Bochum. Die SPD Bochum setzt im Wahlkampf auf die Wandlungsfähigkeit von Stadt und Partei. Eine verbale Anleihe macht sie bei Herbert Grönemeyer.
Mit einer Anleihe bei Herbert Grönemeyer wird die SPD Bochum ihren Wahlkampf für die Kommunalwahl am 13. September gestalten. „4630 - Wir können Wandel“ ist das Wahlkampfprogramm überschrieben. Es greift Grönemeyers Hymne „Bochum“ und den Titel der 1984 erschienenen Erfolgs-LP „4630 Bochum“ auf und soll eine Brücke in die Zukunft schlagen.
„Wenn wir etwas können, dann ist es Veränderung organisieren“, sagt Bochums SPD-Chef und Landtagsabgeordneter Karsten Rudolph und spricht steil von Bochum als der „Hauptstadt Deutschlands in Sachen Wandel“. „Nokia, Opel, Corona – wir stehen immer wieder auf“. Das sei die Botschaft an die Wähler. Und das Wahlziel? „Das ist einfach formuliert“, sagt Karsten Rudolph. „Wir wollen mit Thomas Eiskirch weiter den Oberbürgermeister stellen und wir möchten die politisch stärkste Kraft in der Stadt bleiben.
Programm einstimmig beschlossen
Einstimmig, so Wahlkampfleiter Hans-Martin Dirks, sei das Programm von den Delegierten aller Ortsvereine verabschiedet worden. Neun Monate habe die Partei in ihren Reihen, aber auch im Gespräch mit parteilosen, interessierten Bürger daran gefeilt.
Herausgekommen ist ein „Neun-Punkte-Programm“, das in Teilen Bezug nimmt auf Grönemeyers „Bochum“ – so sei aus dessen Textzeile „vor Arbeit ganz grau“ angesichts der größten Studierendendichte in Deutschland längst „vor Arbeit ganz schlau“ geworden – und dazu noch einige neue Punkte draufpackt.
Die härtesten Themen: Arbeit, Solidarität, Frauen
Von „Arbeit“ und Solidarität über Frauen, Bildung, Sicherheit, Klima- und Umweltschutz, Mobilität und Wohnraum bis zum Gemeinwohl reicht die Themenpalette. Willkürlich gewählt ist die Auflistung dabei nicht. „Wir waren uns einig, dass die harten Themen nach vorne gestellt werden müssen“, sagt der Parteichef. Und vorne steht: Arbeit an 1, Solidarität an 2 und Frauen an 3. „Wir wollen nicht, dass Corona die Frauen zurück in die 50er Jahre wirft“, so Rudolph. Es gehe u. a. um gleiche Entlohnung und darum, dass die „Krisenmanager der Stunde“ – eben die Frauen – in ihren Beruf fair behandelt werden. „Was wir endlich brauchen ist ein Care-Gipfel, auf dem über Versorgung und Pflege gesprochen wird.“
Weniger miesepetriger Mahner, als vielmehr wegweisender Motivator wollen die Sozialdemokraten sein – gerade beim Umweltschutz. „Schwarzmalerei lähmt“, sagt der Partei-Chef. Und kann es sich nicht verkneifen, auch dem Partner in der Rathaus-Koalition kleine Seitenhiebe zu verpassen. „Umweltschutz ist keine Erfindung der Grünen“, sagt er. Und verweist dann auch noch auf das pointierte, 18-seitige Wahlkampfprogramm seiner Partei im Vergleich zu den 180 Seiten, die das Programm der Grünen umfassen soll. „Wir wollen, dass die Leute sich das auch durchlesen.“
Plakate an 1100 Standorten
Trotz der wachsenden Bedeutung sozialer Medien und der Beschränkung, die die Corona-Krise mit sich bringen, geht SPD-Wahlkampfleiter Dirks davon aus, „dass uns der Straßenwahlkampf erhalten bleibt“. Er werde etwas anders verlaufen, so werde die SPD wie früher schon häufiger auch in Siedlungen mit Wahlkampfständen und Hausverteilaktionen auftreten. Das Gespräch draußen mit dem Wähler spiele immer noch eine große Rolle.
Wie auch die Plakatierung. An 1100 Stellen im gesamten Stadtgebiet wird die SPD vom 1. August an Plakate und große Tafeln aufstellen. Deren Botschaften werden in etwa 14 Tagen vorgestellt. Partei-Chef Rudolph kündigt schon einmal Veränderungen gegenüber früheren Kampagnen an. Ausdrücklich werde auf allen Plakaten nicht allein SPD, sondern SPD Bochum stehen.
Und auch die Bildsprache werde sich ändern. Es gehe nicht darum, dass jeder Ratskandidat meine, wie ein Berufspolitiker aussehen zu müssen. Vielmehr werde die Partei ihre Kandidaten so zeigen, wie die Menschen sie kennen und wiedererkennen. Dazu gehören auch individuelle Botschaften aller Ratskandidaten, von OB-Kandidat Thomas Eiskirch sowie den Anwärtern für die Position der Bezirksbürgermeister.