Bochum-Innenstadt. Um Umsatzverluste auszugleichen, Arbeitsplätze zu sichern und weiterzuwachsen, bittet der Bochumer Bioladen um Hilfe. Dankeschön für Spender.

Glasbehälter mit Rosinen und Bananenchips, Abfüllstationen mit Vollkornnudeln und Haferflocken, dazwischen Sheabutter, Fencheltee und Bio-Brause – fast alles zum Selbstabfüllen und ohne Verpackungsmüll. So dürften die meisten den Unverpacktladen „Bioku“ an der Hernerstraße im Kortlandviertel kennen. Was manche vielleicht nicht wissen: Die Verkaufsfläche macht von dem insgesamt 700 Quadratmeter großen Laden nur gut ein Viertel aus.

„Wir wollten von Anfang an mehr sein als nur ein Unverpackt-Laden“, sagt Stefan Holewa, einer der beiden Gründer. Schon bei Eröffnung 2018 war damals klar, dass „Bioku“ wachsen soll – zur Anlaufstelle für alles rund ums Thema Nachhaltigkeit.

Workshops sollen wieder starten

Der Unverpacktladen „Bioku“ befindet sich an der Hernerstraße 14 nahe des Deutschen Bergbaumuseums. Er ist der einzige seiner Art in Bochum.

Die Crowdfunding-Kampagne ist abrufbar unter www.startnext.com/bioku. Sie läuft noch bis zum 8. Juli.

Die Gründer gehen davon aus, dass die Workshops ab Ende des Monats wieder stattfinden können. Auch Tagungsräume kann man dann wieder mieten.

„Wir haben inzwischen ein großes Workshop-Programm auf die Beine gestellt“, berichtet der zweite Gründer Theo Kudrios. Dabei hieß es bis vor kurzem wöchentlich zum Beispiel Bienenwachstücher basteln, Seife schöpfen, Naturkosmetik herstellen, Gärtnern oder das 1x1 der Hausapotheke kennenlernen.

„Dann kam die Coronakrise“, sagt Holewa. Und mit ihr Umsatzeinbrüche, abgesagte Workshops, fehlende Mieteinnahmen. „Im April haben wir weniger als 50 Prozent des Umsatzes im Vorjahresmonat gemacht“, sagt Holewa. Für ein junges Nischen-Unternehmen sei das besonders schwierig zu stemmen.

Viel Eigenleistung investiert

„Wir haben von Anfang an nichts mit Krediten finanziert, sondern viel Eigenarbeit in unseren Laden gesteckt“, so Kudrios, zu dessen Team inzwischen zehn Mitarbeiter gehören. „Zur Gründung von Bioku haben wir schon damals eine Crowdfunding-Kampagne gestartet“, berichtet der 35-Jährige.

Was vor wenigen Jahren geklappt hat, soll den Jungunternehmern auch diesmal aus der Krise helfen. „Wir wollen den Standort sichern, Arbeitgeber bleiben und weiterwachsen“, sagt Kudrios. Dabei sind die Ideen der beiden Gründer groß, die Pläne bereits ausgereift: „Wir wollen endlich einen Co-Working-Space fertigstellen“, sagt Kudrios und erklärt, was dahintersteckt: „Es soll ein Raum zum Arbeiten werden, der flexibel genutzt werden kann und eine Atmosphäre des Netzwerkens bietet.“

Mindestens acht Plätze sollen am Ende angeboten werden können – zu Tagessätzen und Mietoptionen bis zu sechs Monaten. „Wir wissen, wie hoch das Risiko für junge Gründer ist, Büroräume anzubieten. In Zeit der „New Work“ ist es oft so, dass Selbstständige ein fester Arbeitsplatz nur jeden Donnerstag oder Freitag benötigen“, wirft Kudrios ein. Vor allem junge und nachhaltige Unternehmer will der Bioladen so fördern und dabei die Möglichkeit schaffen, dass sich etwa Grafikdesigner und nachhaltiger Reiseveranstalter begegnen.

Erst einmal braucht „Bioku“ aber selbst Unterstützung: Noch ist der Co-Working-Space nämlich noch nicht renoviert, Sanitäranlagen und Schallisolierung fehlen. Mit 30.000 Euro haben sie ihr Fundingziel auf der Website „startnext“ angegeben. „Damit wäre eine hohe Planungssicherheit gegeben“, hofft Kudrios. Knapp 100 Menschen haben sich bereits beteiligt, etwa 5000 Euro sind dabei zusammengekommen.

Dankeschön für alle Spender

Wer spendet, darf sich im Gegenzug ein Dankeschön aussuchen: Die reichen von Turnbeuteln und veganen Rezeptbüchern über Saatenmischungen für Bienen oder Coffee-To-Go-Becher bis hin zu Einkaufsgutscheinen und vergünstigten Workshops.

„In der Coronakrise zahlt „startnext“ von Anfang an jeden Euro aus“, freut sich Holewa. Normalerweise müsse das angegebene Ziel erreicht werden, sonst werde das Geld von den Spendern gar nicht erst eingezogen. Wer „Bioku“ unterstützen will, hat aber natürlich auch noch andere Möglichkeiten: „Wir freuen uns über alle Kundinnen und Kunden im Laden“, sagen die beiden Gründer. Zu denen pflegt das Team einen engen Kontakt, hat so viele Stammkunden gewonnen.

„Unsere Lieferanten haben uns auch versichert, dass es zu keinen Lieferengpässen kommen wird – Hamsterkäufe hat es deshalb von Anfang an nicht gegeben“, berichtet Holewa. Auch eine hektische oder gar aggressive Atmosphäre, wie sie dieser Tage teilweise in Supermärkten zu beobachten ist, suche man bei „Bioku“ vergebens.