Bochum-Hordel. Das ist gelebte Ökumene: Der katholische Kindergarten St. Barbara stand lange leer. Jetzt toben Kinder der evangelischen Kita durchs Gemäuer.

Außen denkmalgerecht gestaltet, innen ein Kleinkinderparadies: Das ist das Gebäude für die neue U3-Gruppe für Kinder unter drei Jahren der evangelischen Kindertagesstätte an der Finefraustraße in Bochum. Mitten in der Kapps-Kolonie Dahlhauser Heide ging sie im Januar mit zehn Kindern an den Start. „Kinder, Eltern und unsere Erzieherinnen sind seitdem ein tolles Team geworden“, freut sich Kita-Leiterin Elke Finger-Zirkler über die neue Außenstelle ihrer Einrichtung.

Schon vorab war viel Teamarbeit nötig, um das vor rund sieben Jahren angedachte Unterfangen schließlich umzusetzen. „Das war beste ökumenische Zusammenarbeit vor Ort und ein gutes Zusammenwirken mit verschiedenen Ämtern der Stadt sowie dem Landesjugendamt“, betont Michael Both, Geschäftsführer der evangelischen Kindergartengemeinschaft.

Traumschöner Blick in den Park

Die neue U3 besitzt einen großen Gruppenraum für Spielangebote von Klettern bis Rollenspiel. Hinzukommt ein Schlafraum, ein Wasserspielbereich im Bad sowie ein gemütliche Essecke. „Das ist unser ‘Kinderrestaurant’, wo wir uns zum Frühstück und Mittagessen treffen“, schmunzelt Gruppenleiterin Alina Nolte.

Toll finden die Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren den Blick in den Park. Als dort Holzfällerarbeiten stattfanden, war das für sie wie Kino: Alle schauten genau zu, um das dann nachzuspielen. Nachmittags steht stets der Besuch bei den Kindern in der Haupt-Kita an, die etwa 150 Meter entfernt liegt.

Der Grund: Die neue U3 zog in die Räume des ehemaligen katholischen Kindergartens St. Barbara ein, den die vormalige katholische Ortsgemeinde Herz Jesu Hordel bereits Anfang der 2000er Jahre aufgab. Der Neubezug fand erst nach kräftigem Innenumbau der historischen katholischen Kleinkindschule von 1910 statt. „Wir haben alles entkernt und instand setzen lassen“, erklärt Klaus-Michael Evers vom Kirchenvorstand der heutigen Pfarrei St. Peter und Paul.

Historische Innentreppe konnte erhalten bleiben

Als Projektleiter begleitete er mit Architektin Claudia Trabant maßgeblich den Umbau. Das hieß unter anderem: Innenwände versetzen, um besser zugeschnittene Räume zu schaffen, neue Stromleitungen legen, alle Sanitäreinrichtungen von Fliesen bis Kinderklo runderneuern. Hinzukam ein moderner Feuerschutz, wie es das Bauordnungsamt forderte. Die historische Innentreppe konnte wiederum – sehr zur Freude der Denkmalbehörde – erhalten bleiben.

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Anno 1915: Krupp errichtete die beiden Kindergärten St. Barbara (rechts) und Finefraustraße (Mitte) konfessionell getrennt.
Anno 1915: Krupp errichtete die beiden Kindergärten St. Barbara (rechts) und Finefraustraße (Mitte) konfessionell getrennt. © Repro: WH

Der Denkmalschutz war ein Grund dafür, dass in der Vergangenheit nicht einfach ein Anbau an die bestehende Kita Finefraustraße entstehen konnte. „Aufgrund der bestehenden Gestaltungssatzung für die Siedlung war das aus Denkmalschutzgründen nicht möglich“, so Both.

Beim ersten Anlauf für eine U3 in 2013 war das zunächst in Planung. In 2016/17 kam Both ins Gespräch mit der katholischen Pfarrei. Dort stieß er auf offene Türen. „Die evangelische Ortsgemeinde nutzt bereits seit längerem unsere Barbara-Kapelle für ihre Gottesdienste. Da war es für uns gelebte Ökumene, auch der U3 im Gebäude ein Zuhause zu geben“, erklärt Ewers.

Ein gutes Angebot für viele junge Familien in Hordel

Der Weg dahin erwies sich als zäh, denn verschiedene Ämter mussten Genehmigungen erteilen. Das ging nicht ohne Auflagen und steigende Kosten einher. Die Kita und die Ortsgemeinde sind froh über die neuen Räume und die Gruppe. „Das ist ein gutes Angebot für die vielen jungen Familien, die inzwischen in Hordel leben“, so sind sich Finger-Zirkler und Pfarrerin Diana Klöpper einig.

Die Kita-Leiterin ist zudem sehr zufrieden mit der ökumenischen Zusammenarbeit. „Herr Ewers war stets für unsere Bedürfnisse ansprechbar“, sagt sie. Dieser findet die Sache ebenfalls klasse: „Die vor 110 Jahren beim Bau der Kolonie angelegte konfessionelle Trennung haben wir nun zusammengebracht.“

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