; die Reinigungsintervalle werden erhöht. Die städtischen Ordnungskräfte sowie Streetworker werden häufiger vor Ort sein und gezielt Besucher ansprechen, die zu laut sind oder Müll hinterlassen. Die Corona-Abstandsregeln werden überwacht, ertappte Wildpinkler konsequent mit Bußgeldern (55 Euro) bestraft. Thomas Sprenger: „Das wird ganz schnell umgesetzt. Wir setzen auf das Verständnis der jungen Leute.“
Wildpinkler und „sexuelle Handlungen“
Daran hat ein Anwohner (Name der Redaktion bekannt) seine Zweifel. Im Gespräch mit der WAZ beklagt er massive Missstände rund um den Hans-Schalla-Platz. „Die Menschen erleichtern sich in den Vorgärten und Höfen, an den Hauswänden oder – wie kürzlich geschehen – direkt an unserer Haustür. Pärchen nehmen vor unseren Fenstern und Balkonen sexuelle Handlungen vor. Hinzu kommt der Lärm. Den Bass aus den tragbaren Musikgeräten spüre ich noch im Schlafzimmer.“
Hotspot auch am Musikforum
Auch der Platz vor und hinter dem Musikforum hat sich in Corona-Zeiten zu einem abendlichen Hotspot entwickelt – allerdings nicht in der Größenordnung wie am Schauspielhaus.
Massive Probleme gibt es auch im Schlosspark Weitmar, der im Sommer ebenfalls ein Treffpunkt vieler Jugendlicher ist. Hier sorgt vor allem liegengebliebener Müll für Ärger und Unverständnis.
Regelmäßig, so der Schauspielhaus-Nachbar, werde die Polizei alarmiert. Dass das Präsidium gegenüber der WAZ schilderte, die allermeisten Besucher zeigten sich einsichtig und rücksichtsvoll, gehe vielfach an der Realität vorbei: „Anfangs ist es tatsächlich ruhiger. Doch sobald die Beamten verschwunden sind, geht alles wieder von vorn los. Und das bis 4 Uhr früh.“
SPD stellt Anfrage in Bezirksvertretung
Die Forderung des Anwohners: Die Stadt müsse dafür Sorge tragen, dass die geltenden Gesetze und Verordnungen eingehalten werden. Das bekräftigt die SPD Ehrenfeld. Zwar begrüßt auch der Ortsverein, dass „dieser zentrale Platz mit Leben gefüllt wird“. Aber: „Die Auswüchse der letzten Zeit mit Polizeieinsätzen und Raketenböller sind dann doch etwas zu viel“, erklärt Vorsitzender Jens Matheuszik.
In einer Anfrage in der Bezirksvertretung Mitte weist die SPD-Fraktion auf die zunehmenden Probleme auf dem Theatervorplatz hin. Dabei warten die Kommunalpolitiker mit einem Lösungsvorschlag für das Problem der Wildpinkler (zwei Bußgelder am vergangenen Wochenende) auf. Aus Mitteln des Programms „Toilette für alle“ könnte am Schauspielhaus eine WC-Anlage errichtet werden.