Bochum. Die Industrie schwankt in Zeiten des Coronavirus zwischen Boom und Stillstand – auch in und um Bochum. Kurzarbeit spielt jetzt eine große Rolle.
Der stationäre Einzelhandel ist fast zum Erliegen gekommen, die Gastronomie kocht auf Sparflamme. Und auch die Industrie in Bochum und der Region bekommt die Auswirkungen des Coronavirus zu spüren. Aber es gibt Gewinner und Verlierer, wie die wöchentliche Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr (AGV) mit Sitz in Bochum offenbart.
Von einer „großen Bandbreite der Auswirkungen“ spricht AGV-Hauptgeschäfsführer Dirk W. Erlhöfer. „Auf der einen Seite habe ich gerade mit einem Unternehmen gesprochen, dass einen neuen Auftrag aus China erhalten hat. Auf der anderen Seite brechen Aufträge weg wie zum Beispiel bei den Automobilzulieferern.“ Es gebe beide Extreme in der Industrie – und eine ganze Menge dazwischen; so auch Betriebe, die kurzfristig auf die Produktion von Desinfektionsmitteln umstellen oder die Herstellung von Schutzausrüstung in Erwägung ziehen.
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Viele Rechtsfragen sind geklärt
Einige Tendenzen zeichnen sich mittlerweile klar ab. Vor knapp zwei Wochen hatten gerade einmal sechs Prozent der befragten Firmen Kurzarbeit gemeldet und 38 Prozent immerhin geplant. Eine Woche später haben mehr als 50 Prozent entweder bereits mit Kurzarbeit begonnen oder planen sie in Kürze.
Für viele Unternehmen ist die Kurzarbeit das Mittel der Stunde, um die Krise zu bewältigen. Der Arbeitgeberverband selbst habe dabei mit Beratungen dazu beigetragen, die vielen Rechtsunsicherheiten auszuräumen.
Kf-Wlassen auf sich warten
Den Rechtsfragen folgen nun andere: „Wann kann die Produktion wieder hochgefahren werden, bleibt meine Belegschaft gesund, bekomme ich die nötigen Kredite? Das sind Fragen, die momentan beschäftigen“, so Dirk W. Erlhöfer. Vor allem Mittelständler sorgen sich um ihre Liquidität. „Die Soforthilfen für Kleinst- und Kleinbetriebe laufen gut“, so der AGV-Hauptgeschäftsführer. Ähnlich flott wünschten sich auch Unternehmen die Bereitstellung von KfW-Krediten über ihre Hausbank. Deren Prüfung dauere indes lange.
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Die Auftragslage haben die Unternehmen vor knapp zwei Wochen noch als stabil (36,7 Prozent) oder mit leichten Rückgängen (40,8) bezeichnet. Ähnliche Werte gibt es nun auch aus der Vorwoche.
Fehlende Planbarkeit macht zu schaffen
Heimarbeit spielt bereits seit geraumer Zeit eine große Rolle. Sie wird in fast 70 Prozent „überall wo es möglich ist“ angewendet. Die Tendenz dabei ist steigend. Die Fragen, mit denen sich Inhaber und Geschäftsführer in diesen Tagen vor allem beschäftigen müssen, betreffen vier Bereiche: Planbarkeit/Unsicherheit der Produktion, zurückgehende Aufträge, Zuliefererprobleme und der Krankenstand der Belegschaft.