Bochum. Endlich wieder Kino: Auf dem Fiege-Brauhof ist Bochums größtes Open-Air-Kino gestartet. Bald sollen deutlich mehr Besucher Platz finden.

Bei Bochum Total war die Absage im Sommer alternativlos. Das Kino-Open-Air mit regelmäßig mehr als 15.000 Besuchern konnte Marcus Gloria mit seiner Agentur „Cooltour“ vor dem Corona-Aus bewahren. Mit dem Oscar-Gewinner „Parasite“ startete am Donnerstag der Reigen auf dem Fiege-Brauhof. Lohnt sich trotz der Corona-Beschränkungen ein Filmabend an der Moritz-Fiege-Straße? Der WAZ-Check liefert Antworten.

Was ändert sich wegen Corona?

Es ist deutlich leerer. Um die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, finden zum Start nur 252 Besucher Platz. Sonst sind es bis zu 800. Statt eines Toilettenwagens stehen jeweils vier Einzel-WC-Kabinen für Frauen und Männer zur Verfügung. Es dürfen keine Haustiere mitgebracht werden.

Wie werden die Vorgaben umgesetzt?

Mit einer Doppelpack-Lösung. Jeweils zwei Plastikstühle stehen zusammen, mit 1,50 Meter Mindestabstand zu den Nachbarn. Man kann nur eine „Parzelle“ mit zwei Plätzen buchen. Tickets sind online auf www.fiegekino.de erhältlich. Sie müssen ausgedruckt, mitgebracht und mit dem Namen der Begleitperson versehen werden. Restkarten werden an der Abendkasse angeboten. Dafür muss ebenfalls ein Meldebogen mit Adresse und Handynummer ausgefüllt werden. Es herrscht freie Platzwahl.

Stimmt der Preis?

Mit 10 Euro bewegt sich der Eintritt weiterhin auf dem Niveau der angestammten Lichtspielhäuser in Bochum. Diesmal kommt allerdings ein „Hygieneschutzbeitrag“ von einem Euro hinzu. Macht 22 Euro plus 1,41 Euro Vorverkaufsgebühr für eine Doppelkarte. Es gibt nach wie vor keine Ermäßigung für Schüler und Studenten. Schade in einer Universitätsstadt.

Bis zum 19. Juli werden im Fiege-Kino nur Zweier-Sitze angeboten. Nur hier darf gegessen und getrunken werden.
Bis zum 19. Juli werden im Fiege-Kino nur Zweier-Sitze angeboten. Nur hier darf gegessen und getrunken werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Gilt die Maskenpflicht?

Nur auf dem Sitzplatz darf die Maske abgenommen werden. Ansonsten muss der Mund-Nase-Schutz auf dem gesamten Gelände getragen werden. Aber daran hat man sich inzwischen ja gewöhnt.

Wie ist es um die Filmauswahl bestellt?

Viele Kinos, die jetzt wieder öffnen, haben das Problem, dass Blockbuster aktuell fehlen. Das Fiegekino greift auf Bewährtes von gestern und vorgestern zurück. Im Programm, das zunächst bis zum 19. Juli gilt, finden sich Kassenknüller der vergangenen Monate wie die „Känguru-Chroniken“, „Das perfekte Geheimnis“, „Once upon a time in Hollywood“, „Der Junge muss an die frische Luft“ oder „Bombshell“. Auch Klassiker wie „Bang Boom Bang“ fehlen nicht. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Was geschieht am Bochum-Total-Wochenende?

Das lässt sich Marcus Gloria nicht nehmen: Vom 16. bis 19. Juli, also an den vier Tagen, an denen BO-Total gelaufen wäre, werden ausschließlich Musikfilme gezeigt: die Toten Hosen, Lindenberg, „Bohemian Rhapsody“ und Rammstein.

Was kosten Speis und Trank?

3 Euro für ein 0,3-Liter-Bier, 4,50 Euro für eine kleine Nacho-Portion: Billig ist anders. Aber das ist im Kino nun mal üblich, zumal der Verkauf diesmal auch die massiv sinkenden Eintrittserlöse ausgleichen muss. Der Verzehr ist nur auf dem Sitzplatz erlaubt.

Künstler verkürzen die Wartezeit

Einlass ist um 20 Uhr. Singer/Songwriter aus der Region verkürzen die Wartezeit bis zum Filmbeginn gegen 21.45 Uhr.

Wie bei „Hutkonzerten“ üblich, geht anschließend der Hut im Publikum herum. Um Spenden wird gerade in der Corona-Zeit, die Künstler hart trifft, gebeten.

Mehrere Filmabende sind bereits ausverkauft, u.a. „Bang Boom Bang“ (4. Juli), „Die Känguru Chroniken“ (6.), „Knives Out“ (7.) und „Das perfekte Geheimnis“ (9.).

Alle Infos und Tickets auf www.fiegekino.de.

Wie ist die Atmosphäre?

Gewohnt entspannt. Erster Tipp: An kühlen Abenden warm anziehen und/oder eine Decke mitbringen. Die liegen diesmal aus Hygienegründen nicht zum Ausleihen für fröstelnde Besucher bereit. Zweiter Tipp: Einen der sechs im Strandkorb-Stil umgebauten USB-Container reservieren. Da machen das Gucken und Kuscheln noch mehr Spaß. Geraucht werden darf auch.

Wie ist die Sicht?

Top. Die 14 x 9 Meter große Leinwand bietet eine hervorragende Bildqualität. Auch der Ton ist ordentlich. Filmfans sollten Zeit mitbringen. Der Film beginnt jeweils nach Einbruch der Dunkelheit. Bis zum Happy End dauert’s mitunter bis Mitternacht.

Was passiert nach dem 19. Juli?

„Cooltour“ plant derzeit, eine Lockerung der Corona-Schutzverordnung zu nutzen. Sie erlaubt eine Reihenbestuhlung, wenn nachgewiesen kann, wer wo gesessen hat. Damit könnten ab dem 20. Juli platzgenaue Tickets für bis zu 500 Besucher angeboten werden. Das restliche Filmprogramm für die Spielzeit bis zum 16. August soll in Kürze veröffentlicht werden.