Bochum-Mitte. Werkshalle in der Eisenhütte in Bochum soll zum Gemeinschaftsort im Quartier werden. Was braucht‘s dazu? Initiatoren laden zum Ideensammeln ein.

Noch ist die gut 400 Quadratmeter große Fläche eine Baustelle im Rohbauzustand: Stahlträger sind zu sehen, der Boden besteht aus unverputztem Beton, Kabel hängen von der Decke. Aber bald schon könnte die ehemalige Werkshalle an der Stühmeyerstraße so vieles sein als Ko-Fabrik: Proberaum, Kunstatelier oder Vereinstreff – Ort zum Kennenlernen, zum Treffen, zum Kreativsein.

Werkshalle als Gemeinschaftsort für Nachbarn

„Wir wollen die Werkshalle zu einem Gemeinschaftsort für die Nachbarschaft machen“, sagt Hendrik Becker, der zum koordinierenden Projektteam gehört. Aber was muss eine Quartiershalle dafür überhaupt können? Wie soll sie genau genutzt werden? Herausfinden will das siebenköpfige Team genau das gemeinsam mit den Quartiersbewohnern in zwei kreativen Workshops im Juli (22.) und August (8.).

Workshops starten

Die Workshops finden am Mittwoch, 22. Juli (19 bis 21.30 Uhr) und am Samstag, 8. August (10 bis 12.30 Uhr) an der Stühmeyerstraße 33 statt. Treffpunkt ist das „open air Theater“ vor der Ko-Fabrik.

Eine Anmeldung vorab wird gewünscht. Sie erfolgt über die Internetseite www.quartiershalle.de. Wer Neuigkeiten zur Quartiershalle erhalten möchte, findet dort auch Infos über den Newsletter der Ko-Fabrik.

„Wir wollen unsere eigenen Ideen dabei erst einmal zurückhalten“, sagt Jan Fiedler, der zu den Organisatoren gehört und Charlotte Clarke ergänzt: „Wir bieten kein fertiges Angebot, sondern sozusagen nur die Infrastruktur an. Diese wird an die Bedarfe der Quartiersbewohner angepasst.“ In den Workshops erhielten die Teilnehmer jedoch Impulse.

Gemeinsame Verantwortung

Ob in der Quartierhalle im nächsten Jahr also getöpfert, geschraubt oder gesungen wird – all das ist noch völlig offen. „Im Workshop sammeln wir auch Ideen für mögliche Finanzierungskonzepte“, sagt Becker. Die Bauarbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein, es schließt sich eine Startphase mit einzelnen Projekten an, bis schließlich im Verlauf des nächsten Jahres ein vielfältiges Programm die Halle füllen soll. „Die Quartiershalle soll auch im laufenden Betrieb Menschen anziehen“, wünscht sich Fiedler. Das Motto laute „learning by doing“.

Denise Rech, Jan Philipp Fiedler, Chris Lensing, Hendrik Becker, Charlotte Clarken Nanik, Paula Stöckmann in der künftigen Quartiershalle in der Ko-Fabrik in Bochum.
Denise Rech, Jan Philipp Fiedler, Chris Lensing, Hendrik Becker, Charlotte Clarken Nanik, Paula Stöckmann in der künftigen Quartiershalle in der Ko-Fabrik in Bochum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Was dem Projektteam, bestehend beispielsweise aus Theatermenschen ebenso wie einem Designer, Videokünstler und Marketingexperten, besonders wichtig ist: Die Quartiershalle soll keine Eventhalle werden, die Firmen für eine Woche geschlossen blockieren können und auch kein Ort nur für Miete zahlende Dienstleister. „Man soll hierherkommen können, und mitmachen können. Die Nutzung soll mit der Nachbarschaft kompatibel sein“, beschreibt Paula Stöckmann. Wer die Halle nutze, solle dem Quartier auch stets etwas zurückgeben. Gemeinsamer Nutzen – das heiße auch gemeinsame Verantwortung.

Wandelbarkeit als Grundsatz

Wer die Quartierhalle im Erdgeschoss der Eisenhütte künftig regelmäßig besucht, könnte immer auf neue Angebote treffen. „In die Quartiershalle werden in stets veränderbarer Bauweise unterschiedlich große Spielräume eingebracht“, sagt Becker. Damit seien zum Beispiel bewegliche Räume, Gemeinschafts-Tische oder auch nur abschließbare Schränke gemeint. „Ein Teil der Halle bleibt stets frei und ist als gemeinwohlorientierter Ort des öffentlichen Seins, als Treffpunkt und Aufenthaltsort für das Quartier nutzbar“, stellt Becker klar. Fahrradwerkstatt, Gemeinschaftsspieletreff, Pflanzworkshop oder Mal- und Fotoabend – Hauptsache die Idee folgt den Grundsätzen „Offenheit, Wandelbarkeit, Vielfältigkeit sowie Nutzbarkeit und Nutzen für alle“.

Ort für urbane Produktion

Eine recht konkrete Idee hat Namik Celik dafür bereits. Er will die urbane Produktion ankurbeln – also all das stärken, was in der Stadt produziert werden kann – von Landwirtschaft bis Manufaktur. „Früher war es völlig üblich, dass in den Hinterhöfen produziert wurde. Das soll wieder Raum in der Stadt bekommen“, hofft er. Dafür möchte er im Viertel Pilze produzieren, die Werkshalle könnte ein kleiner Verkaufsort dafür werden.

Sowohl ehrenamtliches Engagement als auch wirtschaftliche Produktion können in der Quartiershalle unterkommen. „Wir sind gespannt auf die Anregungen aus dem Quartier“, sagt das Projektteam. Maximal 30 Personen können je Workshop teilnehmen – noch gibt es freie Plätze. Ergebnisse sollen im Anschluss auf der Internetseite präsentiert werden und über die Medien veröffentlicht werden. „Wer keine Zeit hat zu kommen, kann auch Anregungen über die Website mitteilen“, erinnern die Organisatoren. Darüber läuft auch die Anmeldung für die Workshops. Das Brainstormen kann also starten.