Bochum. Den Komödien-Klassiker „Ein Sommernachtstraum“ zeigen die jungen Schauspieler in Bochum. Beinahe wäre es zu der Aufführung gar nicht gekommen.
Im Zauberwald kommt so manches Pärchen ins Trudeln: Die jungen Schauspieler des Theater Total zeigen mit „Ein Sommernachtstraum“ eine schöne, turbulente und sorgsam erarbeitete Aufführung des Komödien-Klassikers von William Shakespeare. Dabei grenzt es fast an ein Wunder, dass der Gruppe unter Leitung von Barbara Wollrath-Kramer nach den turbulenten letzten Monaten übrhaupt eine solch sehenswerte Produktion gelungen ist.
Denn hinter Theater Total liegt das wohl schwerste Jahr seiner 25-jährigen Geschichte. Kurz vor der Premiere stoppte das Coronavirus die fast fertige Aufführung des aktuellen Jahrgangs, auch die Deutschlandtour musste kurzerhand abgesagt werden. Die ursprünglich 26 Personen starke Gruppe, die sich ein Jahr lang auf ihren großen Auftritt vorbereitet hatte, brach daraufhin völlig auseinander. „Die meisten haben uns verlassen wegen Corona“, bedauert Wollrath-Kramer. Nur der harte Kern von elf jungen Schauspielern macht bei der Neuinszenierung mit, die jetzt noch bis Ende Juli auf der Bühne an der Königsallee 171 zu sehen ist.
Diese Aufführung hat Mühe und Nerven gekostet
Wieviel Mühe und Nerven diese Aufführung gekostet haben muss, ist nur zu erahnen. Denn was Theater Total hier knappe zwei pausenlose Stunden lang bietet, ist Shakespeare par excellence. Im kargen Bühnenbild der Künstlerin Dorothee Bielfeld wird geliebt, gerauft, geflucht und gestritten, dass es eine helle Freude ist. Insbesondere die vielen Tanzszenen, die von leichter Hand inszeniert sind, geraten wundervoll beschwingt.
Das Ensemble, das aufgrund seiner eher ausgedünnten Mannschaftsstärke teils mehrere Rollen gleichzeitig wuppen muss, ist schwer auf Zack. Erfreulich ist immer wieder, wie viel Wert bei Theater Total auf das Stimmtraining gelegt wird: Shakespeares klingende Dialoge werden von den jungen Darstellern, die natürlich keine Bühnenprofis sind, überraschend akzentuiert gesprochen. Hier leistet Theater Total mehr Basisarbeit, als es manche Schauspielschule vermag.
Schauspieler sind eine "häusliche Gemeinschaft"
Im Wald von Athen geht es dabei relativ werkgetreu zu. Wollrath-Kramer hält sich in eigener Übersetzung eng an das Original. Was sich hier im Dickicht tummelt, neckt sich leidenschaftlich. Auch das „Stück im Stück“, das am Ende bei der Hochzeit aufgeführt wird, ist liebevoll gestaltet und steckt voller mildem, mitunter zotigem Spaß. Großer Jubel!
Einige Zuschauer werden sich indes gewundert haben, warum unter den Schauspielern auf der Bühne kein Abstand von 1,50 Meter eingehalten wird. Während andere Bühnen händeringend versuchen, ihre Stücke „auf Abstand“ zu inszenieren, dreht sich bei Theater Total das Liebeskarussell einfach heiter weiter. Laut Hygieneverordnung sei das erlaubt, sagt Wollrath-Kramer: „Das zählt bei uns als häusliche Gemeinschaft.“ Sprich: Die Schauspieler sind ohnehin Tag und Nacht zusammen, da mache Abstand wenig Sinn.
Wieder am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Juli, sowie 16., 17., 18., 19., 23., 24., 25. und 26. Juli. Karten (15, ermäßigt 10 Euro): 0234 / 9731673.