Bochum. Für 1,25 Millionen Euro wird jetzt ein Kleintierhaus am Tierheim Bochum gebaut. Die jetzige Unterbringung der Tiere ist nicht vorschriftsmäßig.

Die jetzige Enge für die Kleintiere im Tierheim Bochum wird im kommenden Frühjahr ein Ende haben. Am Montag wurde auf dem Gelände an der Kleinherbeder Straße der symbolische erste Spatenstich für das neue Kleintierhaus gesetzt.

Mit dem Neubau wird ein Zustand beendet, der vom Betreiber des Tierheims, der Tierschutzverein Bochum, Hattingen und Umgebung, selbst als katastrophal bezeichnet wird. Zwei Kaninchen zum Beispiel sind in einem einzigen Käfig untergebracht, nur ab und zu können sie mal in ein Außengehege. Diese beengten Verhältnisse entsprechen aber nicht den Tierschutzvorschriften.

Das wird sich mit der Einweihung des Neubaus voraussichtlich im Frühjahr 2021 ändern. Dann werden zwei Kaninchen sechs Quadratmeter Platz haben - und zusätzlich ein Außengehege.

„Wir kümmern uns um alle Tiere, nicht nur um Hunde und Katzen“

Michael Schneider, 1. Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, vor Schautafeln zum neuen Kleintierhaus.
Michael Schneider, 1. Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, vor Schautafeln zum neuen Kleintierhaus. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch die Verhältnisse für die anderen Kleintiere werden sich deutlich verbessen: Meerschweinchen, Vögel, Ratten, Mäuse, Degus, Chinchillas, Hamster, Bartagame und andere Arten.

„Wir kümmern uns um alle Tiere, nicht nur um Hunde und Katzen“, sagt Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins.

1,25 bis 1,3 Millionen Euro wird der Neubau kosten. Rund die Hälfte davon finanziert der Verein über private Erbschaften. 350.000 Euro steuert die Stadt Bochum bei. Weiteres Geld kommt vom Land NRW, von der Wegener Stiftung und dem Deutschen Tierschutzbund. Auch private Tierfreunde und Sponsoren haben gespendet, so dass der Verein jetzt kein Kredit aufnehmen musste. „Jetzt können wir das Geld sinnvoll einsetzen“, so Schneider.

Neubau im Tierheim Bochum wird 540 Quadratmeter Fläche haben

Jährlich durchlaufen rund 500 Kleintiere das Bochumer Tierheim. Zurzeit beträgt die Fläche für sie 80 bis 100 Quadratmeter, im Neubau werden es 540 sein - plus Außengehege. Auf zwei Stockwerken werden die Kleintiere unter modernen Bedingungen untergebracht und versorgt, auch auf einer Kranken- und einer Quarantänestation. Es gibt Innen- und Außenvolieren, Räume für Exoten, nachtaktive und tagaktive Tiere. Für die Mitarbeiter sind Wirtschaftsräume mit WC, Umkleiden, eine Küche und Schutzvorrichtungen vorhanden. Das Dach wird begrünt sein.

Anzahl der Kleintiere im Tierheim Bochum ist enorm angestiegen

„Tierheim hatte immer Vorbild- und Modellcharakter“

Bürgermeister Gaby Schäfer (SPD) sagte zum „ersten Spatenstich“: „Das Tierheim hatte immer einen Vorbild- und Modellcharakter.“

Das soll künftig auch wieder bei den Kleintieren so sein. Mittlerweile sind rund die Hälfte aller im Tierheim untergebrachten Tiere Kleintiere.

Die Planungen für den Neubau haben rund zwei Jahre gedauert.

Als das Tierheim vor 32 Jahren eingeweiht wurde, stand der einzige Raum für Kleintiere zur Hälfte leer. Heute herrscht in mehreren Kleintierräumen akuter Platzmangel. Schneider erklärt dies mit drei Entwicklungen: Immer seltener sind Haustiere in einer Mietwohnung erlaubt. In einer Partnerschaft arbeiten heute meist alle beide außer Haus und können sich nicht richtig um die Tiere kümmern.

Außerdem gibt es das Phänomen des Animal Hordings, des Ansammeln übermäßig vieler Tiere zu Hause. Wird diese Situation von den Ordnungsbehörden aufgelöst, werden die armen Geschöpfe ins Tierheim gebracht. Auf diese Weise kamen einmal 30 Kaninchen auf einen Schlag dorthin.

Mittlerweile sind rund die Hälfte aller im Tierheim untergebrachten Tiere Kleintiere.