Bochum. Großveranstaltungen bleiben bis Oktober verboten. Das verschärft die Krise in den Bochumer Hallen. Es gibt erneute Verschiebungen und Absagen.
Die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen bis 31. Oktober hat die Krise der Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG) weiter verschärft. Nach dem Frühjahr und Sommer drohe nun auch der Herbst komplett wegzubrechen, sagt Geschäftsführer Andreas Kuchajda. Es gibt die ersten Absagen, erneute Verschiebungen – und etliche Fragezeichen.
Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie so hart getroffen wie die Veranstaltungswirtschaft. Mehr als 8500 Spielstätten und Dienstleister beteiligten sich vor einer Woche an der „Night of Light“, um auf die existenziellen Nöte der Branche aufmerksam zu machen.
Hallengesellschaft rechnet mit Millionen-Minus
Auch die BOVG zündete die Alarmstufe Rot. Deren Zahlen sind schon jetzt desaströs. Mehr als 100 Veranstaltungen sind seit dem Frühjahr ausgefallen. Auf vier Millionen Euro bezifferte Kuchajda in einem WAZ-Gespräch das zu erwartende Minus der Stadt-Tochter für 2020. Und das war im Mai, noch vor dem Beschluss der Bundesregierung und Ministerpräsidenten, das bis 31. August geltende Veranstaltungsverbot für zwei Monate auszuweiten – mindestens, wie es heißt.
Seither wird bei der BOVG und ihren Partnern aufs Neue gerechnet, gerätselt, gebangt. „Die Entscheidung, ob, wann und wie Veranstaltungen stattfinden, liegt bei den Agenturen“, betont Andreas Kuchajda. Dort herrsche aber vielfach Ungewissheit und Unsicherheit. „Die Erlasslage ändert sich ja ständig.“
Lockerungen zeigen wenig Wirkung
Stand heute könnten Veranstaltungen bei einer Reihenbestuhlung mit bis zu 1000 Zuschauern wieder stattfinden. „Die Erfassung der Besucherdaten und den Nachweis, wer wo gesessen hat, würden wir hinbekommen“, so Kuchajda. Doch die Lockerung drohe an den Hygiene- und Abstandsvorschriften beim Einlass und auf den Toiletten zu scheitern. Auch die Gastronomie bliebe außen vor. „Stellen Sie sich mal ein Heavy-Metal-Konzert ohne Bier vor“, grübelt der BOVG-Chef.
So gelte weiter, was schon seit dem Frühjahr gilt: Um allen Vorgaben der Corona-Schutzverordnung nachzukommen, müsste der Ruhrcongress von 3000 auf 350 Sitzplätze schrumpfen, bei weitgehend identischen Kosten. Eine Rechnung, die kaum aufgehen kann.
Absagen und neue Nachholtermine
Die ersten Veranstalter haben reagiert. Die „Sixx-Paxx“-Stripper, die in diesem Monat im Ruhrcongress blank ziehen sollten, sind ebenso abgesagt wie die Rock Classic Allstars mit ihrem für den 12. September geplanten Oldie-Festival in der Wattenscheider Freilichtbühne.
Prinzip Hoffnung am Jahresende
Das Prinzip Hoffnung gilt bei den Hochkarätern, die zum Jahresausklang im Ruhrcongress erwartet werden – allesamt nach Ende des bisherigen Veranstaltungsverbotes am 31. Oktober.
Angekündigt sind u.a. Ralf Schmitz (8. November), Ben Zucker (12. November), Chris Norman (21. November), Dieter Nuhr (4. Dezember) und Helge Schneider (19. Dezember).
Bei einem eigenen Erfolgsformat hält die BOVG vorerst an ihren Planungen fest: Der „Eissalon Ruhr“ soll im Dezember in die Jahrhunderthalle zurückkehren – voraussichtlich mit einer deutlich reduzierten Höchstzahl an Eisläufern.
Wegen des neuen Erlasses wurden aktuell mehrere Nachholtermine gestrichen und aufs nächste Jahr geschoben. Comedy-Freunde müssen weiter u.a. auf Bülent Ceylan (6. Januar 2021), Teddy (21. Februar 2021) und Olaf Schubert (26. Mai 2021) warten. Das gilt auch für die Fans der Metalband „Halloween“ (29. Mai 2021), Patricia Kelly (10. Juni 2021) und der US-Urgesteine „Kansas“ (23. Oktober 2021). Für die amerikanische Rockband „A Day To Remember“, die im Mai in Bochum auftreten sollte, wird laut BOVG noch ein neuer Termin gesucht.
Fragezeichen hinter Shows im Herbst
Das könnte auch für die Künstler gelten, die mit ihren (Nachhol-)Terminen trotz des jüngsten Verbots weiterhin für den Sommer und Herbst im BOVG-Programm auftauchen: darunter Carolin Kebekus am 6. August, Paul Panzer am 6. September, Sascha Grammel am 13. September, Max Raabe am 18. September, das Bochumer Libori-Theater mit seinem Familienmusical „Die Schöne und das Biest“ am 19. September, die Motown-Legenden „The Temptations“ am 10. Oktober, „Meute“ am 18. Oktober, Torsten Sträter am 24. Oktober sowie die US-Band „The Black Crowes“ am 30. Oktober. „Wir stehen im engen Austausch mit den Agenturen“, sagt Andreas Kuchajda. Weitere Ersatztermine oder gar Absagen sind wahrscheinlich.