Bochum. Der Kunstverein zeigt fünf zeitgenössische Positionen zum Thema „Virtuelle Wirklichkeit“: Eine Ausstellung mit vielen Überraschungen.

Spielerisch und ernsthaft zugleich geht es in der Ausstellung „Hybrid Realities“ im Kunstverein im Haus Kemnade zu. Fünf Künstler machen sich ans Spiel mit der Illusion. Ein gewichtiges Thema, zumal in Zeiten von Fake News, Virtual Reality und immersiven (als „wahr“ empfundenen) digitalen Bildwelten. Sie stellen unseren gewohnten Begriff von Wirklichkeit in Frage.

Abbild oder Wirklichkeit

Jeder hat das selbst schon erlebt: Die Grenzen zwischen Sein und Schein verwischen, vertraute Sichtweisen und scheinbar sicher geglaubte Ordnungen werden hinfällig. Das Aufsetzen einer 3-D-Brille im Kino, ein Blick ins Internet genügen. Oder aber das Besinnen auf die Anthropologie: Ob das, was wir erleben, „wirklich“ ist oder nur ein Abbild von etwas ganze Anderem - diese Frage treibt die Menschheit seit Platons berühmten Höhlengleichnis um.

Vor diesem Hintergrund versammelt „Hybrid Realities“ künstlerische Positionen, denen der doppeldeutige Charakter gegenwärtiger Wirklichkeitserfahrung eingeschrieben ist. Dabei geht es nicht um „digitale Kunst“, vielmehr werden auch analoge Ansätze einbezogen, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen.

Unheimliche Atmosphäre

So von Markus Zimmermann, der im Inneren seiner aus Karton gebauten „Guckkästen“ ungeahnte visuelle Räume entstehen lässt. Armin Keplinger erschafft mit der virtuos gehandhabten Technik des Computer Generated Imaging (CGI) in seiner Animation „1:1000“ eigentümliche Objekte, die in ihrer Uneindeutigkeit zwischen „echt“ und „künstlich“ eine unheimliche Atmosphäre verströmen.

Blick in eines der „Guckkasten“-Kunstwerke von Markus Zimmermann.
Blick in eines der „Guckkasten“-Kunstwerke von Markus Zimmermann. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Andreas Drewer wiederum kombiniert in „Early Days of Animation“ digitale und analoge Verfahren und erzeugt virtuelle Spiegelräume, in denen sich der Betrachter verlieren kann – überaus eindringlich!

Auch die individuellen Video-Projektionen von Adriane Wachholz und Tobias Dostal fügen ungewöhnliche Perspektiven zu irritierenden (Fehl-)Interpretationen der visuellen Wirklichkeit zusammen. Die Ausstellung im Raum des Kunstvereins wird ab Anfang Juli ergänzt durch eine ortsspezifische Arbeit von Michael Pohl im Schaufenster der Kortum-Gesellschaft am Stadtpark.

Ausstellung läuft bis September

Kunstverein Bochum, An der Kemnade 10 (HAT), bis 8. September, Öffnungszeiten Di.-Fr., 12-18 Uhr, Eintritt frei