Bochum-Hordel. Orthodoxe Gemeinde plant eine neue Kita in Bochum-Hordel für bis zu 60 Kinder. Charakter der denkmalgeschützten Kirche soll erhalten bleiben.

Wild wuchert die Natur vor der leerstehenden Versöhnungskirche an der Hannoverstraße/Ecke Am Hohberg. Stachelige Beerensträucher verleihen dem einstigen Gotteshaus Dornröschen-Flair. Die großen Zeiger auf dem Kirchturm zeigen am Vormittag 2.32 Uhr an. Im Innern hallen Schritte und Stimmen von den kahlen Wänden wider. Der Boden ist teils aufgerissen, ein Schutthaufen wurde aufgeschichtet, Kabel und Lampen hängen herunter.

Seit Jahren schlummert die ehemalige evangelische Versöhnungskirche in Hordel vor sich hin. Bevor sie gar verfällt, soll sie als Kita wiederbelebt werden, ihr baulicher Charakter und somit das denkmalgeschützte Gebäude erhalten bleiben.

Die alte Versöhnungskirche soll restauriert und zur Kita umgebaut werden.
Die alte Versöhnungskirche soll restauriert und zur Kita umgebaut werden. © FUNKE Foto Service | Svenja Hanusch

https://www.waz.de/staedte/bochum/erinnerung-an-das-leben-der-bergarbeiterfamilien-id229303752.htmlSiegfried Kaßeböhmer ist Planer und mit seinem Unternehmen für die Projektentwicklung zuständig: „Die ehemalige evangelische Kirche ist denkmalgeschützt und befindet sich aktuell in Privatbesitz. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde St. Dimitrios möchte sie kaufen, ihren Charakter erhalten und wieder mit Leben füllen. Geplant ist eine Kita mit drei Gruppen zu jeweils 20 Kindern.“

Mehr Licht soll entstehen

Seit Monaten sei man im engen Austausch mit den Denkmalschutzbehörden, um Konzepte und Ideen abzusprechen, sagt Kaßeböhmer: „Es geht jetzt um die Frage, was machbar ist, damit wir wieder eine ordentliche, der Kirche auch entsprechende Nutzung herstellen können. Wir haben zum Beispiel bereits die Freigabe, durch vier neue Glaselemente für ausreichend Licht zu sorgen.“ Die alten Fenstergläser sollen wiederum erhalten bleiben, teils ergänzt werden.

Architekt war Pfarrerssohn

Die ehemalige evangelische Versöhnungskirche wurde von 1906 bis 1908 erbaut und am 21. Dezember 1994 in die Denkmalliste der Stadt Bochum aufgenommen. Architekt war der Pfarrerssohn Arno Eugen Fritsche (1858 - 1939).

Fritsche zählte „zu den hervorragenden Architekten des evangelischen Kirchenbaus in Westfalen und Rheinland in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts“, wie es im Eintrag der Denkmalliste heißt. Auch die denkmalgeschützte evangelische Lutherkirche am Bochumer Stadtpark (Klinikstraße 10) zählt zu seinem Werk.

Celal Sürmelioglu, Gemeindemitglied und Geschäftsführer der JN Immobilien GmbH aus Köln, machte sich zusammen mit dem beauftragten Essener Architekturbüro Arslan einen Eindruck vom Gebäude: „Wir werden nun eine Reservierung veranlassen. Dann werden Gutachten erstellt und wir schauen, welche Kosten konkret anfallen und ob die Denkmalschutzbehörde einverstanden ist mit unseren Planungen.“

Zusammenarbeit angestrebt

Sürmelioglu rechnet mit rund drei Monaten für diese Vorgänge, bis auch ein Kaufvertrag abgeschlossen und mit der Sanierung begonnen werden kann: „Bei einem solchen Projekt sind wir immer auf Hilfe, auch der Stadt und der Behörden, angewiesen und stehen im engen Kontakt. Wir möchten die Struktur der Kirche natürlich erhalten.“

https://www.waz.de/staedte/bochum/bochum-gemeinden-in-hordel-schaffen-platz-fuer-u3-betreuung-id228938393.htmlDie geplante Kita soll nicht nur Kindern der orthodoxen Gemeinde vorbehalten sein, so Sürmelioglu: „Wir möchten hier mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten.“

Das freigelegte Fresko des letzten Abendmahls soll auf jeden Fall erhalten bleiben.
Das freigelegte Fresko des letzten Abendmahls soll auf jeden Fall erhalten bleiben. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Alfred Lobers, Mitarbeiter bei Kaßeböhmer-Consulting, hofft auf Aufwind durch das Großprojekt: „Für Hordel wäre es eine Verbesserung, wenn hier etwas geschieht.“ Erhalten bleiben soll in jedem Fall ein imposantes Fresko im Altarraum, welches großflächig das Abendmahl zeigt.

Fresco bleibt erhalten

Siegfried Kaßeböhmer: „Es wurde erst wieder freigelegt, war zuvor mit Hölzern verschalt und in Vergessenheit geraten.“ Aktuell geht Projektplaner Kaßeböhmer von einer reinen Bauzeit von circa einem Jahr aus: „Die Einrichtung der Kita geht danach relativ schnell. Unseren Erfahrungen nach dauert es durchschnittlich rund vier Monate.“ Investiert werden sollen laut Kaßeböhmer rund 1,5 Millionen Euro.