Dahlhausen. Jährlich vermessen städtische Mitarbeiter die Stromtiefe der Ruhr in Bochum bei der Pontonbrücke. Geprüft wird, ob sie problemlos schwimmen kann.

Timo Buchholz hangelt sich in einem kleinen Bötchen an einem Drahtseil auf der Ruhr entlang. Im Abstand von einem Meter lässt er eine Messlatte bis auf den Grund sinken und misst die Wassertiefe. „3,10 Meter“ ruft er seinem Kollegen Volker Hetzel zu, der mit einem Protokoll auf der Dahlhauser Schwimmbrücke steht. Hetzel, Ingenieur beim Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster, trägt die Zahl in das Profil ein und erklärt: „Wir ermitteln heute, ob die Pontons genug Wasser haben, um zu schwimmen, oder ob es Aufschwemmungen am Grund gibt, die das Verhindern.“

Dabei muss die Pontonbrücke sozusagen ihr Seepferdchen machen, denn es geht um die Frage: Kann sie problemlos schwimmen? Wie andere Brücken steht sie nämlich nicht auf festen Brückenpfeilern, sondern schwimmt auf fünf Pontons. Die Werte, die die städtischen Mitarbeiter einholen, werden auf die Normal-Null-Höhe des Wasserpegels bezogen, um Aussagen über das Gefäßniveau machen zu können. „Wenn einer der fünf Pontons aufsetzen würde, verändert sich die Statik der gesamten Brücke und es würden Schäden entstehen“, sagt Markus Wippich vom Tiefbauamt.

Flusspeilung wird in Bochum seit 1963 vorgenommen

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In einem solchen Fall – beispielsweise, wenn eine Parkbank unter einem Ponton läge, sodass er bei Verkehrsbelastung nicht mehr ausreichend puffern könnte - müsste ausgebaggert werden. Sonst droht auch die Gefahr, dass ein Ponton Leck schlägt. „Passiert ist das aber zumindest in den letzten 25 Jahren nicht“, sagt Wippich, der die Brücke seitdem betreut.

Vermessungsingenieur Volker Hetzel überwacht die Arbeit der Vermessungstechniker von der Pontonbrücke aus.
Vermessungsingenieur Volker Hetzel überwacht die Arbeit der Vermessungstechniker von der Pontonbrücke aus. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

In ihrer jetzigen Form bringt sie seit 1959 Fahrzeuge und Fußgänger von der Bochumer auf die Hattinger oder Essener Seite und umgekehrt. Seit 1963 gibt es Aufzeichnungen über regelmäßige Messungen zur Flusspeilung. „Am besten findet das immer im Sommer statt, dann ist der Wasserdruck am niedrigsten“, sagt Helge Gierth, Leiter für Geoinformation und Vermessung.

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Großartige Veränderungen habe es seit Beginn der Aufzeichnungen gar nicht gegeben: „Auf beiden Uferseiten haben wir Ablagerungen bis zu einem halben Meter, aber das beeinträchtigt die Pontons nicht“, so Gierth. Weil für die unter Denkmalschutz stehende Brücke ohnehin nur noch eine Belastung von bis zu 2,8 Tonnen zulässig ist - früher waren es fast 12 Tonnen - benötigen die Pontons weniger Platz zum Puffern.

Eine feste Brücke wäre nicht sinnvoll

Eine feste Brücke auf Pfeilern wäre aber auch heute nicht sinnvoll: Wegen des öfter stattfindenden Hochwassers müssten die Ufermauern dafür um mehrere Meter erhöht werden. Auch jetzt muss die Schwimmbrücke im Winter teilweise gesperrt werden: Die Pontons drücken die Brücke dann bei Schneeschmelze so hoch, dass an den Zufahrten Kanten entstehen, über die die Pkw nicht mehr fahren können.

Früher verkehrte hier eine Fähre

Die Dahlhauser Schwimmbrücke ist 89,4 Meter lang und 146,8 Tonnen schwer.

In der vorindustriellen Zeit waren die Flussseiten durch eine Fähre verbunden, als aber mit der Industrialisierung der Transportbedarf stieg, wurde 1899 die erste Pontonbrücke gebaut.

Ohne die Brücke müsste der Verkehr über Hattingen (12,8 Kilometer Umweg) oder flussabwärts über Essen-Steele (13,5 km Umweg) geleitet werden.

„Zur gleichen Zeit werden oft die Talsperren im Sauerland geöffnet und es kommt zu Hochwasser“, ergänzt Wippich. Die genaue Auswertung der diesjährigen Flusspeilung erfolgt zwar erst im Nachhinein, schon jetzt lässt sich aber sagen: „Die Werte scheinen im Normalbereich zu liegen, sie ähneln denen aus dem Vorjahr“, sagt Hetzel. Die Dahlhauser Schwimmbrücke verdient also ihren Namen.